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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Autoren: Karl May
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verwünschten Bären oder vom Geisterwolf?“
    „Nein.“
    „Nun siehst du, Kurt, den habe ich gesehen.“
    „Den Geisterwolf?“
    „Ja. Wenn du dem Herrn Hauptmann nichts wiedersagst, will ich es dir erzählen.“
    „Ich sage nichts.“
    „Nun gut. Also ich gehe heute morgen in den Wald und nehme einige Bund Heu mit für die Rehe. Auf dem Rückweg komme ich an den Forellenbach, und da huscht etwas, so etwa zwanzig Schritte weit, an mir vorüber ins Gebüsch.“
    „Der Wolf?“
    „Ja. Als ich hinkomme, sehe ich sofort an der Fährte, daß es ein Wolf ist. Ich ging zum Herrn Hauptmann, zeichnete ihm die Fährte vor, und auch er sagte, daß es ein Wolf sei.“
    „Ich war dabei.“
    „Ja, du bist also Zeuge dahier! Darauf ziehen wir mit dem ganzen Hundezeug hinaus, um den Wolf zu stellen. Wir finden seine Fährte, folgen ihr und – weg ist sie auf einmal, wie fortgeblasen. Sie verlor sich auf einer Schlittenfährte, der wir bis auf die Straße gefolgt sind. Es sieht also ein jeder sehr leicht ein, daß es der Geisterwolf gewesen ist.“
    „Ihr hättet mich mitnehmen sollen“, meinte Kurt sehr ernsthaft.
    „Nein, beileibe nicht; denn weißt du, was es bedeutet, wenn der Geisterwolf erscheint?“
    „Nun, was denn?“
    „Es stirbt einer aus der Gesellschaft. Mich mag es immerhin betreffen. Seit ich damals den Sauschuß getan habe, ist mir alles egal dahier!“ –
    Am Nachmittag hatte sich Kurt abermals bei dem Oberförster einzustellen; er erhielt um diese Zeit Unterricht von ihm. Er machte sich also in Pelzjacke und Pelzmütze auf den Weg zu ihm, klopfte wie gewöhnlich an und trat auf das „Herrrrrein!“ des Alten ein.
    „Guten Tag, Herr Hauptmann!“
    „Tag! Was gibt's?“
    „Stunde, Herr Hauptmann.“
    „Heute ist keine“, brummte der Oberförster. „Werde mir eine Stunde geben.“
    Er saß auf seinem Stuhl und starrte durch das Fenster; erst nach langer Zeit wandte er sich zu dem Knaben und fragte:
    „Hast du mit Ludewig gesprochen über den Wolf?“
    „Ja.“
    „Was sagte er?“
    „Ich darf es nicht sagen, Herr Hauptmann, weil ich es versprochen habe.“
    „So? Das muß ich gelten lassen. Aber ich kann mir trotzdem denken, wovon die Rede gewesen ist. Von Geistern und Gespenstern. Hm! Junge, glaubst du, daß ein Tier verschwinden kann?“
    „Ja, Herr Hauptmann, wenn es fortläuft oder fortgeschafft wird.“
    „Hm, nicht übel! Heute ist uns unser Wolf verschwunden.“
    „So ist er fortgelaufen oder fortgeschafft worden.“
    „Könnte ich diesen Halunken nur erwischen! Ein gescheiter Kerl ist er. Ich gäbe gleich zehn Taler darum, wen ich ihn bekommen könnte!“
    „Den Wolf oder den Kerl, Herr Hauptmann?“
    „Den Kerl zunächst.“
    „Ich kenne ihn.“
    Da sprang der Hauptmann auf.
    „Wer ist es?“
    „Ich darf es nicht sagen.“
    „Donnerwetter! Hast du etwa auch ihm Verschwiegenheit versprochen?“
    „Ja. Sagen darf ich nichts; aber zeigen darf ich dem Herrn Hauptmann etwas, woraus sich gleich erraten läßt, wer der Kerl gewesen ist.“
    „Kerl, ich will nicht hoffen, daß du mit mir Unsinn treibst!“
    „Es ist mein Ernst.“
    „Wo ist das, was ich sehen soll?“
    „Drüben bei uns.“
    „So gehe ich gleich mit, jetzt gleich.“
    „Herr Hauptmann, darf der Ludewig mit? Es ist auch für ihn.“
    „Gut, meinetwegen!“
    „Und die anderen? Ich bitte darum!“
    „Nun gut, sie mögen mitlaufen, alle miteinander. Aber der Teufel soll dich holen, wenn es dir vielleicht einfallen sollte, Unsinn zu treiben!“
    Sie brachen auf; die Burschen wurden gerufen, und nun ging es in Gesamtheit hinüber in den Hof des Vorwerks. Dort stand der Steuermann, der große Augen machte über den Zug, der bei ihm einwanderte.
    „Guten Tag, Herr Hauptmann!“ grüßte er ehrfurchtsvoll.
    „'n Tag! Wißt Ihr, was wir hier wollen?“
    „Nein.“
    „Uns von Eurem Jungen an der Nase führen lassen!“
    „Das mag ihm ja nicht anfallen!“
    „Will's ihm auch nicht raten!“
    Kurt jedoch machte eine triumphierende Armbewegung und sagte zu seinem Vater:
    „Hier, Papa, hast du den Schlüssel. Mache dem Herrn Hauptmann den Holzstall auf!“
    Der Steuermann nahm den Schlüssel.
    „Ah“, sagte er, „endlich klärt sich das Geheimnis auf!“
    „Ein Geheimnis?“ fragte der Hauptmann.
    „Ja. Er hat hier etwas versteckt; wir werden es aber sogleich sehen.“
    Helmers öffnete und trat zur Seite, um dem Hauptmann den Vortritt zu lassen. Dieser trat ein, blieb unter der Tür stehen und war
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