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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Autoren: Karl May
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Damen. Der Herr war der Großherzog Ludwig III. die Damen waren die Großherzogin, eine geborene Prinzeß von Bayern, und die Oberforstdirektorin. Der Oberforstdirektor aber hatte sich erhoben und trat auf den Jägerburschen zu. Er hatte jedenfalls von den hohen Herrschaften die Erlaubnis erhalten, den Kurier in ihrer Gegenwart zu empfangen.
    „Sie sind ein Untergebener des Herrn Oberförsters von Rodenstein?“ fragte der Oberforstdirektor.
    Ludewig stand in Achtung, mit dem Mantelsack unter dem Arm.
    „Zu Befehl, Exzellenz“, erwiderte er.
    „Und kommen als Kurier von ihm?“
    „Zu Befehl!“
    „Das muß eine höchst wichtige Angelegenheit sein.“
    „Höchst wichtig dahier!“ stimmte Ludewig bei.
    Der Direktor war über dieses ‚Dahier‘ einigermaßen überrascht, fragte jedoch weiter.
    „Welche Angelegenheit betrifft Ihr Ritt?“
    „Exzellenz, wir haben den ersten Wolf geschossen!“
    Ludewig sagte dies mit möglichst stolzem Nachdruck. Er sprach einstweilen nur von dem Wolf, denn er wollte der Exzellenz so nach und nach zu wissen geben, was für Leute es in Rheinswalden gebe. Leider aber machte die Exzellenz ein sehr enttäuschtes Gesicht. Und über das Gesicht des Großherzogs, der bisher in sichtlicher Spannung dagesessen hatte, zuckte eine gewisse Ironie.
    „Mir dies zu sagen, kommen Sie als Kurier?“ fragte der Oberforstdirektor.
    „Zu Befehl!“
    „Hat Ihnen der Oberförster gesagt, daß Sie sich als Kurier melden sollen?“
    „Zu Befehl, nein.“
    Die Züge des Herrn verfinsterten sich.
    „Und warum taten Sie das?“ fragte er mit scharfer Stimme.
    Der gute Ludewig wurde sehr verlegen.
    „Hm“, sagte er, „weil ein Wolf doch immerhin eine ganz verteufelte Bestie ist dahier!“
    Der Direktor warf einen überraschten Blick auf ihn und dann einen forschenden auf den Großherzog; da er aber auf dem Gesicht desselben ein belustigtes Lächeln bemerkte, so beruhigte er sich auch seinerseits und fragte:
    „Was haben sie denn hier?“
    „Das Fell, Exzellenz!“
    Da ließ sich ein leises, kurzes, goldenes Lachen hören. Es war die Großherzogin Mathilde, der es komisch vorkam, daß man ein Wolfsfell per Kurier sende. Dieses Lachen gab dem Oberforstdirektor seine gute Laune wieder.
    „Was soll ich denn mit dem Fell?“
    „Hm, das geht mich nichts an dahier. Exzellenz haben es verlangt.“
    „Ich weiß nichts davon.“
    „So ist es Seine königliche Hoheit der Herr Großherzog selbst gewesen.“
    Da warf die Exzellenz einen fragenden Blick auf den Großherzog. Dieser meinte mit sehr heiterer Miene:
    „Wie kommen Sie zu dieser Ansicht?“
    „Ich habe doch den Brief gehört“, antwortete Ludewig mutig.
    „Welchen Brief?“
    „Den, den der Herr Hauptmann heute aus der Oberforstdirektion erhalten hat. Er hat ihn uns vorgelesen, und da stand darunter: Ludwig der Dritte.“
    Die beiden Damen konnten ihr Lachen kaum verbergen. Der Großherzog ahnte eine komische Szene und erhob sich.
    „Ah, diese Zuschrift!“ sagte er.
    „Ja, zu Befehl, Hoheit!“
    „Und da ist in Rheinswalden sofort der erste Wolf geschossen worden?“
    „Zu Befehl!“
    „So zeigen Sie mir das Fell“, sagte er freundlich.
    Dem guten Ludewig kam bei der guten Laune der Anwesenden seine ganze Verlegenheit abhanden. Er fühlte sich als Held der Situation und wickelte mit wichtiger Miene den Mantelsack auf.
    „So, da ist das Fell!“ sagte er und breitete es ganz ungeniert auf dem getäfelten Boden aus.
    Die Damen hatten sich jetzt auch erhoben, aber alle vier zeigten eine große Überraschung, als sie das Fell erblickten, und der Großherzog meinte:
    „Ah, was wollen Sie denn? Das ist ja das Fell eines Luchses, aber nicht eines Wolfes?“
    Das war dem braven Ludewig zuviel. So dumm hatte er sich diese Herrschaften doch nicht gedacht. Er trat in höchster Entrüstung einen Schritt zurück, machte mit der Hand eine Bewegung der Überlegenheit und platzte heraus:
    „Na, das versteht sich doch Gottstrampach ganz von selber dahier!“
    Die Herrschaften sahen ihn zunächst ganz erstaunt an; als sie aber seine tragikomische Entrüstung bemerkten, konnte sich der Großherzog nicht halten; er brach in ein schallendes Gelächter aus, die Großherzogin folgte ihm, und nun brauchten sich die beiden anderen auch keinen Zwang mehr aufzuerlegen; es erscholl ein munteres, herzliches Lachquartett in dem Zimmer, wie es hier vielleicht noch nicht gehört worden war.
    „Sagen sie einmal, Mann, wie heißen Sie?“ fragte der Großherzog,
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