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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I
Autoren: Karl May
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Teufel!“
    „Ich war beritten, wie Sie daran sehen, daß ich Sporen trage. Mein Pferd stürzte und brach das Bein; ich mußte es erschießen.“
    „Warum haben Sie nicht Sattel und Zaum mitgenommen?“
    „Weil ich mich nicht mehrere Tage lang in solcher Hitze mit dieser Last schleppen wollte.“
    „Aber Sie konnten es verkaufen und von dem Erlös vielleicht zwei volle Tage leben. Sie tun mir wirklich leid. Lieber hätten Sie sich mit den beiden alten Schießgewehren, die ich da sehe, nicht schleppen sollen; sie sind keinen halben Dollar wert, ganz alte Konstruktion; ich verstehe mich darauf.“
    Er nahm den Henrystutzen in die Hand, betrachtete ihn und schüttelte, indem ihm die Patronenkugel am Schloß auffiel, den Kopf. Dann griff er nach der alten Bärenrifle, um sie aufzunehmen, ließ sie aber liegen, da sie so schwer war, daß er sie mit einer Hand nicht zu heben vermochte.
    „Werfen Sie dieses Zeug weg!“ riet er mir. „Es hat keinen anderen Zweck, als daß Sie sich mit demselben das Reisen erschweren. Wohin wollen Sie von Guaymas aus?“
    „Mit einem Schiff nördlich weiter, über Hermosillo hinauf.“
    „Da können Sie lange warten. Schiffe, welche so weit gehen, sind selten.“
    „So reite ich.“
    „Da müßten Sie sich ein Pferd oder Maultier kaufen, und ich versichere Ihnen, daß selbst für schweres Geld jetzt keins zu haben ist. Wenn Sie Zeit zum Warten hätten, könnten Sie später die Eisenbahn benutzen, welche nach Arispe geht.“
    „Wie gehen die Züge dorthin?“
    „Züge? Man sieht, daß Sie hier fremd sind, Señor. Die Bahn ist noch nicht fertig. Man sagt, daß sie in drei, vier oder auch fünf Jahren vollendet sein wird; das aber sind Ihnen unbekannte Dinge. Sie sollten nicht in einem Land reisen, welches Sie nicht kennen und welches so weit von Ihrer Heimat liegt. Bei Ihrer Armut ist dies ein gefährliches Beginnen. Sie haben als Ihre Heimat Sajonia angegeben. Wo liegt diese Stadt?“
    „Es ist keine Stadt, sondern ein Königreich, welches zu Alemannia gehört.“
    „Ganz richtig! Man kann nicht alle Landkarten im Kopf haben. Also Sie dürfen bei mir bleiben. Wegen Ihrer Armut und weil Sie infolge Ihres guten Dominospieles ein vorzüglicher Gesellschafter sind, will ich ein Einsehen haben und Ihnen den möglichst billigen Preis stellen. Sie sollen vollständige Pension und die beste Verpflegung für einen Peso täglich haben. Das ist ein Preis, den Sie sehr niedrig finden werden.“
    „Ich danke Ihnen und bin einverstanden“, erklärte ich, denn ein Peso beträgt vier und eine halbe Mark, bei welchem Preis ich ‚vollständige‘ Pension und ‚beste‘ Verpflegung halb als geschenkt betrachten mußte.
    Er nickte befriedigt, schob das Fremdenbuch zur Seite, griff wieder nach den Dominosteinen und sagte:
    „Da Sie Hunger und Durst haben, wird Felisa Ihnen das Essen bereiten, und inzwischen können wir noch einige Partien spielen. Beginnen wir!“
    Ob ich Lust dazu hatte, das fragte er nicht. Er schien es für ganz selbstverständlich zu halten, daß ich ein ebenso leidenschaftlicher Spieler sei, wie er war. Wir begannen, denn ich wollte nicht ungefällig sein. Ich hatte die Absicht, ihn gewinnen zu lassen, konnte dieselbe aber nicht ausführen, da er wirklich zu schlecht spielte. Bei der dritten Partie begann sich vom Herd, an welchem die Señorita beschäftigt war, ein Duft nach verbranntem Mehl zu verbreiten. Mitten in der vierten hielt der Wirt plötzlich inne, schlug sich mit der Hand an die Stirn und rief aus:
    „Wie konnte ich das vorhin vergessen! Sie wollen über Hermosillo hinaus, Señor, und ich habe gar nicht daran gedacht, daß es eine prächtige Gelegenheit für Sie gibt. Señor Enriquo erwartet nämlich ein Schiff, welches hier anlegen und dann hinauf nach Lobos gehen wird.“
    „Dieser Ort würde mir allerdings sehr bequem liegen. Wer aber ist der Mann, den Sie Señor Enriquo nennen?“
    „Ein Gast von mir, dessen Name im Fremdenbuch gleich vor dem Ihrigen steht. Haben Sie ihn nicht gelesen?“
    Das hatte ich nicht getan. Ich griff also nach dem Buch und las: ‚Harry Melton, Heiliger der letzten Tage.‘ Diese Worten waren allerdings in englischer Sprache geschrieben. Also ein Mormone! Wie kam der hierher? Welche Angelegenheit konnte ihn aus der großen Salzseestadt so weit südlich nach Guaymas geführt haben?
    „Warum blicken Sie so nachdenklich in das Buch?“ fragte der Wirt. „Ist an dem Eintrag vielleicht etwas Besonderes, etwas Auffälliges zu
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