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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I
Autoren: Karl May
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unten nicht zu erreichen ist, das übrige kann man sich sehr leicht ergänzen. Wenn die Wohnung von unten nicht erreicht werden kann, so muß sie an einer Seite liegen, welche nicht zu erklettern ist. Von Nord und von Süd kann man auf das Plateau gelangen; diese beiden Seiten sind also ausgeschlossen. Auf der westlichen Seite liegt Eure Höhle, deren Geheimnis Ihr vor Melton sicher nicht bewahren könntet, wenn sich hier, oben über ihr, sein Versteck befände, denn er würde Euch kommen und gehen sehen. Also bleibt nur noch die Ostseite übrig; da muß er wohnen.“
    „So ist es allerdings. Master, jetzt glaube ich, daß Ihr, wenn man Euch nur ein A zeigt, das ganze Alphabet aus diesem einen Buchstaben holt!“
    „So schlimm ist es nicht; aber ich bin durch die scharfe Not sehr oft gezwungen worden, ebenso scharf nachzudenken, und das Berechnen, erst so schwer, wird mit der Zeit zur Leichtigkeit. Die Not ist, wie überall, so auch hier die beste Lehrmeisterin.“
    „Wollen doch sehen, ob sie wirklich eine so gute Lehrmeisterin ist. In diesem Fall könnt Ihr vielleicht auch berechnen, welcher Weg zu dem Versteck Meltons führt, ohne daß ich Euch eine Andeutung mache?“
    „Ohne! Ich brauche nur hinzugehen und mir das Plateau des Berges anzusehen.“
    „Das sagt Euch gar nichts. Ihr würdet nichts bemerken.“
    „Doch! Zum Beispiel, ob dieses Plateau irgendeine offene oder heimliche Vertiefung hat. Sodann würde ich sehen, aus was der Boden da oben besteht, ob aus reinem, nacktem Fels oder nicht.“
    „Aus dem Schutt, welcher aus dem Schacht geschafft und rings zerstreut worden ist! Aus so einem einfachen Umstand könnt Ihr doch unmöglich berechnen, auf welche Weise man in das Versteck Meltons kommt!“
    „Nennt es Berechnen, Schließen oder Erraten, es ist ganz dasselbe; ich kenne den Weg.“
    „So ist es Euch von irgend jemandem verraten worden!“
    „Ich habe nur mit Euch darüber gesprochen und weiß nur das wenige, was Ihr mir gesagt habt.“
    „Ihr macht mich immer begieriger. Wollt Ihr mir sagen, was Ihr berechnet oder erraten habt?“
    „Warum nicht? Es ist ja für Euch kein Geheimnis, daß man ein Stück in den Schacht hinunterzusteigen hat, um in die Wohnung, von welcher wir reden, zu gelangen.“
    „Bei Gott, er weiß es, er weiß es!“ rief da der Player so laut aus, daß alle auf uns aufmerksam wurden. „Wie ist das nur möglich, wenn Ihr keine andere Quelle als meine Äußerungen habt?“
    „Es ist wenigstens ebenso leicht wie das, was ich vorher erraten habe. Ihr habt doch gesagt, daß der Zugang nicht von unten sei, also muß er oben zu suchen sein. Da man das Versteck nicht sehen kann, so liegt es auch nicht ganz oben in der Nähe der Felsenkante, da man es entdecken würde, falls man über dieselbe herunterblickte; es muß also etwas abwärts zu suchen sein. Aus letzterem und dem vorigen Grund folgt nun wieder, daß der Weg nicht offen auf dem Plateau hinführen kann, sondern unter der Oberfläche liegen muß. Liegt er so tief, so hat er unbedingt einen Eingang, in welchen man hinabsteigt, es gibt aber kein Loch, keine offene oder versteckte Vertiefung außer dem Schacht, und also muß mit Sicherheit angenommen werden, daß der betreffende Weg unten im Schacht beginnt. Habt Ihr eine Ahnung, wie die Indianer postiert sind?“
    „Nein. Aber den Ort, wo allem Erwarten nach ihre Pferde untergebracht sind, kann ich Euch zeigen.“
    „Dazu ist später Zeit. Der alte Weller meldet unsere Ankunft, also werden die Roten sich meist auf die Westseite von Almadén gezogen und uns von da aus Kundschafter entgegengeschickt haben. Steht das Schachthaus und das Mundloch unbewacht?“
    „Nein. Es halten da stets zwei Indianer Wache, um den etwaigen, allerdings fast unmöglichen Ausbruch eines Arbeiters zu verhüten.“
    Ich hätte nun auch nach dem Haziendero fragen können. Er, als der frühere Besitzer von Almadén, mußte doch die Örtlichkeit kennen. Aber einesteils wollte ich mit diesem Ignoranten überhaupt nichts zu tun haben, und andererseits hätte ich gewärtig sein müssen, daß er mir verkehrte Auskünfte gab und mich durch dieselben irreführte.
    Eine Besprechung mit Winnetou war nicht nötig. Wenn einer von uns beiden einmal etwas unternahm, so wußte der andere, daß es nach Kräften ausgeführt wurde. Guter Rat wurde weder begehrt noch gegeben. Der Apache fragte mich nur, wann ich aufbrechen würde.
    „Noch vor Tag“, antwortete ich. „Ich muß einen Umweg machen. Die Yumas
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