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36 - Die Omen von Kregen

36 - Die Omen von Kregen

Titel: 36 - Die Omen von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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noch andere Dinge im Sinne hatten, schien er vergessen zu haben. Rache war sein einziges Motiv.
    Obwohl die magische Zahl Kregens die ›Neun‹ ist, gibt es auch viele Geschichten und Legenden über die Geheime Sieben. Diese sagenhaften Champions, geschickt, hart, schnell zu Fuß und mit dem Auge, niemals bedrückt, auch wenn sich ihre Verluste häufen, streben stets nach den höchsten Sprossen auf der Leiter des Erfolges und sind für die Kinder in den Paz-Ländern dieses unheimlichen und schönen, schrecklichen, doch auch lieblichen Kregens, vierhundert Lichtjahre von der Welt meiner Geburt entfernt, stets ein Sinnbild der Ehre.
    Rache brachte nichts, das hatten die Geheimen Sieben in so mancher flotten Abenteuergeschichte bewiesen.
    »Na schön, Kov«, sagte ich. »Wir müssen noch das Herz von Spikatur zu fassen kriegen.«
    »Das werden wir, das werden wir. Pandrite der Allprächtige wird unsere Schritte lenken, sobald ich diesen feinen Kov Hurngal ham Hortang niedergestreckt habe!«
    So entzündeten wir den riesigen Holzstapel, den wir vor der breiten Tür errichtet hatten, und zogen uns auf das Podest zurück, um die weitere Entwicklung abzuwarten.
    Der Rauch bewegte sich in flachen schwerfälligen Wolken, die Flammen zuckten frohgemut. Die unter der Decke versammelten Fledermauswesen kamen in Bewegung, flatterten mit den Flügeln und ließen sich in immer größerer Zahl fallen. San Aramplo sprach davon, daß er diese Geschöpfe für Wargovols hielt. Sie flatterten scharenweise herbei, aufgescheucht, ziellos, und versuchten nach einigem Hin und Her ihre Ruheplätze unter der Decke wieder einzunehmen. Aber der Rauch wogte zwischen ihnen, und ihr schrilles Quietschen ertönte immer häufiger und mit einer Bedrohlichkeit, der wir nicht ausweichen konnten.
    Unser Holzstapel brannte nun lichterloh, und auch die Tür flackerte noch, als Kov Loriman einem seiner Chulikwächter schließlich die Axt entriß und vorstürmte. Wie von Sinnen hackte er inmitten Glut und Asche, inmitten Rauch und Flammenzungen auf die Tür ein. Er hämmerte das verkohlte Holz durch, und die Türflügel sprangen auf.
    Angeschwärzt, aufgedunsen, kühn, so stürmte der Jagd-Kov durch die Tür in die Freiheit.
    »Hai!« brüllte ich und zollte ihm damit etwas von dem Tribut, der ihm zustand, denn er war ein energischer Bursche. Zugleich hielt ich aber das ›Jikai‹ zurück, das nun doch an dieser Stelle nicht angebracht gewesen wäre.
    »Er mag ja ein ziemlicher Stinkstiefel sein«, sagte Seg, »aber man muß es ihm lassen, dem alten Kerl, bei Vox!«
    Der braune Lendenschurz, den ich von Frau Tlima erhalten hatte, war inzwischen dermaßen mitgenommen, daß ich mich zum nächsten roten Samtvorhang begab und mit dem Kurzschwert einen Streifen abtrennte. Diesen formte ich zu einem neuen Lendenschurz, den ich anlegte und mit den Enden in den breiten Lestenleder-Gürtel mit der matten Silberschnalle steckte. Ich gebe zu, das Rot, auch wenn es eher ein Karmesin- als Scharlachrot war, beflügelte mich.
    Seg folgte meinem Beispiel.
    Schließlich mußten wir uns doch beeilen, als die Wargovols, vom Rauch aus der Fassung gebracht, in flatternden Massen herumzufliegen begannen.
    Sie folgten uns nicht aus dem Saal.
    Nun fand die Verfolgung keine Hindernisse mehr. Der Weg, den Hurngal genommen hatte, war leicht aufzuspüren. Es war ein gekennzeichneter Weg. Wir brauchten nur der Spur der Toten zu folgen.
    Im weiteren Verlauf des Weges veränderte sich die Art der Toten; zuerst waren es ausnahmslos Sklaven, halbnackt, unbewaffnet und ohne Lasten, dann sahen wir die Säcke, die zwischen die Leichen geworfen worden waren, und bald lagen mehr Wächter als Sklaven vor uns und schließlich gar keine Sklaven mehr, sondern nur noch Kämpfer in ihrem eigenen Blut.
    »Die Hexe macht sich einen Spaß«, sagte ich zu Loriman. Ich hatte mich durch unsere Leute an seine Seite gedrängt, um sicherheitshalber zur Stelle zu sein. Seine von purpurnen Adern durchzogene Nase hatte sich etwas aufgehellt, und sein Zorn war von einer eiskalten Beherrschtheit, wie sie bei einem cholerischen, muskulösen Mann seines Typs stets angsteinflößend wirkt. »Sie quält die armen Teufel.«
    »Die sind mir egal. Ich hoffe nur, daß Hurngal auch leidet. Und wenn er es zuläßt, daß Dame Hebe ein Leid geschieht ...«
    Strom Tothor äußerte sich mit einem Löwenbrüllen, das denkbar leise und bescheiden klang: »Die Leute vor uns ziehen die gesamte Aufmerksamkeit auf sich, uns greift
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