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36 - Die Omen von Kregen

36 - Die Omen von Kregen

Titel: 36 - Die Omen von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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sich wortlos bereit, seinem finsteren Chulik-Ehrenkodex gerecht zu werden.
    So bereiteten sich meine Begleiter auf den letzten großen Kampf vor, eine Auseinandersetzung, die nach Zairs eigenem Maßstab ein echtes Hai-Jikai sein würde.
    Es konnte kein Zweifel bestehen, daß es um uns geschehen war – so wie auch Kov Hurngals Begleitung hatte untergehen müssen.
    »Worauf warten sie nur, im Namen Numi-Hyrjivs des Allprächtigen?« wollte Tothor wissen.
    Denn die unbeschreibliche Horde trat von einem Bein auf das andere und klickte und klackte dabei – und wartete ab.
    Plötzlich öffnete sich der grüne Vorhang vor der Mitte des Balkons. Langsam fuhr er links und rechts zur Seite.
    »Verstehe«, sagte Seg. »Das Miststück.«
    Auf dem Balkon erhob sich ein in ungewisses Licht gehüllter Thron. Wo er nicht von Chavonth- und Ling-Pelzen und langen bunten Seidenbahnen verhüllt war, zeigte der Thron harte Kanten. Hoch über dem Sitz war der riesige Kopf eines schuppigen Risslacas zu sehen, mit aufgerissenen keilförmigen Kiefern. Die Augen zeigten sich als rubinrote Lichter. Wer vor dem Thron stehen und hinaufschauen mußte, hatte den unheimlichen Eindruck einer unheilvollen, bösartigen Macht, die jeden Augenblick zuschlagen konnte.
    Halbnackte Chail Sheom waren an den Stufen des Throns angekettet, unheimlich aussehende Männer und Frauen hielten die Leinen von noch unheimlicheren Tieren. Tausend überwältigende Gerüche machten sich als miasmischer Gestank bemerkbar.
    Thron, Dinosaurierkopf, perlengeschmückte Sklavinnen, halb gezähmte Throntiere, das Funkeln von Gold und Edelsteinen – dies alles verblaßte angesichts der Frau, die den Thron innehatte.
    Ihr Gesicht, hell wie der Schnee des Nordens, zeigte keinerlei Farbe. Streng, aufrecht sitzend, in ein schwarz-grünes Gewand gehüllt, auf dem viel Gold schimmerte, betrachtete sie uns mit Augen wie unstete, aus innen heraus leuchtende Jadescheiben. Das dunkle Haar verlief seitlich der Stirn nach oben, wurde auf dem Kopf zusammengehalten und fiel in langen Streifen bis auf die Schultern herab. Eine kleine Darstellung des keilköpfigen Risslaca-Kopfes schmückte das edelsteinbesetzte Band, das ihr Haar umschloß.
    So saß sie da, das spitze Kinn auf eine beringte Hand gelegt, der Arm schwer von Bändern. Finster musterte sie uns, ein Ausdruck, der sich auch nicht verändern würde, wenn sie das Kommando gab und ihre Geschöpfe mit dem Gemetzel beginnen würden.
    Wir würden uns wehren. Wir konnten ihr ein ordentliches Schauspiel liefern. Wir würden trotzig untergehen, ›Hai-Jikai!‹ brüllend, während wir unsere tödlichen Wunden schon empfangen hatten.
    Seg stand ruhig da; er hatte den Bogen halb gezogen. Er war auf den Tod gefaßt. Die anderen schwiegen ebenfalls voller Ernst. War dies das Ende?
    Ich warf meine lederne Rüstung ab, so daß ich nur noch meinen roten Lendenschurz trug. So trat ich allein vor, die funkelnde Krozairklinge in der Hand.
    »Csitra!« brüllte ich mit meiner alten Seemannsstimme, und das Echo des Namens hallte in dem riesigen Saal mehrfach wider. »Csitra! Ich hatte versprochen, dich zu besuchen. Nun also, meine Dame! Hier bin ich!«

20
     
     
    Der Widerhall meines Rufes hallte um den Saal und verstummte.
    Csitra rührte sich nicht. Ich bildete mir ein, daß die geschlitzten Jadeaugen mich musterten. Also, bei Zim-Zair! Sie konnte mich wohl kaum übersehen, nicht wahr, wie ich da auffällig vor den Überresten unserer Expedition stand.
    Was meine Kameraden hinter mir taten, wußte ich nicht; ich hoffte nur, daß sie mir freie Hand ließen! Ich mußte mich mit jedem Aspekt meiner Willenskraft auf die Konfrontation mit dieser überragend mächtigen Frau konzentrieren. Wenn sie wollte, konnte sie mich und alle meine Begleiter mit einer lässigen Bewegung ihrer ringbedeckten, schlanken weißen Finger vernichten. Wenigstens nahm ich das an.
    Endlich antwortete sie, japsend, atemlos: »Ich weiß nicht recht, ob ich dir das wirklich geglaubt hatte, mein Schatz.«
    Die letzten beiden Worte ließen mich zusammenzucken.
    »Aber nun bist du hier.« Ihre Stimme wurde stärker. »Du besuchst mich wie versprochen.«
    »Aber ja«, sagte ich.
    »Aber warum auf diese Weise? Du hättest ums Leben kommen können, denn ich hatte keine Ahnung. Oh, mein Schatz, wenn eine meiner raffinierten Fallen dich ... Ich bringe es nicht über die Lippen. Du mußt sofort zu mir heraufkommen. Ich schicke ...« Sie war aufgeregt wie ein Teenager vor dem ersten
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