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319 - Paris - verbotene Stadt

319 - Paris - verbotene Stadt

Titel: 319 - Paris - verbotene Stadt
Autoren: Jo Zybell
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geschlagen waren, hielt ihn umschlungen. »Himmel, Rudy, was sollen wir essen, wenn du nicht mehr da bist?«
    »In meinem Tagebuch... stehen meine Rezepte....« Das aschfahle Gesicht des bärtigen Obristen verzerrte sich zu einem Grinsen. »Ihr werdet schon nicht verhungern...« Er flüsterte nur noch. Dylan kniete neben ihm und Jeanne nieder.
    »Himmel, Rudy...« Tränen liefen über Jeannes Gesicht.
    »Es wird düster, mia bella, zu düster...« Rudy hob den schweren, schweißnassen Schädel ein wenig an. »Denk daran, was du mir versprochen hast...« Er hob die rußige Rechte, berührte Jeannes Wange. »Neben dem Grab meiner Mama...«
    Jeanne nickte. »Ich habe es versprochen«, schluchzte sie, »und ich werde dich dorthin bringen.«
    Rudy lächelte und blinzelte in den Himmel. »Die große schwarze Wolke... siehst du sie? Sie senkt sich tiefer...« Dylan begriff, dass er einen von Jeannes postmodernen Lieblingsdichtern zitierte. Schwer atmend bewegte der Sterbende die Lippen. Dylan lauschte – Rudy sprach Englisch mit starkem italienischem Akzent, und er trug keinen Translator mehr, der es automatisch übersetzt hätte. »I feel like I’m knockin’ on heaven’s door... meine Mama wartet da auf mich...«
    ***
    Matt, Xij und Grao’sil’aana saßen im Cockpit eines eroberten Panzergleiters. Sie verfolgten den Funkverkehr der Chinesen. Die Translatoren funktionierten einwandfrei, auch nachdem ein Techniker der Rebellen die Peilsender deaktiviert hatte. Die chinesischen Verbände zogen sich nach kurzem Kampf zurück.
    Dem Funkverkehr entnahmen Matt und seine beiden Gefährten, dass die Chinesen ihren wichtigsten Kommandeur verloren hatten. Eine Frau vermutlich. »Die verdammte Schlange!«, zischte Xij. »Sie ist tot.«
    »Der Verlust der Generalsekretärin scheint sie wirklich zu demoralisieren«, meinte Grao.
    »Wir wissen nicht, ob es wirklich die Generalsekretärin war.« Matt blieb skeptisch. »Wir wissen nicht einmal, ob es ein Mensch war.«
    »Wahrscheinlich ein Androide«, mutmaßte Xij. »Das würde auch ihre Kälte erklären. Erinnert ihr euch an ihre grünen Eisaugen?«
    Jeanne und ihre Adjutanten betraten das Cockpit. Auch Dylan McNamara war bei ihnen. »Wir nutzen die Verwirrung der Chinesen aus und greifen noch einmal deren Hauptquartier an«, sagte Jeanne. »Vielleicht reißen wir diesmal etwas.«
    »Viel Glück«, sagte Matt. »Wir werden uns allerdings demnächst verabschieden müssen.«
    »Wohin?«, fragte sie.
    »Nach Süden. Venedig.«
    Jeanne runzelte die Stirn. »Venedig? Was wollt ihr denn da?«
    Die Wahrheit wollte Matt lieber für sich behalten. Es musste nicht jeder wissen, dass dort über der Lagune ein Zeitportal lag. Dylan, der es notgedrungen mitbekommen hatte, hatte er das Versprechen abgenommen, darüber zu schweigen. »Nun... wie wär’s mit Urlaub machen?«, konterte er.
    Jeanne lachte ungläubig. »Es muss was dran sein, dass ihr aus der Vergangenheit kommt. In Venedig hat seit über hundert Jahren niemand mehr Urlaub gemacht.« Sie hob die Arme. »Aber okay, ich hab schon kapiert – keine weiteren Fragen. Nur eine noch vielleicht: Was haltet ihr davon, wenn wir gemeinsam fahren und wir euch dort absetzen?«
    »Du willst nach Italien?« Dylan wirkte ähnlich überrascht wie Matt.
    Jeanne wurde schlagartig wieder ernst. »Ich habe Rudy geschworen, seine Asche zu seiner Sippe nach Triest zu bringen, damit er neben seiner Mutter bestattet werden kann.« Sie wandte sich wieder an Matt. »Begleitest du mich? Ich nehme einen der eroberten Panzergleiter.«
    Matthew überlegte. In Triest waren er und Xij schon einmal gewesen. Die Stadt lag knapp hundertzwanzig Kilometer von Venedig entfernt. Er suchte die Blicke Xijs und Graos. Beide nickten. »Wenn es auf eurem Weg liegt: einverstanden«, sagte er.
    »Es ist mir eine Ehre, dem legendären Matthew Drax einen Gefallen tun zu können«, sagte Jeanne St. Germain.
    ***
    Das Triebwerk brummte leise. Die Herbstwälder unter ihnen leuchteten rot und gelb im Sonnenlicht. Der Nachmittagshimmel war blau, beinahe wolkenlos. Ein großer Vogel kreiste zwischen Felswand und Wiesenmatten über dem Flusstal.
    »Himmel, was ist das?« Dylan beugte sich aus seinem Sitz, um das Tier besser betrachten zu können. »Noch nie habe ich einen derart großen Vogel gesehen!«
    »Ein Adler«, sagte Matt.
    »Ein Steinadler«, präzisierte Xij. »Kannst du nicht kennen, McNamara, die kommen nämlich in Straßenschluchten nicht vor.«
    »Er segelt dahin, als
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