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319 - Paris - verbotene Stadt

319 - Paris - verbotene Stadt

Titel: 319 - Paris - verbotene Stadt
Autoren: Jo Zybell
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hätte er alle Zeit der Welt«, sagte Dylan fasziniert.
    »Hat er auch«, sagte Xij. »Siehst du die Herde Huftiere im Felshang? Das sind Steinböcke. Wahrscheinlich wartet der Adler, bis eines der Jungtiere sich von der Herde entfernt, um dann seine Beute zu schlagen.«
    Zwei Wochen waren vergangen seit Rudolphos Tod und der erfolgreichen Schlacht um den Elysee-Palast. Die Generalsekretärin hatten Jeannes Truppe nicht mehr gefunden, weder tot noch lebendig – falls man diese Attribute bei einer Androidin verwenden wollte. Dafür aber war es der ARF gelungen, die Chinesen aus Paris zu vertreiben. Auch in Berlin hatten die Invasoren eine empfindliche Niederlage hinnehmen müssen: Die Widerstandsarmee dort kontrollierte die Megacity und sogar wieder den Nordosten des europäischen Bundesstaates Deutschland.
    Matt Drax ließen diese Entwicklungen merkwürdig kalt. Was in dieser Parallelwelt des Jahres 2201 geschah, betrachtete er ein wenig wie ein viel zu dickes Buch, das er nur las, weil nichts Besseres greifbar war; oder wie einen Film, in dessen Vorführung er versehentlich geraten war.
    Nachts plagten ihn Träume von seiner Welt, Träume von seinem Leben, Träume von Toten, die ihm etwas bedeutet hatten, von Rulfan zum Beispiel oder von Aruula.
    Ja, auch von ihr träumte er oft in letzter Zeit.
    Kurz und gut: Er wollte nach Venedig und zum Zeitportal, in der Hoffnung, mit dem nächsten Sprung vielleicht wieder in der eigenen Welt herauszukommen. In einer Welt, in der sie eine Waffe gegen den Streiter finden und dessen Abwehr vorbereiten konnten.
    Mit der Erkenntnis, in Paralleluniversen unterwegs zu sein, hatte sich ihr Dilemma noch vergrößert. In der Folge würden sie erst herausfinden müssen, ob die Zeitlinie, die sich besuchten, überhaupt die ihre war.
    Nach seinem Geschmack war zu viel Zeit verstrichen von der Einäscherung des italienischen Obristen bis zum Aufbruch nach Süden. Viel zu lange hatten sie gebraucht, um den chinesischen Kessel um Paris zu durchbrechen, viel zu lange von der Stadt an der Seine bis in die französischen Alpen.
    Jetzt endlich flogen sie nach Italien hinein. Der Adler über dem Flusstal faltete plötzlich die Schwingen zusammen und schoss im Sturzflug dem Fuß des Felshanges entgegen. »Wow!«, entfuhr es Dylan.
    »Das Generationenraumschiff, seht nur!«, rief Jeanne plötzlich. Alle blickten auf das Hologramm, in dem die Nachrichten des chinesischen Staatssenders liefen. Ein bläulich leuchtender, gigantischer, kreiselförmiger Koloss schwebte im All. Der rote Planet im Hintergrund wirkte groß wie der Vollmond am Horizont, wenn die Luft feucht war.
    »Sie wollen auf dem Mars landen?«, staunte Dylan.
    »Hätte man sich eigentlich denken können«, sagte Jeanne. »Auf dem Mars existiert schließlich der einzige noch freie Bundesstaat der ehemaligen APU.«
    Matt konnte es kaum fassen. »Die haben mit diesem Riesenteil die Strecke zum Mars in nur zwei Wochen zurückgelegt?«, fragte er ungläubig.
    »Man munkelt, die Chinesen hätten das molekulare Spintriebwerk der APU nicht nur kopiert, sondern auch wesentlich verbessert«, sagte Dylan. »Scheint zu stimmen. Ich frage mich nur, warum sie das Ding überhaupt gebaut haben, wenn sie nur zum Mars wollten.«
    Gemeinsam betrachteten sie die Aufnahmen. Sie seien nur wenige Stunden alt, versicherte die Kommentatorin, und sie würden einen historischen Augenblick in der Geschichte der glorreichen chinesischen Volksarmee dokumentieren.
    Matt runzelte die Stirn. »Von Zivilisten ist keine Rede.« Der Translator in seinem Nacken funktionierte einwandfrei. Schade, dass er beim nächsten Zeitsprung zurückbleiben würde – sie konnten nichts in eine andere Zeit mit hinübernehmen, was sie nicht von Beginn ihrer Reise an mitgeführt hatten.
    Das Generationenraumschiff näherte sich weiter dem Mars. Und plötzlich schien es zu explodieren – allerdings konnte man keinerlei Explosionsblitz ausmachen. Das Schiff dehnte sich lediglich aus und zerfiel dabei in viele kleine Einheiten.
    »Unfassbar!« Dylan stöhnte auf. »Schaut euch das an!«
    »Das Ding besteht aus Tausenden kleinen Raumgleitern!« Mit hohler Stimme erklärte Jeanne, was jeder mit eigenen Augen sehen konnte. »Damit konnte niemand rechnen! Die Marskolonie ist völlig unvorbereitet!«
    Tatsächlich zerfiel das vermeintliche Generationenraumschiff in Myriaden kleiner Kampfschiffe. Die formierten sich zu Pulks, die Pulks zu Geschwadern, und die beschleunigten und nahmen Kurs auf
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