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319 - Paris - verbotene Stadt

319 - Paris - verbotene Stadt

Titel: 319 - Paris - verbotene Stadt
Autoren: Jo Zybell
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ging in die Knie und griff nach einer Glasscherbe, die am Boden lag. Ich muss das Ding entfernen...
    Dylan wischte den Splitter so gut es ging sauber, dann beugte er den Schädel, so tief, dass ihm die langen weißblonden Haare aus dem Nacken ins Gesicht fielen. Er setzte die Scherbe an und biss die Zähne zusammen.
    Oder war es eine Mikrobombe mit Zeitzünder? Vielleicht reagierte sie auch auf Hitze oder Berührung. Würde er das hier überleben?
    Gleichgültig! Er dachte an seinen Vater, während er seine Haut aufritzte, und an General Cleveland, dem er den Gnadenschuss gegeben hatte.
    Er schaffte es, den Schnitt einen Zentimeter neben die Erhöhung zu setzen, wo sich der Translatorchip unter der Haut wölbte. Mit blutigen Händen drückte er den Baustein aus dem Wundschlitz. Dylan schrie vor Schmerzen, doch endlich hielt er das daumennagelgroße Ding in der Rechten. Jetzt keine Zeit verlieren! Er sprang auf, holte aus und schleuderte den Chip weit von sich auf die Straße. Auch als er zwischen Trümmerstücken aufschlug, explodierte er nicht.
    Am anderen Ende der Straße, vielleicht vierhundert Meter entfernt, bog ein knapp über dem Boden schwebender Gleiter ein. Zugleich fiel ein gewaltiger Schatten auf Dylan. Erschrocken blickte er in den Himmel.
    ***
    »Was ist los mit ihm?« Jeanne spähte zur Straßeneinmündung, in der Dylan verschwunden war. »Warum rennt er weg von mir?« Sie war fassungslos.
    Rudolpho grinste süßsauer. »Er wird denselben Verdacht haben wie ich, mia Bella«, sagte er. »Dass die Chinesen ihm eine Mikrobombe implantiert haben.«
    Jeanne wurde bleich, und im ersten Impuls wollte sie hinter ihrem Geliebten herrennen. Rudy hielt sie am Arm zurück. »Willst du, dass die Gelbärsche doch noch ihr Ziel erreichen? Ich schätze, solange er sich nicht in deiner Nähe aufhält, seid ihr beide relativ sicher.«
    Unwillkürlich griff sich Matt in den Nacken. »Was ist mit unseren Translatoren?«
    Rudolpho schüttelte den Kopf. »Die sind normal groß, da ist kein Platz für eine Sprengladung.« Trotzdem trat er sicherheitshalber hinter jeden der drei Fremden, setzte seinen Scanner an und aktivierte den Mobilport.
    »Ich bin Jeanne St. Germain.« Die Frau mit den schwarzen Mandelaugen, den schwarz geschminkten Lippen und den schwarzen Locken trat auf Matt zu. »Ich bin verantwortlich für die Kämpfer und Kämpferinnen der ARF hier in Paris.«
    Ihre Schönheit verschlug ihm erst einmal den Atem. »Matt Drax«, sagte er dann und reichte ihr die Hand. Nicht » Ich bin die Kommandeurin der ARF« hatte sie gesagt, sondern » Ich bin verantwortlich für die Kämpfer« . Das gefiel ihm. »ARF?«
    »Armée de résistance de la France.« Sie drückte ihm die Hand. »Niemals hätte ich mir träumen lassen, Ihnen eines Tages gegenüberzustehen, Monsieur Drax.«
    Matt nickte nur; ihre Bewunderung nachzuvollziehen, fiel ihm schwer. Er stellte ihr Xij Hamlet und Grao’sil’aana alias Hermon vor.
    »Eure Chips sind in Ordnung.« Der italienische Offizier mit den langen Locken musterte Matt und senkte die Stimme. »Dann sollten wir uns jetzt um den Weißhaarigen kümmern... aber ohne sie.« Sein verstohlener Blick traf Jeanne.
    »Ich habe schon verstanden«, sagte die laut. »Ich darf mich Dylan nicht nähern, bis die Bombe entschärft ist. Wie schätzt du die Chancen ein, sie sicher zu entfernen, Rudy?«
    Bevor der Hüne antworten konnte, erhob sich Tumult auf der Straße, bei den Gleitern und in den Hauseingängen. Arme flogen hoch, Männer und Frauen starrten in den Himmel: Ein bläulich schimmernder Kreisel stieg über die Dächer und Türme von Paris, ein gewaltiges Luftfahrzeug, ein Koloss.
    »Ein Raumschiff«, hörte Matt jemanden ganz in seiner Nähe sagen, und eine andere Stimme sprach vom Generationenraumschiff der Chinesen. »Daran also haben sie auf Orly gearbeitet, diese verdammten finocchi!«, knurrte Rudolpho.
    Der Anblick des Raumschiffs zog Matt vollkommen in den Bann. Es war von runder Grundfläche und lief oben und unten spitz zu. Zahllose Ausstülpungen überzogen seinen Rumpf: Antennen, Türme, Kuppeln, tonnenartige Wölbungen. Ein schöner Anblick, ja. Für einen Moment fühlte Matthew Drax so etwas wie Begeisterung. Sein Herz schlug schneller.
    Das Raumschiff stieg höher und höher; längst fiel sein Schatten auf die Panzergleiter und die Menschen hier in der Straße.
    »Verfügen die eroberten Panzergleiter nicht über Laserkanonen?«, rief der bärtige Italiener. »Holen wir das Ding
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