Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
316 - Die Pest in Venedig

316 - Die Pest in Venedig

Titel: 316 - Die Pest in Venedig
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
gewandt. Endlich war das rasende Gefühl in ihm verschwunden, das ihn so lange gequält hatte.
    »Ja. Es geht besser.« Quart’ols klägliche Stimme stand im Gegensatz zu seinen Worten.
    Gilam’esh richtete seinen Scheitelkamm auf. »Freust du dich nicht?«
    »Freuen?« Der Freund starrte ihn verständnislos an. »Wir sind davongeschwommen wie ein Schwarm kleiner Fische, meinst du nicht? Wir haben Matt im Stich gelassen. Der Streiter wird unsere Welt verwüsten! Er tötet Bel’ar, E’fah und alle, die wir lieben.«
    »Wir konnten nichts tun.«
    »Mag sein.« Quart’ol klang nicht überzeugt. »Aber in dieser Zeit können wir etwas tun. Der Temperatur nach befinden wir uns nicht in den Polarbereichen. Wir finden heraus, wo genau wir sind, und machen uns zum Flächenräumer auf. Irgendwie müssen wir es schaffen, die Weichen für die Zukunft anders zu stellen.«
    Gilam’esh dachte daran, dass der vorgebliche Komet »Christopher-Floyd«, in Wahrheit ein kosmisches Wesen namens »Wandler«, vermutlich noch nicht einmal eingeschlagen war. Erst dann würde sich der Pol verlagern und es zu einer Unterversorgung des Magnetfeldkonverters im Flächenräumer kommen. Vielleicht war der Flächenräumer noch nicht einmal gebaut. Aber diesen Gedanken behielt er für sich, um Quart’ol nicht die Hoffnung zu nehmen.
    »Was hältst du davon, wenn wir uns erst einmal umsehen und andere Hydriten finden?« In einiger Entfernung entdeckte Gilam’esh eine Riesenschildkröte, die gemächlich ihre Bahn zog. Auch Kril’an- und Drok’tur-Fische hatte er bereits gesehen. »Das muss der Indische Ozean sein, aber noch wissen wir nicht, in welcher Zeit wir gelandet sind.«
    Quart’ol folgte seinem Blick. Zögernd hob er die Hand. »Vielleicht ist es besser, wenn wir zuerst nach einer Stadt suchen und uns eine Transportqualle organisieren. So können wir wesentlich schneller und komfortabler reisen.«
    »Einverstanden.« Gilam’esh wandte sich noch einmal nach der Stelle um, wo er und Quart’ol herausgekommen waren, und suchte nach Fixpunkten, um sie später wiederfinden zu können. Ein sternförmiger Felsen, der weit unter ihnen lag, bot sich dafür an. Bei seinen Betrachtungen sah er einen Doktorfisch, der die Zeitblase wahrzunehmen schien – und ihr instinktiv auswich. Vielleicht war das der Grund, warum seit Entstehung des Portals keine Fische in den Flächenräumer geraten waren.
    »Komm endlich«, klackte Quart’ol. »Ich finde die Stelle schon wieder, wenn es sein muss.«
    Dabei wussten sie beide, dass es keinen Sinn hatte, in den Flächenräumer zurückzukehren, solange sie dort nur der Einfluss des Streiters und die drohende Vernichtung erwarteten.
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, andere Hydriten zu finden. Sie suchten mehrere Zyklen [2] , ohne auf Spuren zu stoßen. Quart’ol wurde immer stiller. Sein Tatendrang ließ mehr und mehr nach. Gilam’esh machte sich Sorgen um ihn. Es gelang ihm nicht, den Freund auf andere Gedanken zu bringen.
    Nach sieben Zyklen stießen sie auf eine größere Insel, die sie umrundeten. Quart’ol meldete sich zum ersten Mal seit Stunden wieder zu Wort. »Ich glaube, das ist Fernish’gar’neh. Die Menschen nennen es Christmas Island, nach dem Geburtsmythos des Menschgottes Christus.«
    Gilam’esh besah sich die Riffe und ihre zahlreichen Fischvorkommen. »Ja, du hast recht. Ich war zwar nie vor Ort, aber ich erinnere mich an die Karten in Gilam’esh’gad. Ein Tunnelröhrensystem müsste an den Inseln vorbei durch die Enge von Kan’rah nach Australien führen.«
    Quart’ols Scheitelkamm hob sich hoffnungsvoll. »Wir könnten uns an der Röhre orientieren.«
    »Wenn sie schon existiert«, dämpfte Gilam’esh seinen Enthusiasmus. »Alles, was wir bisher gesehen haben – oder vielmehr nicht gesehen haben, Schiffe oder Flugzeuge der Menschen zum Beispiel – deutet auf eine frühe Epoche hin.«
    »Suchen wir die Röhre.« Quart’ol ignorierte den Einwand und kraulte voran.
    Gilam’esh klackerte zustimmend. Wenn die Transportröhre dort lag, würde sie zu einem Knotenpunkt oder sogar direkt zu einer hydritischen Stadt führen.
    Es dauerte weitere drei Zyklen, bis sie die Röhre tatsächlich fanden und nach mehreren Schwimm-Phasen einen Knotenpunkt entdeckten. Doch der Einstieg war verschlossen und die Röhre zum Teil beschädigt.
    Auf der Wandung gab es auf einem farblich leicht abgesetzten Element Hinweise, wo sie die nächste Stadt finden konnten. Gilam’esh erinnerte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher