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315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse
Autoren: Christian Schwarz
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Daten zu einem Bild, das sich nun sekündlich änderte.
    Minutenlang verharrte der Streiter über einem großen roten Felsen im Zentrum Australiens, der so auch auf dem Mars hätte stehen können. »Uluru« hieß er in der Sprache der Menschen. Was der Streiter ausgerechnet dort wollte, entzog sich Dexter Wangs Kenntnis.
    Die Daten zeigten es nun in schrecklicher Klarheit: Die Erde existierte nur noch als öder, im All treibender Steinbrocken ohne Atmosphäre, Wasser und Leben. Nicht mehr als ein grauschwarzer Felsbrocken. Keine zwei Stunden hatte der Streiter gebraucht, um genau das aus dieser blühenden Welt zu machen.
    Welcher Gott erschafft solche Wesen?
    Abrupt schoss die schwarze Wolke nach oben und verschwand im All. Dexter Wang sah ihre Ränder wiederum grell aufflammen. Und wurde trotz des luftleeren Raums mit voller Wucht von einem Schrei getroffen. So intensiv waren die Schwingungen, dass Dexter Wangs Trommelfelle mit einem Schlag zerplatzten. Gleichzeitig schoss Blut aus seiner Nase.
    Mit dem Schrei waren Verzweiflung, Gier, Boshaftigkeit und eine unbegreifliche Wut in seine Gefühls- und Gedankenwelt gedrungen. Trotz seiner Medikamente so stark wie niemals zuvor. Mit diesen Empfindungen brach Dexter Wang zusammen.
    ***
    Hinter dem Abgrund der Zeiten
    Ein sonniger blauer Himmel. Eine mittelalterliche Stadt. Und unter ihm ein Hafenbecken. Mehr Eindrücke konnte Matthew Drax im ersten Moment nicht verarbeiten, bevor er aus rund fünf Metern Höhe in besagtes Hafenbecken stürzte.
    Prustend kam er wieder hoch. Und wurde von einer Welle direkt ins Gesicht getroffen. Matt schluckte Wasser, hustete und schaute sich um. Nicht weit von sich sah er zwei Köpfe auf den Wellen tanzen. Einen menschlichen und den einer Echse!
    Xij prustete ebenfalls; sie war wieder bei Bewusstsein. Die Fassungslosigkeit auf ihrem Gesicht konnte Matt nachvollziehen; ihre letzte Erinnerung datierte auf den Zeitpunkt, als sie aus der Schleuse des Flächenräumers nach draußen getreten war, um nackt im Eis zu erfrieren. Und nun schwamm sie plötzlich... ja, wo? Wohin hatte es sie verschlagen?
    Und wo ist Miki Takeo?, durchzuckte es Matt.
    Der Android musste sofort versunken sein. Aber war er überhaupt mit durch das Zeitportal gekommen? Matt erinnerte sich an den Ruck, mit dem er sich beim Eintritt aus dessen Griff gelöst hatte – so als hätte etwas Miki Takeo zurückgehalten.
    Wie auch immer: Wenn der Android es geschafft hatte, würde er an Land kommen. Er benötigte keine Atemluft unter Wasser. Und an Land sollten auch sie schnellstens gelangen.
    Matt gab Xij und Grao ein Zeichen und sie schwammen gemeinsam auf das Ufer zu, was bei dem immer höher werdenden Seegang gar nicht so einfach war.
    »Wo sind wir?«, rief Xij herüber. »Was ist passiert?«
    »Später!«, antwortete Matt. »An Land!«
    Während er schwamm, arbeitete sein Hirn auf Hochtouren. Neben der Frage, in welcher Zeit sie gelandet waren – was sie nur in jener Stadt dort erfahren konnten –, beschäftigte er sich noch immer mit Miki Takeos Verbleib. Es schien ihm immer gewisser, dass der Androide es nicht geschafft hatte. Weil die Zeitblasen keine größeren anorganischen Gegenstände passieren ließen, sondern nur das, was man direkt am Leib trug. Und dazu zählte gewiss nicht ein riesiger Android, der ausschließlich aus anorganischen Materialien bestand.
    Es war ja auch logisch: Sonst hätten die Zeitblasen im Flächenräumer nicht nur jede Wand durchdrungen, sondern die herausgestanzten Teile auch gleich noch in die Vergangenheit transportiert.
    Matt verstärkte seine Schwimmzüge. Erst jetzt, als er näher herankam, konzentrierte er sich auf die Stadt vor sich. Und erschrak. Auf dem großen Platz, der von prächtigen bunten Wohnpalästen mit mehreren Säulenreihen übereinander gesäumt wurde, war Panik ausgebrochen. Menschen liefen schreiend hin und her. Die Häuser zitterten und wackelten bedenklich. Dachschindeln rutschten herunter. Dann fielen an mehreren Stellen gleichzeitig die Säulen zusammen und krachten mit lautem Getöse zu Boden. Sie rissen ganze Hausteile mit. Dazwischen flatterten Hunderte von Tauben.
    Matt erkannte endlich die Stadt, auch wenn sie deutlich anders aussah als zu seiner Zeit.
    Es war Venedig!
    Das ist doch schon mal was. Aber in welcher Zeit sind wir gelandet?
    Dass sie bei ihrer Ankunft am Zielort direkt in ein Erdbeben fielen, damit hatte Matt schon gerechnet. Das war die ersten beiden Male, im San Francisco des Jahres 1906 und
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