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315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse
Autoren: Christian Schwarz
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abschlugen, begleitete sie.
    Lobsang Champa sah alles wie durch einen Nebel. Es kam ihm seltsam unwirklich vor, wie ein böser Traum. Denn was er sah, konnte es gar nicht geben. Nicht in Wirklichkeit.
    Unten auf dem Luftschiffhafen liefen Menschen kreuz und quer wie Ameisen durcheinander. Sie versuchten den herabrauschenden Felsen auszuweichen. Manche schafften es, manche nicht. Champa sah zahlreiche der Unglücklichen unter den Steinschlägen verschwinden. Die Todesschreie, die er zu hören glaubte, bildete er sich sicher nur ein. In dem nervenzerfetzenden Donnern und Kreischen war es schlicht unmöglich, noch etwas anderes wahrzunehmen.
    Keine Einbildung wiederum waren die Geschosse, die in Luftschiffe schlugen und sie zerfetzten. Ein Brocken war so groß, dass er einen kompletten Zeppelin von immerhin sechzig Metern Länge unter sich begrub. Auch einige Hangars und andere Gebäude erwischte es. Holz, Metall und Stein zischten nach allen Seiten weg, als sie unter den Einschlägen wie reife Früchte zerplatzten. Champa sah blaue Überschlagsfunken, die geradezu irrwitzige Tänze aufzuführen oder den Boden peitschten. Überall lagen nun stromführende Drähte frei. Dutzende von Bränden entstanden fast gleichzeitig, schwere schwarze Qualmwolken stiegen in den Himmel.
    Zitternd registrierte Lobsang Champa, dass die WANGCHUG zu entkommen schien. Einige Felsbrocken hatten sie nur knapp verfehlt, nun schwebte sie inmitten des mächtigen Talkessels und strebte immer höher. Die Hälfte hatte sie bereits geschafft.
    Die Landschaft um ihn her bebte nun so stark, dass der König der Welt es mit bloßem Auge wahrnehmen konnte. Felsen und Steine brachen im Sekundentakt in breiter Front ab und donnerten als todbringende Teppiche zu Tal. Er versuchte seinen Körper auszubalancieren und in der Senkrechten zu bleiben. Dabei drückte er seine Hände gegen die Ohren, weil er den infernalischen Lärm nicht mehr ertragen konnte. Es nützte ihm nur wenig.
    Über den westlichen Horizont schob sich plötzlich ein fahles, giftiges Gelb. Es breitete sich rasch nach allen Seiten aus und fraß den blauen Himmel regelrecht auf. Eine derartige Farbe hatte Lobsang Champa noch niemals zuvor gesehen. Er begann zu wimmern. Gleichzeitig wurde der Wind stärker, wuchs sich zu einem gewaltigen Sturm aus.
    Champa wurde nun doch umgeworfen. Sein Kopf prallte gegen einen Stein. Er stöhnte, versuchte sich wieder aufzurichten, was im immer stärker werdenden Sturm ohnehin unsinnig war.
    Blut lief dem König der Welt in die Augen. Mit seinen klammen Fingern wischte er es ab. Und sah direkt auf die WANGCHUG. Sie schwebte bereits knapp unter Gipfelhöhe des Kailash, des höchsten Berges hier.
    In diesem Moment steigerte sich das Schütteln unter ihm zu einem wahren Stakkato, als würde sich der Berg im Todeskampf ein letztes Mal aufbäumen.
    Lobsang Champa schrie vor Grauen. Aus seiner liegenden Position sah er den Gipfel des Kailash explodieren! Millionen Tonnen Eis und Gestein wurden in die Luft katapultiert. Zuerst durchschlugen sie die Hülle der WANGCHUG wie eine Maschinengewehrsalve, dann pulverisierten die nachfolgenden großen Brocken das Luftschiff vollends.
    Aus der Spitze des zerstörten Bergs schoss eine gigantische, rotgelb glühende Magmafontäne hoch in die Luft, während erste Steine auf den König der Welt herunterprasselten. Er wimmerte jämmerlich, als sein Schulterblatt zertrümmert wurde.
    Rotgelbe Geschosse sausten wie Mini-Kometen quer über das Tal, während eine riesige Dreck- und Qualmwolke vom Kailash hochwallte und sich langsam ausbreitete.
    Aber das war erst der Anfang. Neben dem ausgebrochenen Vulkan riss plötzlich die Oberfläche auf. Ein mächtiger Riss entstand, der sich zickzackförmig den Berg hinunter und über die Ebene fortpflanzte. Seitenarme entstanden. Gleich darauf überzog ein bizarres Netz an Spalten den kompletten Bergkessel und breitete sich von unten über die anderen Berge aus. Überall schoss Lava hoch und bildete schaurig-schöne Fontänen.
    Es war ein Wunder, dass der König der Welt das immer noch sah, da die tobende Natur ihn förmlich steinigte. Unter ihm versank der ehemalige Luftschiffhafen in einem Lavameer, während an den Berghängen gigantische Felsplatten wegbrachen, sich senkrecht aufstellten und dann in das Magma rutschten. Weitere Fontänen entstanden, viele Kilometer hoch. Es war, als bestehe dieser Teil des Himalaja nur noch aus Säulen von Feuer und Rauch.
    Die hitzegeschwängerte
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