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315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse
Autoren: Christian Schwarz
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hinter General Garrett her zu den Schutzbunkern tief unter dem Weißen Haus. Sie kamen gerade noch hinein. Dann gab es keinen Regierungssitz mehr.
    Taschenlampen flammten auf, leises Schluchzen war zu hören, lautes Fluchen und das Weinen von Baby Aiko. Buckfield hatte sich den Fuß verstaucht, während Sigur Bosh seinen Sohn und seine Frau fest an sich drückte.
    »Wir scheinen es geschafft zu haben«, flüsterte der Britanier. »Was um alles in der Welt das auch immer gewesen sein mag. Hoffentlich sind Black und Cross auch noch rechtzeitig untergekommen.«
    Baby Aiko stellte sein Weinen ein. »Daddy, ich krieg keine Luft«, krächzte der Kleine.
    Bosh drückte ihn noch fester an sich. »Die kommt schon wieder.«
    Gleich darauf bemerkten alle, wie schrecklich Bosh sich geirrt hatte. Aber wie hätte er auch wissen können, dass der Streiter allein durch sein Vorbeiziehen die Erdatmosphäre zerstörte.
    Minuten später rührte sich niemand mehr im Bunker. Alle waren elend erstickt. Noch im Tod hielten sich Kareen »Honeybutt« Hardy, Sigur Bosh und Baby Aiko fest aneinander gepresst.
    ***
    Agartha
    Lobsang Champa war keineswegs geflohen. Mit übereinandergeschlagenen Beinen und aneinandergelegten Handflächen, den Rücken gerade durchgedrückt, saß er auf dem schneebedeckten Gipfel eines hohen Berges. Eiskalter Wind umwehte ihn, aber er spürte ihn nicht einmal. Genauso wenig wie die dünne Eisschicht, die sein Gesicht bedeckte. Unablässig bewegten sich die Lippen Champas, der sich zum Zeichen seiner Würde den blauen Mantel des Königs übergezogen hatte. Hätte nicht die Sonne von einem strahlend blauen Himmel geschienen, wäre der Feigling wohl längst zu einer Eisskulptur erstarrt.
    Denn der König der Welt betete fast unhörbar, gebetsmühlenhaft, seit vielen Stunden schon. Er flehte Buddha an, ihm im nächsten Leben wieder die Würde eines Königs zu gewähren, damit er all die unvollendeten Dinge, die er in dieser Existenz nun hinter sich lassen musste, zu einem würdigen Ende bringen und begangenes Unrecht wieder gutmachen könne. Und er flehte all diejenigen um Verzeihung an, denen er in dieser Existenz geschadet hatte.
    Verzeih mir, junger Chan, dass ich dich in unserer gemeinsamen Jugend- und Ausbildungszeit missachtet und verhöhnt habe... Verzeih mir, Khyentse, dass ich dich im Gefängnis durch eine Giftkapsel umbringen ließ und deinen Tod als Selbstmord getarnt habe...
    Unvermittelt spürte der König ein Zittern unter sich. Es war so stark, dass es ihn aus seiner Trance holte. Verwirrt schaute er um sich. Nun spürte er auch die Kälte und den Wind wieder. Er war fast steif gefroren!
    Was war das? Schwankte er etwa?
    Nein. Der Gipfel unter ihm bebte! In Zeitabständen von einigen Sekunden, die aber immer kürzer wurden! Ungefähr so, als sei er eine lästige Fliege auf dem Fell eines Yaakbullen, die dieser durch Zitterattacken der Haut zu verscheuchen versuchte.
    Zudem schien der Berg leise zu grollen, tief drinnen, so, als plagten ihn Magenschmerzen. Oder als sei er mit dem Menschen unzufrieden, der auf seiner höchsten Erhebung saß.
    Ein ganz und gar erschreckender Gedanke.
    Lobsang Champa wollte in das Innere von »Bruder Berg« lauschen, um dessen Befindlichkeiten besser verstehen zu können. Stattdessen stieß er undefinierbare Laute aus und spürte plötzlich ein starkes Ziehen im Magen. Nicht nur der Berg unter ihm grollte. Ein geradezu unheimliches Knirschen war nun von überall her zu vernehmen. Von den umliegenden hohen, schroffen Bergen genauso wie vom tief unter ihm liegenden Luftschiffhafen. Das Geräusch pflanzte sich in der eisigen Stille fort, wurde als Echo von den Bergen zurückgeworfen und wirkte deswegen umso bedrohlicher.
    Das ganze Land hier ächzte wie ein großes sterbendes Tier! Champa zitterte plötzlich, seine Zähne klapperten laut aufeinander. Vom Luftschiffhafen stieg gerade ein Schiff auf. Es schwebte noch tief unter ihm in der klaren Luft. Trotzdem konnte er an der blaugelben Bemalung die WANGCHUG erkennen. So oft war er selbst mit ihr geflogen. Doch wohin wollten die Großen Räte mit ihr?
    Die Berge zitterten nun so stark, dass erste Lawinen abgingen. Mit ohrenbetäubendem Rauschen fuhren die Schneebretter zu Tal und bauten dabei mächtige Schneewolken auf. Gleichzeitig brachen rundum riesige Felsbrocken und ganze Felsnasen ab und polterten in die Tiefe. Sie prallten gegen Felswände und hüpften wie Gummibälle weiter. Das Gestein, das sie durch ihre Wucht
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