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315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse
Autoren: Christian Schwarz
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versetzt. Sein Bewusstsein war mit der Bilderflut überfordert, weil es sie nicht zu einem Gesamtbild zusammensetzen konnte. Und explodierte einfach. Mit einem grellen Blitz löschte es sich selbst aus – um wie Phoenix aus der Asche neu zu erstehen. Als die zerstörerischen Energien sich schlagartig verflüchtigten.
    Der Mann aus der Vergangenheit stöhnte. Die Elmsfeuer waren zwar ebenfalls weg, doch überall in seinem Körper spürte er noch kleine elektrische Impulse, die sämtliche Muskeln zucken ließen. Aber das war auszuhalten, kaum unangenehmer als die immer noch steil aufgerichteten Nackenhaare und der Schweißfilm, der seinen gesamten Körper überzog.
    Mühsam kam Matt auf die Beine. Er war total mit Adrenalin überflutet, seine Knie zitterten. Er musste sich an der bionetischen Bedienkonsole festhalten, sonst wäre er gleich wieder zusammengesackt.
    Er hatte den Schuss also doch ausgelöst! Im Gegensatz zu General Crows Schuss vor einigen Monaten hatte es eine Zeitverzögerung bei der Energieentladung gegeben. Das schrieb er den umfangreichen Modifikationen am Flächenräumer zu, die sie hatten vornehmen müssen, um ihren verzweifelten Plan in die Tat umzusetzen.
    Ein Plan, der sich in der Theorie simpel anhörte, praktisch aber jede Menge Unwägbarkeiten aufwies. Matthew selbst war auf die Idee gekommen, den Ursprung aus Ostdeutschland in den Streiter zu versetzen – in der Hoffnung, dass das lebende Flöz den kosmischen Jäger versteinerte – so wie es auf der anderen Seite auch mit dem fünf Kilometer durchmessenden Stück passieren musste, das dafür aus dem Streiter gerissen und in das Flöz hineinversetzt wurde. Für dieses Vorhaben hatte der Android Miki Takeo, unterstützt von den Hydriten Quart’ol und Gilam’esh, nicht nur die Funktionsweise, sondern auch die Zieloptik der uralten Hydritenwaffe neu konfigurieren müssen.
    Währenddessen hatte Thgáan, der Letzte der Todesrochen, den Streiter zum Mond gelockt, genau an jene Stelle, auf die sie ihre Waffe gerichtet hatten. Es war wichtig gewesen, dass der kosmische Jäger für einige Zeit an einer Stelle verharrte, bis der Schuss den Erdtrabanten erreichte.
    Mit tränenden Augen starrte Matt auf die Zieloptik. Er war dem riesigen Monitor so nahe, dass er sich für einen Moment fühlte, als schwebe er im All. Vor ihm hing der Mond in der Schwärze des Weltraums. Direkt im Fadenkreuz, groß, prall, weißlich leuchtend.
    Die schwarze Wolke, die sich über das linke Drittel des Erdtrabanten geschoben hatte, schien zu brodeln; fast so, als würden beständig riesige Kohlestaubwolken aus dem Innern quellen und sich über die Oberfläche ausbreiten. Eine Art schwarz leuchtender Strang zuckte darin herum.
    Matt war sprachlos. Es war das erste Mal, dass er Finsternis leuchten sah! Der Strang wirkte wie eine Schlange, die sich von Feinden umringt sah und wahllos in alle Richtungen stieß. Aber das alles mochte Einbildung sein, geboren aus der fast schon kreatürlichen Angst, die dieses unglaubliche Wesen in Matt auslöste – viel stärker noch als damals, als er den Streiter in einer Vision ganz kurz aus weiter Ferne über Meno’tees, dem Heimatplaneten der Wandler, gesehen hatte.
    Die Bilder wurden seltsam konturlos, nachdem er das Innere des Streiters länger als eine Sekunde angestarrt hatte, verschwammen zu einem Einheitsbrei, der seine Sinne zu verwirren begann. Erschrocken drehte er den Kopf. Sofort konnte er wieder klar denken.
    Matt keuchte. Er hatte jetzt einen kleinen Eindruck davon, was telepathisch Begabte schon seit Tagen erleiden mussten; wahrscheinlich noch weitaus intensiver als das, was er gerade durch bloßen Blickkontakt erlebt hatte. Denn Telepathen konnten die aufgezwungene Verbindung höchstwahrscheinlich nicht trennen.
    Ab jetzt warf Matt nur noch kurze Blicke auf den Streiter. Aus den unregelmäßigen, zerfaserten Rändern peitschten immer wieder tentakelartige Eruptionen. Sie bewegten sich so wild zuckend wie die »Schlange« und schlugen in die Mondoberfläche! Dabei rissen sie mächtige Krater. Matt konnte die riesigen Staubwolken, die plötzlich hochstiegen und sich gleich wieder legten, mit bloßem Auge sehen. Er fühlte sich an das Wüten einer wahnsinnigen Bestie erinnert, an einen gigantischen Kraken, was die Sache nicht annähernd traf, aber mehr gab sein Vergleichsrepertoire nicht her.
    Zudem spürte er ein Ziehen im Bauch. Die Mondbasis der Marsianer, bei der der Lockvogel Thgáan auf den Streiter gewartet hatte,
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