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315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse
Autoren: Christian Schwarz
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gab es nicht mehr. Auch das Überleben des Daa’muren-Rochens hätte Matt für ein mittleres Wunder gehalten.
    Oder?
    Zum Teufel, wie lange braucht dieser verdammte Schuss, um endlich Wirkung zu zeigen?
    Das Ziehen in Matts Eingeweiden wurde stärker. Was würde passieren? Vor seinem geistigen Auge sah er die schwarze Wolke explodieren, implodieren, verbrennen, auseinanderbrechen und einfach verschwinden. Die Realität war weitaus unspektakulärer.
    Die schwarzen Tentakel zuckten nicht mehr! Und auch das Brodeln im Innern war fast zum Erliegen gekommen. Wie zäher Sirup bewegten sich die Wallungen nun. Und schienen noch langsamer zu werden.
    »Yeaaaaaah!«, brüllte Matt sich die Seele aus dem Leib und ballte die rechte Faust gegen den Monitor. Die Angst löste sich schlagartig. Vergessen das Ex- und Implodieren, das Verbrennen und Verschwinden. Der Schuss aus dem Flächenräumer schien genau das zu bewirken, was er nach ihrer aller Vorstellung tun sollte: Der Ursprung war bereits dabei, den kosmischen Jäger zu versteinern!
    Die diodenähnlichen Lichtpunkte in der Decke erloschen. Eine Sekunde später flammte ein Bruchteil von ihnen wieder auf. Die Notbeleuchtung!
    Eine Folge des Schusses? Nein.
    Aus den Augenwinkeln sah Matt einen anderen Schatten. Er fuhr herum. Ein über zwei Meter großer Körper aus Plysterox trat neben ihn.
    Miki Takeo!
    Der Android, der bis jetzt über bionetische Leitungen mit dem Flächenräumer verbunden gewesen war, um die Aufgaben des inzwischen toten Koordinators zu übernehmen, hatte sich davon befreit. Nach dem Schuss bestand keine Notwendigkeit mehr, die Anlage zu kontrollieren. Deswegen auch das Erlöschen der Hauptbeleuchtung.
    »Wir haben es geschafft, Mann!«, stieß Matt hervor. Seine Stimme klang heiser. »Wir haben das Drecksding erledigt!« Ein fast irres Kichern löste sich aus seiner Kehle, in seinen Augen lag ein fiebriger Glanz. Er deutete auf den Monitor der Zieloptik. »Sieh dir das an, Miki. Der Streiter versteinert!«
    »Schau auf die linke Bildschirmhälfte«, sagte Takeo nur, mit emotionsloser Stimme.
    »Was?« Matts Blick wanderte zu jenem Teil der Zieloptik, die das anvisierte Ziel auf der Erde zeigte: den Ursprung. Der Mann aus der Vergangenheit schluckte schwer. »O nein«, flüsterte er schließlich heiser. Er fühlte sich plötzlich unendlich müde.
    ***
    Canduly Castle, Schottland
    Mit einem schrillen Schrei ging Huul auf den Sandsack los. Das Kurzschwert lag wie eine natürliche Verlängerung des rechten Arms in seiner Hand. Mit einer gedankenschnellen Bewegung steppte er zur Seite, wob mit der Klinge einen eisernen Vorhang vor sich in die Luft und schlitzte den Sack schließlich mit einem gezielten Hieb auf. Dann drehte er sich und grinste seine beiden Zuschauer an, während der Sand in den Schnee rieselte. Das Freilegen des lückenhaften Gebisses ließ sein Ratzengesicht noch wüster und tückischer erscheinen.
    Turner und Juefaan klatschten trotzdem beeindruckt.
    Der kleine sehnige Mann in den Wildlederhosen und dem hellgrün-weiß gestreiften Hemd mit dem Kleeblatt-Wappen sowie dem Taratzenfellmantel über der Schulter wirkte unscheinbar, war aber einer der gefährlichsten Kämpfer Scootlands. Daran änderte auch die lächerliche gelbe Plastiktrompete nichts, die er als Erkennungszeichen aller Celtics um den Hals hängen hatte.
    Huul war seit langer Zeit der Anführer von Jed Stuarts persönlicher Leibwache. Bei den Celtics handelte es sich um eine Elitetruppe, die weder Tod noch Orguudoo fürchtete. Und immer, wenn Huul Zeit fand, kam er nach Canduly Castle herüber, um den sechzehnjährigen Turner in der Kunst des Kämpfens zu unterrichten. Denn der junge Mann war fest entschlossen, so schnell wie möglich den Celtics beizutreten. Dann eben, wenn Huul ihn als würdigen Kämpfer erachtete. Und Huul war nicht abgeneigt, Turner zu nehmen. Das war der Grund, warum er sich die Mühe machte.
    Neuerdings klinkte sich auch Juefaan in den Unterricht mit ein. Er war mit Aruula nach Canduly Castle gekommen, um seinen Vater Rulfan kennen zu lernen. Damit hatte er mittelschwere Irritationen ausgelöst, vor allem bei Turners Schwester Myrial, die seit kurzem mit Rulfan verheiratet war und geglaubt hatte, ihr eigener kleiner Sohn Leonard Pellam sei Rulfans einziges Kind. Übrigens etwas, von dem auch der Burgherr bis dato felsenfest überzeugt gewesen war. [1]
    Viel hatte Juefaan bisher nicht von seinem Vater gehabt. Rulfan war bereits wieder auf Reisen, mit Aruula
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