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315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse
Autoren: Christian Schwarz
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geklettert, mit dem wir hierher kamen.«
    »Angeber!«, krähte Turner, der keinerlei Vorstellung davon hatte, wie hoch der Mast eines Schiffes tatsächlich war.
    Die beiden Jungen hangelten sich auf den unteren Ast. Wieder erwies sich Juefaan als der Geschicktere. Er ging in die Knie und hielt sich an einem kleineren Ast fest. Turner hingegen hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. So langsam stieg Ärger in ihm hoch. Vor allem, weil Juefaan keinen Hehl daraus machte und ihn erneut unverschämt angrinste.
    Urplötzlich versteifte sich Juefaan. Er krampfte seine Faust so fest um den Ast, dass die Adern anschwollen und blau hervortraten. Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn, während er Turner mit flackernden Blicken zu mustern begann.
    Dem Sechzehnjährigen lief es eiskalt über den Rücken. Er fühlte sich plötzlich unwohl. »He, Juefaan, was ist los mit dir? Hast du was?«
    Die Nasenflügel des Jungen begannen zu beben, sein Blick ging ins Leere. »Er kommt«, flüsterte er heiser. Dabei lief Speichel aus seinen Mundwinkeln. »Er ist schon da. Alles ist tot... vernichtet... verbrannt...«
    Turners Nackenhaare richteten sich auf. Er verspürte regelrechte Angst vor seinem neuen Kumpel, der von einem Moment auf den anderen den Verstand verloren zu haben schien.
    Huul kam heran wie besprochen. »Seid ihr bereit?«, rief er. »Wer springt zuerst?«
    Turner wollte etwas sagen, bekam aber kein Wort heraus. Der Celtic ging unter dem Ast durch.
    »Was ist jetzt? Wollt ihr nicht springen, ihr feigen Gerule?«
    »Alle tot...«, krächzte Juefaan, nahm sein hölzernes Übungsschwert und ließ sich auf den Hauptmann fallen.
    Huul grunzte überrascht ob der Kraft des Jungen. Plötzlich fand er sich im Schnee wieder und drehte sich blitzschnell auf den Rücken.
    He, hast du nicht zugehört?, wollte er fragen, kam aber nicht mehr dazu. Juefaan saß plötzlich auf seinem Brustkorb und stierte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er hielt das Übungsschwert wie einen stichbereiten Dolch hoch über dem Kopf – und ließ es nach unten sausen!
    ***
    Huul, der nicht wirklich damit gerechnet hatte, wurde vollkommen überrascht. Die Schwertspitze prallte knapp neben dem Kehlkopf in seinen Hals und nahm ihm den Atem. Der Celtic krächzte. Bunte Sterne tanzten vor seinen Augen, während er verzweifelt nach Luft rang. Ein zweiter Stoß traf seinen Hals. Wie durch Watte hörte er Juefaan schreien, so hoch und schrill wie ein Mädchen. Was der Junge rief, entzog sich jedoch seinem Begreifen.
    Huuls Überlebensinstinkte übernahmen das Kommando. Das war kein Spiel mehr, das war blutiger Ernst! Es ging ums nackte Überleben!
    Seine Faust kam hoch. Sie lenkte das herabsausende Holzschwert ab und krachte gegen Juefaans Kinn. Es knackte hässlich. Der Junge ließ die Waffe fallen. Langsam kippte sein Oberkörper nach hinten. Huul, der trotz schrecklicher Schmerzen am Hals wieder völlig klar sah, richtete den Oberkörper halb auf. Was bei einem wirklichen Gegner niemals passiert wäre, trat hier ein. Die blanke Wut stieg in ihm auf. Er packte Juefaan am Kragen, zog ihn nach vorne und knallte seine Stirn voll gegen die des Jungen.
    Rulfans Sohn sank zusammen. Huul warf ihn von sich. Bewegungslos und verkrümmt blieb der Junge im Schnee liegen, während der Celtic seinen geschwollenen Hals massierte. Schließlich starrte er Turner an, der ihn voller Angst musterte.
    »Geht’s wieder?«
    »Wudanverdammich, ja«, flüsterte Huul und atmete schwer. »Was ist denn plötzlich in den Bengel gefahren? Der hat mich angefallen wie eine hungrige Taratze. Ist ja richtig durchgedreht. Passiert das öfters?«
    »Nein, noch nie, seit ich ihn kenne. Hast du ihn... totgeschlagen?«
    »Scheiße, nein, das will ich nicht hoffen.« Huul erholte sich zusehends wieder. Er kroch zu dem Jungen hinüber, drehte ihn auf den Rücken, wischte ihm Blut von der Nase und legte dann Zeige- und Mittelfinger gleichzeitig an dessen Halsschlagader. Der Celtic atmete erleichtert auf. »Er lebt und wird wieder aufwachen. Und wenn ich bis dahin nicht mehr hier bin, dann tritt ihm für mich in den Arsch und frag ihn, ob Orguudoo in ihn gefahren ist. Versprichst du mir das?«
    Turner nickte stumm.
    Huul kam mühsam auf die Beine, spuckte Blut aus, zog sich zwei Holzsplitter aus dem Hals und nahm dann den Bewusstlosen hoch. Ohne allzu große Rücksicht warf er sich Juefaan über die Schulter und trug ihn den Berg hoch zur Burg.
    Myrial überschüttete die beiden mit Vorwürfen,
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