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315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse
Autoren: Christian Schwarz
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belegten das ziemlich eindeutig. So fühlte sich Wang zum ersten Mal seit Tagen wieder freier im Denken.
    Wenn er auf das Bild sah, wünschte er sich, es wäre nicht so. Dieses furchtbare Wesen, das so unfassbar in seiner Größe, seiner Gier und seiner Zerstörungswut war, weckte eine Furcht in ihm, die er sich bisher nicht hatte vorstellen können. Obwohl ihn Angst fast ein Leben lang begleitet hatte.
    Andererseits hatte er hier die Kinoposition. Wem wurde schon gewährt, direkter Zeuge von... so etwas sein zu dürfen.
    Der riesige schwarze Nebel strebte geradewegs auf die Erde zu. Aus Wangs Blickwinkel bedeckte der Streiter den blauen Planeten ungefähr zur Hälfte. Je näher er ihm kam, desto mehr begann er an seinen Rändern zu flammen. Ein absolut gespenstisches Schauspiel.
    Einen Moment lang wünschte sich der letzte Überlebende der AKINA, dieses Schauspiel mit seinem toten Zwillingsbruder teilen und besprechen zu können. Aber das wäre wohl keine so gute Idee gewesen.
    Schließlich schnitt die schwarze Wolke ein gutes Drittel aus der Silhouette des strahlend blauen Planeten. Wie ein riesiger Wetterwirbel lag sie auf Höhe des Äquators. Aus Wangs Position sah es so aus, als würde der kosmische Dämon wild hin und her zucken.
    Als würde er etwas suchen...
    » Roter Vater, hilf«, flüsterte Wang plötzlich und fühlte Gänsehaut am ganzen Körper. Er verzerrte das Gesicht. Die Wunden darin begannen sofort zu schmerzen.
    Entlang des Äquators wallten plötzlich riesige Qualm- und Staubwolken empor. Langsam breiteten sie sich nach Süden über Indien, Thailand und China und nach Norden über Russland aus. Das strahlende Blau der Meerenge, die Indien von Arabien trennte, erlosch schlagartig, während das Wasser der Ozeane von einem gigantischen Sog ins All gerissen wurde oder verdampfte. Der Marsianer, der das alles gut nachvollziehen konnte, weil die AKINA eine genaue Karte der Erde im Computer hatte, brauchte einen Moment, um das Ungeheuerliche zu begreifen: Die gigantischen Wolkenwirbel bestanden nicht nur aus Qualm und Staub, sondern auch aus Wasser.
    Jenes Wasser, das noch nicht verdampft war, strömte nach. Und wurde ebenfalls in weiße Wolken aufgelöst.
    Das Schauspiel wirkte auf Wang, als fräse sich der Streiter am Äquator durch den Planeten und lasse ihn jeden Moment auseinanderbrechen. Oder platzen? Oder explodieren? Was würde passieren?
    Mit Grauen dachte Dexter Wang an seine Heimat. Der Streiter war auf seinem Weg auch am Mars vorbeigekommen. Existierte der Rote Planet noch? Oder hatte dieses... dieses Wesen ihn ebenso zu einer toten Welt gemacht, wie es gerade mit der Erde geschah? Er merkte erstaunt, dass ihm die Welt, die ihm sein Leben lang Unglück gebracht und die er deswegen unzählige Male verflucht hatte, doch nicht egal war.
    Erneut zuckte die schwarze Wolke, deren Ränder nun stakkatoartig flammten, hin und her. Kurze Zeit später war fast die komplette Südhalbkugel wasserfrei. Wenn der Streiter durch seine Bewegungen die Wolkengebirge kurz aufriss, konnte Wang eine völlig veränderte Oberfläche erkennen. Wo gerade noch Meer gewesen war, war nun graubraunschwarzer, toter Fels, durch den an vielen Stellen Lava trat und gigantische orangerote Ströme bildete.
    Die Messdaten, die nun langsam hereinkamen, ergaben zudem, dass das Unwesen dort nicht nur das Magnetfeld der Erde zerstörte, sondern auch deren Atmosphäre!
    Schließlich bewegte sich der Streiter nach Norden und schoss über die Dampfwolken hinaus. Über dem Kratersee in Zentralasien zuckte er noch wahnsinniger als zuvor hin und her.
    Schließlich vollzog der Dämon eine ruckartige Wende und strebte wieder nach Süden. Einige Momente verschwand er in den Dampfwolken, dann bewegte er sich wieder daraus hervor und verdampfte die letzten Reste des Indischen Ozeans. Sumatra, Sri Lanka und Madagaskar waren nun genauso wenig als Inseln zu erkennen wie Borneo und der australische Kontinent. Ohne Wasser bildeten sie ein einheitliches Stück Land. Totes, ödes, schroffes Land mit gigantischen Rissen, Spalten und Kratern, in denen an vielen Stellen Magma aus den absinkenden Böden schoss.
    Auch die Oberfläche der Kontinente hatte sich radikal verändert. So gab es das Gebirge, das Himalaja hieß, praktisch nicht mehr. An seiner Stelle schwappte ein gigantischer Lavasee.
    Das, was Dexter Wang unter der nun fast geschlossenen Wolkendecke nicht sehen konnte, zeigten ihm die Messtaster. Der Bordcomputer verarbeitete die eingehenden
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