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315 - Apokalypse

315 - Apokalypse

Titel: 315 - Apokalypse
Autoren: Christian Schwarz
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wenige der agarthischen Luftschiffer, denn sie erforderte großes fliegerisches Können.
    Als sich die Nase der YAMA auf der anderen Seite durch den Felsspalt schob, tat sich ein atemberaubendes Panorama vor Lhündrub auf. Auf einer weiten, schneebedeckten Ebene, die von schroffen Bergen gesäumt wurde, standen lang gezogene, flache Bauten, vor denen Luftschiffe aller Formen und Größen vertäut waren. Insgesamt dreiundzwanzig zählte er. Zwei weitere sah er schemenhaft über einem Bergrücken verschwinden. Auf dem gesamten Luftschiffhafen waren Menschen unterwegs, hauptsächlich Arbeiter, die die Frachtschiffe be- und entluden. Auch einige mit Warenpaletten schwer beladene Energiewagen erkannte Lhündrub.
    Er drückte die YAMA vorsichtig nach unten und schaltete seinen Handheld-Computer an, um ordnungsgemäß seine Landung anzumelden. Die Zeiten, als er schon mal rücksichtslos die Einflugkorridore gequert und dabei den Flugverkehr gefährdet hatte, gehörten der Vergangenheit an.
    Plötzlich runzelte Lhündrub die Stirn. »Was beim Samsara ist denn da unten los? Das gibt’s doch nicht!«
    Er konnte die Szene trotz des Schneetreibens deutlich erkennen: Aus dem Gebäude, das zur Haltestelle der Agartha-Bahn führte, war ein Mann gerannt. Mit einem Lasergewehr! Das richtete er nun auf zwei Arbeiter, die sogleich die Hände hoben. Andere gingen hinter Paletten und Hauswänden in Deckung.
    Der Mann drehte sich hin und her und beschrieb dabei ständig einen Halbkreis mit dem schussbereiten Gewehr. Es schien Lhündrub, als sei der Kerl irgendwie verwirrt.
    Eine Patrouille der Hafensicherheit näherte sich der Szene. Die drei Männer schlenderten an den Gebäuden entlang und wechselten ein paar Worte mit den Arbeitern an ihrem Weg. Sie schienen vollkommen ahnungslos zu sein. Im nächsten Moment bogen sie um die letzte Ecke – und hatten freien Blick auf den Bewaffneten.
    Der war schneller. Ein blassroter, nadelfeiner Strahl löste sich von der Gewehrmündung und spannte sich zu der Patrouille hinüber. Zwei Soldaten brachen zusammen, der dritte hechtete hinter eine Schneewehe in Deckung.
    Einer der bedrohten Arbeiter wollte die Situation nutzen und den Schützen überwältigen. Sein mutiger Einsatz endete mit einem Loch im Kopf. Der andere Arbeiter sank auf die Knie und bettelte wohl um sein Leben. Er durfte wieder aufstehen. Der Mörder trieb ihn vor sich her zur Hafenpräfektur. Als die Männer durch die Tür gingen, stürzte ein Trupp Soldaten aus dem Haltestellen-Gebäude.
    Lhündrub knirschte mit den Zähnen und aktivierte den Computer. »Großer Rat Lhündrub aus der YAMA an die Hafenpräfektur. Was ist bei euch da unten los?«
    Er bekam umgehend Kontakt. Auf dem Display erschien das runde Gesicht eines Präfekteurs. »Ein Verrückter ist hier bei uns, Großer Rat Lhündrub«, flüsterte der Mann mit angstverzerrtem Gesicht. »Vorne im Eingangsbereich. Er will unbedingt ein Luftschiff haben.«
    Lhündrub überlegte einen Moment. »Dann gebt ihm eins, beim großen Buddha, bevor er noch mehr Leute erschießt!«
    »Aber... aber wir müssen doch in solchen Fällen auf die Anweisungen des Königs war-«
    » Ich übernehme die Verantwortung. Gebt ihm, was er verlangt. Den Rest erledige ich dann.« Lhündrub funkelte den Mann an.
    »Äh, ja... wie du meinst, Großer Rat. Aber das ist gegen das Ges-«
    »Mach schon!«, brüllte Lhündrub.
    Der Präfekteur zuckte zusammen. »Ich werde das veranlassen.«
    Lhündrub instruierte gleich noch die Hafenwache und die regulären Soldaten, sich nicht einzumischen. Kurze Zeit später trieb der Mörder seine Geisel vor sich her auf ein kleineres Luftschiff zu. Als er einstieg, ließ er den Mann einfach stehen. Hastig stolpernd brachte er sich in Sicherheit. Arbeiter lösten die Vertäuungen. Gleich darauf stieg das gekaperte Fluggerät in die Höhe.
    Lhündrub, der seine YAMA nur langsam hatte gleiten lassen, warf die Luftschrauben an und nahm wieder Fahrt auf. Er grinste sogar leicht, denn jetzt war er in seinem Element. Vergessen das Kopfweh und die Müdigkeit.
    »Du Mistkerl bist sicher ein verkleideter Yeti«, murmelte er. »Ihr seid schlau, aber mich könnt ihr nicht täuschen. Mich nicht. Und schon gar nicht austricksen. Ich krieg dich an deinen Yeti-Eiern, darauf kannst du Gift nehmen.«
    Mit glucksendem Kichern schoss Lhündrub auf das aufsteigende Luftschiff zu. Er wollte seine YAMA nicht beschädigen, deswegen verzichtete er auf einen direkten Rammstoß. Zumal er das
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