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299 - Das letzte Duell

299 - Das letzte Duell

Titel: 299 - Das letzte Duell
Autoren: Jo Zybell
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Sonnenuntergang verkroch er sich ins Zelt unter Anns Decken. Er trank Wasser und aß kaum etwas. Zweimal schwamm er aufs Meer hinaus. Dort schrie er, bis ihm die Kehle brannte und die Stimme versagte.
    Die ganze Zeit über suchten Rulfan und Meinhart das Trümmerfeld auf dem Landeplatz nach Bau- oder Schaltteilen ab, die sie noch verwerten konnten. Matt nahm die Männer kaum wahr.
    Zweimal kam Rulfan zu ihm ans Zelt und brachte frisches Trinkwasser. Und zweimal sagte er: »Aruula will unbedingt mit dir sprechen.« Matt lehnte zweimal ab.
    Er fühlte sich wie ein Mann, der keine Zukunft mehr hat.
    ***
    Jenny Jensen lag auf ihrem Lager und weinte. Rulfan strich ihr über das Blondhaar. »Du bist selbst ein Opfer gewesen, du kannst nichts dafür.« Zum wohl hundertsten Mal sagte er das. »Durch die Versteinerung hat Mutter Macht über dich gewonnen; über deinen Verstand, über deine Gefühle, über deine Art, die Welt zu sehen.« Pieroo kniete neben ihm und wischte Jennys heiße Stirn mit einem nassen Tuch ab. Sie fieberte heftig. »Du hattest einfach keine Chance«, sagte Rulfan, »du bist ohne Schuld. Ihr alle hattet keine Chance, ihr alle seid schuldlos.«
    »O doch«, widersprach Jenny zum wohl hundertsten Mal. »Ich bin schuld an Anns Tod. Hätte ich sie nicht zum Schacht geschickt, würde sie noch leben.«
    Und dann drängte sie wieder darauf, mit Matt Drax zu sprechen, und Rulfan musste ihr sagen, dass ihr ehemaliger Staffelkamerad mit niemandem reden wollte, nicht einmal mit ihm.
    Jemand öffnete die Hüttentür. Rulfan blickte hinter sich - es war Meinhart Steintrieb. Der massige Retrologe winkte ihn heraus. Rulfan strich Jenny noch einmal über das Haar, klopfte Pieroo auf die Schulter und trat ins Freie.
    »Bin froh, wenn wir diesem schlimmen Ort endlich den Rücken kehren können, Mann«, sagte Meinhart. »Noch mal zehn Tage unter all den Trübnasen und ich krieg Depressionen.« Er deutete ans andere Ende der Gasse. Dort stand Aruula zwischen den Hütten. »Unsere Schönste will schon wieder mit dir reden.«
    Rulfan nickte und machte sich auf den Weg zu Aruula. Ob sie mit ihm nach Canduly Castle ziehen würde? Noch hatte er sie nicht gefragt. Der Retrologe hatte inzwischen zugesagt und war schon seit neun Tagen damit beschäftigt, seine »Burg« auszuräumen und das Inventar auf die funktionstüchtigen Motorwagen seines Fuhrparks und auf zwei Dutzend Wakudakarren zu verladen.
    Die Karren hatten ihm überlebende Männer und Frauen aus Corkaich aus Hütten- und Hallenteilen gebaut. Die Wakudas hatte er gegen Werkzeug und Metall bei den Fischern von Stralsund eingetauscht. Die Technos unter Sir Leonard halfen Meinhart Steintrieb beim Verladen seines riesigen Ein-Mann-Haushaltes.
    Eine Aussprache mit seinem Vater schob Rulfan bis zur Stunde noch vor sich her. Einmal erst hatte Leonard ihn angesprochen - um ihm ein Drillermagazin zu geben, das er in den Beständen seiner Technogruppe gefunden hatte. Die dazugehörige Waffe war nicht mehr auffindbar, und so hatte er darum gebeten, Matt Drax das noch volle Magazin zu geben. Die kurze Begegnung mit seinem Vater war eher kühl verlaufen. Kein Wunder, hatte Sir Leonard beim letzten Zusammentreffen seinen Sohn doch abzuschießen versucht - als die Technos eine Fregatte der Reenschas aus dem Hafen von Sainpeert auf Guunsay entführt hatten.
    Der Albino hoffte, die EIBREX IV nun für die Reise nach Schottland benutzen zu können. Wenn nicht, wollte er versuchen, am Hafen von Stralsund ein Schiff zu kaufen oder wenigstens zu chartern. Der Landweg quer durch Doyzland bis zur Westküste erschien ihm viel zu mühselig und gefährlich. Und wie sollte man anschließend den Kanal überqueren?
    Sein Vater und die anderen Bunkerkolonisten hatten längst entschieden, dass sie mit ihm ziehen würden - gleichgültig, ob über Land oder zu Wasser. Den Marsianern wollte Rulfan noch vorschlagen, sich mit ihm und Meinhart Steintrieb zusammenzutun. Er war gespannt auf ihre Antwort.
    Bei Aruula angekommen, nahm er sie in die Arme und hielt sie eine Zeitlang fest. Sie schmiegte sich an ihn und weinte ein wenig. Keiner von beiden sprach ein Wort. Beide wussten ja, was geschehen war; beide wussten auch, dass Aruula keine Schuld an Anns Tod trug. Was also gab es noch zu sagen? Es war nicht die Zeit für viele Worte, es war die Zeit der Trauer und des Schweigens.
    Nach ein paar Minuten machte Aruula sich von Rulfan los. »Ich will mit Maddrax sprechen.«
    »Ich weiß.«
    »Dann geh zu ihm und
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