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299 - Das letzte Duell

299 - Das letzte Duell

Titel: 299 - Das letzte Duell
Autoren: Jo Zybell
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sie nicht den direkten Weg zum Bohrloch nehmen, sie musste zuerst zum Portal und über den geschmückten Weg.
    Zu lang war der Weg, viel zu lang - sie würde zu spät kommen!
    Doch Aufgeben war nicht Aruulas Sache. Sie rannte, was ihr Körper hergab, sprang über Balken und Torflügel des zerstörten Portals, bog in den dekorierten Weg ein, hetzte keuchend auf Jenny zu. Kaum vier oder fünf Schritte trennten Ann noch von der Mulde mit der Schachtöffnung.
    Zu spät, zu spät!
    Im Rennen hob Aruula ihr Schwert. Wenn sie es auf das Kind schleuderte, wenn sie mit der Längsseite Anns Beine traf, wenn sie das Mädchen mit einem gezielten Wurf von den Füßen holen konnte, dann gab es noch eine Chance.
    Aruula rannte an Jenny vorbei, zielte sehr genau und holte aus.
    In diesem Moment griff Jenny zu. Sie erwischte ihren Knöchel, umklammerte ihn, brachte Aruula aus dem Gleichgewicht.
    Die Zeit schien stehen zu bleiben: Aruula stürzte, ihr Schwert wirbelte unkontrolliert durch die Luft. Dann prallte sie auf den Weg, Staub wölkte auf, ihr wurde schwarz vor Augen.
    Als Schwindel und Staub sich legten, stemmte Aruula sich hoch.
    Ann lag ganz still. Das Schwert ragte aus ihrem Rücken.
    ***
    Matthew Drax zitterte am ganzen Körper. Kaum konnte er sich aufrecht halten; Rulfan musste ihn stützen. Hatte jemals ein Kampf ihn so viel Kraft gekostet? Nun war er vorbei. Gott sei Dank!
    Die formlose Masse, die vor wenigen Atemzügen noch Crow gewesen war, rührte sich nicht mehr. Doch warum war Aruula zurück zur Hallenruine gerannt?
    Matt schaute sich um - und erstarrte. Er sah, wie Aruula in der Halle zwischen die Birkentöpfe stürzte, er sah ihr Schwert durch die Luft wirbeln - und er sah mit erschreckender Klarheit, wie die Klinge in Anns Rücken fuhr, wie ein Stein den kleinen Händen mit den großen Handschuhen entglitt und wie seine Tochter fiel. Der Stein aber rollte auf die Mulde zu und blieb erst kurz vor ihrem Rand liegen.
    »Nein«, flüsterte Matt. Er machte sich von Rulfan los und wankte auf den Fahrweg. »Nein, das ist nicht wahr…« Er torkelte zu den Trümmern des Hallenportais. »Nein«, keuchte er immer wieder. »Nein, nein, das kann nicht sein…« Er merkte kaum, wie Xij, Rulfan und Steintrieb sich ihm anschlossen.
    In den Gassen, zwischen den Hütten, nahm er schemenhaft Menschen wahr. Jetzt, wo der mörderische Kampf zwischen den Titanen vorbei war, tauchten die Steinjünger wieder aus ihren Verstecken auf.
    »Bitte nicht, lieber Gott…« Seine Stimme kam ihm vor wie die Stimme eines Mannes, den er nicht kannte, mit dem er nichts zu schaffen hatte, mit dem er auch niemals zu schaffen haben wollte. »Bitte mach, dass es nicht wahr ist…« Jemand überholte ihn, rannte an ihm vorbei - eine aschblonde Frau: Xij. Er selbst konnte sich kaum auf den Beinen halten.
    Der Mann aus der Vergangenheit taumelte über die Trümmer des Hallenportals. Vor ihm huschten Menschen durch die Wandlücken in die Ruine der Halle. Matt sah Pieroo an ihrer Spitze; er blutete aus vielen Wunden. Und plötzlich erklang eine laute Stimme, die er gut kannte. »Hierher!«, rief sie. »Bringt es zu Ende!« Jennys Stimme.
    Matt bog in eine kleine Allee aus jungen Birken ein. Es war ja gar nicht Ann, die dort am Ende der Allee auf dem Bauch lag, es konnte gar nicht Ann sein. Nie und nimmer konnte es Anns Körper sein, aus dem Aruulas Schwert ragte. »Nein, das ist sie nicht, nein, nein…«
    Schattenhafte Schemen überholten ihn, stiegen von allen Seiten der Halle über Trümmer hinweg und liefen zum Bohrschacht, zum Stein, der dort lag, und zu dem reglosen Mädchenkörper, aus dem das Schwert ragte und der so schmerzlich an Anns Körper erinnerte.
    »Das ist alles nicht wahr, das alles ist nur ein böser Traum…« Matt stolperte an Jenny vorbei, dann an Aruula, die auf der Erde kauerte und haltlos weinte. Er sah, wie Pieroo auf Xij zuwankte, die ein paar Schritte vor ihm am Rand der Mulde auf die Knie sank, direkt vor dem Stein. Warum tat sie das? Und warum hob Pieroo sein Schwert über Xijs Kopf?
    Und auf einmal setzte ein Geräusch ein, das alle anderen übertönte. Wie eine altertümliche Sirene klang es, nur viel schriller. Es kam ihm seltsam bekannt vor.
    Ein quälendes Geräusch war es, das die Luft erzittern ließ und so sehr schmerzte, dass er stehen bleiben und sich die Ohren zuhalten musste.
    ***
    Xij erfasste sofort, was geschehen war - und was weiter zu geschehen drohte. Obwohl maßlose Schwäche ihre Glieder lähmte und
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