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297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab
Autoren: Sascha Vennemann
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mit dem Eingreifkommando getroffen und sich berichten lassen, wie die Beschaffung der Dampfdruckkanone verlaufen war. Es ließ sich in einem Wort zusammenfassen: problemlos.
    Inzwischen stand die Kanone in einem sicheren Versteck. Oleg war mit den restlichen Widerständlern vor Ort geblieben, um sie zu bewachen. In den nächsten Tagen würde man sich mit ihrer Funktion vertraut machen und sie dann als Druckmittel gegen den Solnosc einsetzen. Matt hatte keinen Zweifel daran, dass das eh schon kriegsmüde Volk dem Diktator keine andere Wahl ließ, als abzudanken.
    Sobald sich eine neue Regierung etabliert hatte, so der Plan von Jola und ihren Vertrauten, würde man die Kanone im Geheimen unschädlich machen, um zu verhindern, dass sie weiteren Schaden anrichten konnte, wenn sie in die falschen Hände geriet. Dazu genügte es schon, eine Sollbruchstelle in den Dampfkessel zu fräsen. Auch die anderen im Bau befindlichen Kanonen würden zerstört werden.
    »Vielen Dank für eure Hilfe!« Die junge Widerstandskämpferin schüttelte Matt die Hand.
    »Und euch vielen Dank für den Wasserstoff« , antwortete der. Er wollte noch etwas sagen, wusste aber nicht genau, wie er es anstellen sollte. Schließlich überwand er sich doch. »Hör mal, Jola, ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, als ich das letzte Mal hier war. Ohne meine Entscheidung, in die Gegebenheiten vor Ort einzugreifen, wäre nie etwas derartiges…«
    »Das darfst du nicht denken!«, unterbrach ihn Tomasz. Der Rothaarige klopfte ihm auf die Schulter. »General Koslowski hatte dich dazu gezwungen, beim GePe siegreich zu sein. Es war nicht mal deine Absicht, überhaupt an dem Rennen teilzunehmen. Wenn, dann lag der Fehler bei den ehemaligen Führungskräften des Bunkers, als sie dich dazu zwangen, für sie anzutreten.«
    »Trotzdem.« Matt fühlte sich immer noch mitverantwortlich. »Ich hoffe, ihr bekommt das hier alles in den Griff. Sollen wir nicht doch für einige Tage…«
    Jola schüttelte den Kopf. »Wir kommen schon klar, Maddrax! Wir müssen unser weiteres Schicksal selbst in die Hand nehmen, ohne fremde Hilfe.« Sie ließ den Blick über das große Luftschiff schweifen und räusperte sich. »Ihr solltet zusehen, dass ihr wegkommt. Noch ist der Solnosc nicht geschlagen. Wer weiß, wann seine Truppen hier auftauchen. Dann sollten wir auch verschwunden sein.«
    Aruula und Xij hatten sich schon in die Kabine zurückgezogen. Rulfan löste gerade die letzten Vertäuungen und kletterte dann auch über die Strickleiter zurück in das bereits abhebende Luftschiff. »Kommst du?«, rief er Matt zu.
    Der nickte und wandte sich zum Gehen. »Dann alles Gute. Auf die Zukunft!«
    »Auf die Zukunft!«
    Matt Drax musste sich sputen, um die Leiter noch zu erreichen. Zügig kletterte er hinauf und durch die Luke.
    Bevor sich die MYRIAL II endgültig in den Nachthimmel erhob, steckte Xij noch einmal den Kopf aus der Kabinentür.
    »Hey, ihr!«, rief sie zu Jola und Tomasz hinab, die noch einen Moment auf der Stelle ausharrten.
    Jola hob die Augenbrauen. »Was denn?«
    Xij ballte die linke Hand zur Faust und reckte sie in die Höhe.
    »Viva la Revolution!«
    Sprach's und schloss die Kabinentür.
    ***
    Ostseeküste, vier Tage später
    Der Punkt am Horizont wurde zwar nur langsam größer, aber er war unverkennbar dort.
    Seit über einer Stunde starrten sie nun schon auf die Erscheinung, und Ann taten langsam die Beine weh. Nicht nur, dass man sie in aller Frühe aus dem Bett gerissen und dazu gezwungen hatte, die etwa fünfzigköpfige Abordnung zu begleiten, die sich schweigend und ohne ihr zu verraten, wohin es ging, aus dem Lager in Bewegung gesetzt hatte. Nun musste sie hier auch noch ausharren, während sie alle auf das »große Ereignis« warteten.
    Ann Drax blickte über die lange Reihe von Menschen, die sich am Ostseestrand versammelt hatten und stoisch und mit seligen Gesichtern aufs Meer hinausstarrten. Aus jedem Lager waren die wichtigsten Personen mitgekommen, darunter Pieroo, Lady Victoria, Sir Leonard, der Marsianer Gonzales und Lusaana, die Königin der Dreizehn Inseln… Alle waren sie hier, um diesen in ihren Augen denkwürdigen Augenblick mitzuerleben.
    Nicht lange nach Sonnenaufgang war ein Raunen durch die Menge gegangen, als der Punkt, der sich nun langsam als das Schiff herausstellte, mit dem ihre Mom vor vielen Wochen aufgebrochen war, endlich sichtbar geworden war.
    Inzwischen waren die Fackeln verloschen, der Himmel hatte ein sattes Blau
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