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297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab
Autoren: Sascha Vennemann
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gewatet, als ihn die Anführerin zu sich winkte. »Tomasz, haben wir nicht noch Gasflaschen in Lager vier?«, fragte sie.
    Tomasz nickte. »Ja, es dürften an die fünf Stück sein.«
    »Gut.« Sie maß Matt mit einem durchdringenden Blick. »Mein Vorschlag: Ihr bekommt unsere Vorräte, wenn ihr uns dafür bei einer Sache helft, die wir dringend erledigen müssen.« Sie musterte die blasse Xij, schaute auf Matts Driller und Aruulas Schwert. »Zusätzliche Kämpfer können wir dabei gut gebrauchen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Helft uns und wir helfen euch. Das schuldest du uns, Jonpoola !«
    Matt schluckte trocken, als Jola ihn spöttisch mit der einstigen Ehrenbezeichnung bedachte.
    »Wir haben Glück!«, sprach Tomasz jetzt. »Lager vier hat ebenfalls einen Kanalisationszugang und ist gar nicht weit von hier entfernt.« Er sah zu Xij, die schon wieder vornüber gebeugt verdächtige Würgelaute von sich gab. Er klopfte ihr wenig einfühlsam auf den Rücken. »Wird's denn gehen?«
    »Fahr zur Hölle!«, röchelte Xij und spuckte aus, fing sich dann aber wieder.
    Sie sieht nicht gut aus , dachte Matt zum wiederholten Mal. Sie sollte sich besser ein paar Tage schonen, wenn das hier vorbei ist.
    Tomasz lachte leise und stapfte voran.
    Während sie sich auf dem Weg zu Lager vier befanden, hatte Jola Zeit genug, die Geschichte von Waarza weiterzuerzählen…
    ***
    Kraka, Frühjahr 2524
    »Nachladen! Los, los!«
    Jola reichte das nächste Wuchtgeschoss nach oben. Der Soldat nahm es ihr ab und stopfte es in die Aussparung am Ende der Panzerkanone.
    »Feuer!«
    Es zischte und knisterte im Inneren des Dampfpanzers, hinter den Jola sich schützend kauerte. Gleich darauf wurde mit einem dumpfen Knall das Geschoss aus der Kanone abgefeuert und flog mit atemberaubender Geschwindigkeit und absolut tödlicher Durchschlagskraft auf die Stadtmauern von Kraka zu.
    »Feuer!«
    Ein weiterer Panzer der fünfundzwanzig Maschinen umfassenden Phalanx, mit der der Solnosc auf die Stadt marschierte, schleuderte seine Salve dem Feind entgegen.
    Kraka, die wie kein anderes autarkes Gebiet Waarza den Rang der poolischen Hauptstadt streitig machen konnte, sollte endlich fallen! Der Solnosc selbst befehligte den gigantischen Flagg-Panzer, der mit zwei Kanonen ausgerüstet war und sich - von dreien der kleineren Modelle geschützt - etwas hinter der Frontlinie befand.
    Die Verteidiger der Stadt hatten der Übermacht nichts entgegenzusetzen. Fassungslos standen sie auf der Stadtmauer und mussten, nur mit simplen Steinschlossgewehren bewaffnet, mit ansehen, wie der Angreifer ihr schönes Kraka in Schutt und Asche legte.
    So war der Solnosc in der Vergangenheit immer vorgegangen. Die Panzer rollten an und bildeten die erste Welle.
    Waren die Bewohner einer Stadt dann so weit eingeschüchtert, dass sie sich bedingungslos ergeben wollten, kamen die Fußtruppen als Invasoren hinterher. Die Soldaten hatten leichtes Spiel. Es kam selten vor, dass sich ihnen bewaffneter Widerstand entgegen stellte. Kaum jemand brachte den Mut auf, gegen die knapp anderthalbtausend Mann aufzubegehren, die wie ein hungriges Ratzenrudel über die eroberten Gebiete herfielen.
    »Nachladen!«
    Jolas Kommando. Sie war vierzehn Jahre alt und hatte die Aufgabe, die benötigten Geschosse für die Panzerkanonen von den hinter den Tanks hergezogenen Anhängern an den Kanonier zu reichen. Sie stemmte ein weiteres der zylinderförmigen Fünf-Pfund-Projektile in die Höhe und wartete, dass man es ihr aus den Händen riss.
    Sobald sie die Finger wieder frei hatte, führte sie sie gespreizt zum Mund und gab mit einem Pfiff das geheime Kommando.
    Ihr Blick flog nach rechts. Zwei Maschinen weiter erfüllte Oleg dieselbe Aufgabe wie sie. Linker Hand sah sie den roten Schopf von Tomasz unter der Plane des Munitionsanhängers hinter seinem Panzer verschwinden.
    Hoffentlich geht alles glatt!
    General Koslowski - ihr Großvater - verließ sich auf sie! Der Widerstand musste aktiv bleiben, selbst wenn es hieß, dass ihre Jüngsten an vorderster Front gegen den Solnosc vorgehen mussten.
    Während die meisten volljährigen Männer als Infanteristen den Solnosc bei seinen eitlen Eroberungsplänen unterstützten, hatten jüngere Bewerber gute Chancen, als Munitionsverlader eingesetzt zu werden. Auf nichts anderes hatten es Jola, Oleg und Tomasz im Auftrag der Bunker-Community abgesehen. Wie sonst sollten sie unbemerkt - und unverdächtig - an die Dampfpanzer des Militärdiktators herankommen?
    Der
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