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297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab
Autoren: Sascha Vennemann
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geschehen.
    Crows hätte gern den Kopf geschüttelt über die Kurzsichtigkeit des Koordinators. Und was dann? Warten, bis der Ursprung die gesamte Menschheit versteinert hat? Früher oder später wird er alles und jeden in sich einverleiben, verstehst du das nicht?
    Von Crows Unruhe getrieben, wanderte Kroow in der Gestalt des Generals in dem Lagerraum auf und ab. Er hatte die beiden Wächter in tiefen Schlaf versetzt, nachdem sie die beiden Versteinerten über Bord geworfen hatten. An sie musste er also keinen Gedanken verschwenden. Sie würden Stunden später aufwachen und sich an nichts erinnern können.
    Wir können es nicht zulassen, dass Mutter in den Ursprung zurückkehrt! , stellte Crow fest.
    Dann wirf den Stein doch über die Reling , gab der Koordinator zurück.
    Crow seufzte. Das geht nicht. Bevor ich Ann nicht habe und vor Ort bin, ist es kontraproduktiv, die Steinjünger gegen uns aufzubringen. So lange muss ich warten und gute Miene zum bösen Spiel machen. Wenn wir dieses Dorf erst erreicht haben, sehen wir weiter.
    ***
    Am Nabel der Welt
    Die Euphorie unter den Männern und Frauen war ungebrochen, als sich die jubelnde Truppe schließlich zerstreute und wieder den Aufgaben nachging, die bis zu Mutters Ankunft noch zu erledigen waren.
    Ann wusste immer noch nicht, wie sie die fröhliche Stimmung der Arbeiter einordnen sollte. Vor allem wusste sie nicht, ob es etwas Gutes war, dass man den »Ursprung« freigelegt hatte - oder nicht. Bedeutete es, dass dieser ganze Horror jetzt bald vorbei war? Dass Jenny-Mom und Pieroo und all die anderen wieder normal werden würden? Dass sie wieder eine ganz normale Familie sein und nach Corkaich zurückkehren konnten?
    Oder bedeutete es, dass jetzt alles nur noch schlimmer werden würde?
    Weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, war sie Pieroo zur Gießerei gefolgt. Ein paar der Arbeiter waren unter der Führung des Marsianer-Kommandanten Gonzales wieder in die Halle gegangen, um den Bohrkopf für die nächste Phase vorzubereiten, während sich Lady Victoria zu den Frauen von den Dreizehn Inseln begab. Zusammen mit den Kriegerinnen wollte sie besprechen, wie die Feiern und das Zeremoniell zu Mutters Ankunft gestaltet werden konnten.
    Ann versuchte die positive Stimmung, die auch auf Pieroos Gesicht deutlich erkennbar war, auszunutzen, um ein paar Fragen zu stellen.
    »Warum gehen wir zur Gießerei, Pieroo?«, fragte sie mit zuckersüßer Stimme, weil sie damit bei ihm früher immer Erfolg gehabt hatte. »Ich denke, ihr seid mit dem Bohren fertig. Da braucht ihr doch keine Stangen und Bohrköpfe mehr, oder?«
    Der Barbar lachte herzlich. Er machte große Schritte und ging schnell; Ann hatte Mühe, mit ihm mitzuhalten. »Wir sin noch nich ganz fertig«, erklärte er. » Mutter is ja kein Kieselstein. Sie braucht 'nen breiteren Schacht, um runter zum Ursprung zu kommen. Deshalb brauchen wir neue Bohrköpfe, die anders gearbeitet sin als die bisherigen; welche, die den Schacht noch 'n bisschen breiter machen. Ich muss inner Gießerei Bescheid geben, dass sie 'n paar davon machen. Außerdem können wir die alten Bohrköpfe jetzt einschmelzen.«
    Die enge Gasse zwischen den hastig errichteten Holzhütten und Zelten öffnete sich zu einer kleineren Halle aus Ziegelsteinen. Ann erinnerte sich, dass das Gebäude gerade fertiggestellt worden war, als sie mit den Leuten aus Corkaich hier ankam. Die Ex-Versteinerten mussten das Baumaterial aus dem Umland herangekarrt haben, vielleicht auch von einem Gehöft in der Nähe. Es sah aus wie eine riesige Garage, in der in einem großen Ofen eine fast weiße Glut sichtbar war. Die Hitze, die ihnen schon von weitem aus dem Gebäude entgegenschlug, war unbeschreiblich.
    Als sie bis auf wenige Schritte heran waren, war Anns Stirn von Schweiß bedeckt, und auch Pieroo rannen die ersten salzigen Tropfen aus Bart und Augenbrauen.
    »Hoo!«, rief der Barbar gegen das Prasseln des Feuers und den Lärm des Gebläses an, das die Glut auf Temperatur hielt. Die bis auf einen Lendenschurz nackten Arbeiter der Gießerei hielten in ihrer Arbeit inne und kamen auf sie zu.
    »Wir sind noch nicht so weit«, sagte einer von ihnen und rieb sich die lehmigen Hände an einem Lappen sauber. »Wir haben bisher nur zwei Formen, und die sind bereits ausgegossen. Die Töpfer sind gerade dabei, noch drei weitere Formen mit dem Rohling zu brennen, den ihr uns gegeben habt. Aber das dauert noch.«
    Pieroo musste ihm nicht mal sagen, worum es ging ,
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