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297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab
Autoren: Sascha Vennemann
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haben, muss die Legierung des Druckkessels in einem aufwändigen Verfahren mehrfach gehärtet werden; man spricht von über einem Dutzend übereinander liegender Schichten. Für den Bau der ersten Kanone haben die Tekkniker des Solnosc über ein halbes Jahr gebraucht. Wir vermuten, dass sich nach den erfolgreichen Tests weitere Kanonen im Bau befinden, aber bis die fertig sind, vergehen Monate. Eine Zeit, die wir nutzen müssen.«
    »Um die Kanone zu klauen«, folgerte Xij. »Und wenn wir euch helfen, kriegen wir dafür die Flaschen mit Wasserstoff.«
    Jola winkte ab. »Vergesst diese Bedingung«, sagte sie kleinlaut. »Das war eine dumme Idee. Ich will euch zu nichts zwingen. Wenn ihr uns nicht helfen wollt, nehmt die Gasflaschen und fliegt davon. Wir kommen auch so klar.«
    »Du weißt genau, dass wir euch nicht im Stich lassen«, sagte Matt. Schließlich trage ich einen Teil Mitschuld an dem ganzen Dilemma , gestand er sich ein. Wenn ich das alles hätte kommen sehen, hätte ich damals versucht, anders aus dieser Jonpoola-Nummer rauszukommen…
    Jola verneigte sich leicht von ihnen. »Ich danke euch im Namen des Widerstands«, sagte sie. Auf einen Wink hin trugen zwei Frauen jeweils eine der versprochenen Gasflaschen heran und legten sie auf die pritschenartige Ladefläche des einen Dampfmobils.
    »Im Augenblick wird die Kanone in einem Werkstattbetrieb nahe der Residenz des Solnosc gewartet«, sagte Tomasz. Der Rothaarige hatte ebenfalls eine Wasserstoff-Flasche geschultert und legte sie vorsichtig zu den anderen, bevor er begann, sie festzuzurren. »Und natürlich wird sie gut bewacht. Alleine wären wir chancenlos, aber mit deiner Waffe«, er deutete auf Matts Driller, »werden wir erfolgreich sein und die Kanone an uns bringen.«
    »Ich weiß nicht, ob ihr euch dabei nur auf meinen Driller verlassen solltet«, argwöhnte Matthew. Er half den Widerständlern gern, hoffte aber, dass sie außer einem Frontalangriff auch noch andere Ideen hatten.
    ***
    Drei Stunden später
    Matthew Drax schätzte die Geschwindigkeit, mit der sich die zwei Dampfmobile über eine breite Straße dem Tor der Werkstatt näherten, auf rund vierzig Stundenkilometer. Die beiden Dampfpanzer, die zum Schutz der Kanone links und rechts des großen Tores platziert waren, glänzten bedrohlich in der Abendsonne. Bis vor wenigen Sekunden hatten zwei Dutzend Soldaten vor dem Gebäude herumgelungert; jetzt, da sie die näher kommenden Fahrzeuge bemerkt hatten, kam Leben in sie. Waffen wurden in Anschlag gebracht, die Soldaten nahmen Aufstellung.
    Matt hatte auf der Ladefläche des an einen Pick-up erinnernden Mobils Platz genommen und suchte sich Halt, wo er nur konnte. Das unebene Kopfsteinpflaster rüttelte ihn gehörig durch. Matt war klar, dass er bei diesen Bedingungen keinen einzigen sicheren Schuss würde landen können.
    Von links schob sich das Mobil von Jola und Tomasz an sie heran. Der Rothaarige kauerte in einem Aufbau auf dem Dach des Gefährts und grinste zu ihnen herüber. »Auf mein Zeichen!«, rief er und hob die freie Hand. In der anderen hielt er ein geladenes Steinschlossgewehr.
    Der Plan war simpel und effektiv. Ihre zwei Dampfmobile würden die Aufmerksamkeit der Soldaten auf sich ziehen, sodass der dritte Wagen, von der anderen Seite kommend, in einer Seitengasse in Stellung gehen konnte. Wenn es den Angreifern gelang, die Panzer von der Werkstatt fortzulocken, sollte ein Überfallkommando von fünfzehn Widerstandskämpfern - darunter Aruula und Xij - die bei der Kanone verbliebenen Soldaten unschädlich machen und die Waffe an ihr Fahrzeug anhängen. Blieb dafür keine Zeit, hatte man Sprengstoff dabei, der hoffentlich ausreichte, die Kanone in die Luft zu jagen oder zumindest so zu beschädigen, dass der Druckluftkessel ruiniert war. Schnelligkeit war alles, denn sobald die Soldaten des Solnosc von weiteren Truppen aus der nahen Residenz Unterstützung erhielten, mussten sie rasch das Weite suchen. Jola hatte nicht mehr als fünf Minuten für die koordinierte Aktion vorgesehen. Die junge Frau steuerte selbst den anderen der beiden Angreiferwagen.
    Ein dumpfer Knall kam dem Signal Tomasz' zuvor. Weißer Dampf schoss aus einem der Panzerrohre, und einen Lidschlag später sauste das erste Wuchtprojektil pfeifend über ihre Köpfe hinweg. Die Solnosc-Soldaten bezogen vor dem vorderen Tank Position. Auch das Rohr des zweiten Panzers, der bis jetzt den weiteren Straßenverlauf im Visier gehabt hatte, begann sich in ihre Richtung
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