Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
293 - Running Men Blues

293 - Running Men Blues

Titel: 293 - Running Men Blues
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
schien nicht zu begreifen, worum es ging, deshalb fügte Crow hinzu: »Soldaten sind der wichtigste Teil im Stadtgefüge, denn sie sind die Männer an den Waffen! Sie muss man zuerst unter Kontrolle bringen, und genau das werde ich tun.« Er hielt inne, um den Moment zu genießen. Drehte Garrett am Tentakel zu sich herum. Starrte ihm in die Augen - und sagte: »Morgen früh übernehme ich das Militär!«
    ***
    Kurz darauf in den Goonshacks
    Alexandra Cross kauerte fröstelnd auf dem Rücksitz, als Black den Wagen durch das Armenviertel steuerte. Die Zufahrt zum Randgebiet war geräumig und frei gewesen, wie die meisten Straßen Waashtons, doch je weiter man in das Herz der Goonshacks vordrang, desto dramatischer änderte sich das Bild.
    Eigentlich hätte das gesamte Viertel abgerissen werden müssen, denn es war lebensgefährlich, die maroden Gebäude zu bewohnen. Doch irgendwo mussten sie ja hin, die Armen und gesellschaftlich nicht Integrierbaren. Also hatte man ihnen dieses Viertel überlassen. Es lag außerhalb der Stadtmauern.
    Die ursprüngliche Straßenführung existierte nicht mehr. Planlos errichtete Unterkünfte und Schluchten zwischen den Trümmern kollabierter Hochhäuser hatten ein verwinkeltes Wegenetz hervorgebracht, das sich, durch Schutt und Müll auf Gassenbreite geschrumpft, durch die Goonshacks wand.
    An der engsten und dunkelsten Stelle hielt Black den Wagen an.
    »Wir sind da«, meldete Keeva. Sie zeigte auf ein windschiefes, düsteres Haus, das sich von seinen windschiefen, düsteren Nachbarn lediglich durch eine Öllampe unterschied, die über dem Eingang baumelte. Bei genauem Hinsehen konnte man hinter dem flackernden Licht ein Stück Holz erkennen. Cold Fangs stand in ungelenker Schrift darauf. »Ich lauf mal vor und sag, dass wir kommen«, fügte die junge Indianerin hinzu.
    Sie machte sich auf den Weg, und Alexandra Cross presste die Lippen zusammen, um nicht loszuschreien. Es war kein Standesdünkel, der die Präsidentin reglos verharren ließ, als Black die Wagentür öffnete und ihr seine Hand entgegen streckte. Es war pure Angst. Sie kannte das Armenviertel aus Berichten des Führungsstabs, und wann immer die Bezeichnung Goonshacks fiel, folgte eine Meldung über Raub, Mord oder Vergewaltigungen.
    »Bitte, Alexandra«, bat der Richter sanft.
    Ihre Finger zitterten, als sie die dargebotene Hand ergriff. Sie wusste, dass Black sie mit seinem Leben beschützen würde - doch wie schwer wog dieses Leben hier in den Goonshacks? Wie lange konnte er für sie da sein, ehe er überwältigt wurde und jemand über sie herfiel?
    »Vielleicht sollten wir lieber ein anderes Quartier suchen«, raunte sie ihm zu. Leise, als ob die finsteren Gebäude sie hören könnten und womöglich verärgert reagierten.
    Black half ihr aus dem Wagen und legte seinen Arm um ihre schmalen Schultern. »Umziehen können wir immer noch«, sagte er. »Aber für den Moment ist dies das beste Versteck. Crow wird zuerst im Stadtzentrum nach dir suchen. Jeder würde die Präsidentin dort vermuten! So gewinnen wir Zeit, und die brauchen wir, um unser weiteres Vorgehen zu planen.«
    »Glaubst du, wir haben eine Chance gegen das Monster?«, fragte sie unsicher.
    »Was lebt, lässt sich auch bekämpfen.« Black nickte Keeva zu, die in der offenen Tavernentür stand und einladend winkte. »Wir dürfen nur nicht den Mut verlieren.«
     
    Black hatte nicht viel erwartet, als er das Cold Fangs betrat, und er wurde nicht enttäuscht.
    Der Raum war spärlich ausgestattet. Ein paar Holztische, umstellt mit unterschiedlichen Stühlen. Als Tresen dienten gestapelte Kisten, die das Militär benutzte, um seine Gleitergeschosse zu lagern. Der Richter wollte gar nicht wissen, wie sie hierher gelangt waren. Er warf einen schnellen Blick auf die Wände ringsum mit ihrer Sammlung bleicher Jagdtrophäen: Ober- und Unterkiefer. Lupas zumeist. Ihre gewaltigen Fangzähne schimmerten drohend aus dem Halbdunkel. Sie waren die Namensgeber der Taverne Cold Fangs .
    »Vater?«, rief Keeva in die Stille hinein.
    Irgendwo in einem Hinterzimmer sprangen plötzlich Stimmen an, von Knacken und Rauschen unterbrochen.
    Ein Funkgerät! , dachte Black überrascht.
    Er versuchte den Zugang zu finden. Dabei fiel ihm auf, dass die gegenüberliegende Wand ungleichmäßig war, wie aus großen Trümmerteilen zusammengesetzt. An den Rändern liefen Schattenstreifen herunter. Für einen kurzen Moment erhellte sich einer von ihnen, als hätte jemand eine Tür geöffnet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher