Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
293 - Running Men Blues

293 - Running Men Blues

Titel: 293 - Running Men Blues
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
und gleich wieder geschlossen.
    Die Wand ist eine optische Täuschung! Eigentlich sind es zwei! Sieh mal an. Black konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Moskau fiel ihm ein, wo jede zweite Taverne ein Umschlagplatz verbotener Waren war und solche getarnten Fluchtwege zur Standardausrüstung gehörten. Denn auch Hehler und Diebe hingen an ihrem Leben.
    Black hörte die Präsidentin scharf einatmen, als ein Mann sich scheinbar aus der Wand löste und in den Schankraum trat.
    Keeva lief ihm entgegen. Der Stolz in ihrer Stimme war nicht zu überhören, als sie ihn vorstellte. »Mr. Black, Frau Präsidentin: Das ist mein Vater - Eliah Nighthawk!«
    Der Indianer war in schmuckloses Wildleder gekleidet, die Haare hatte er zum Zopf gebunden. Er musterte Black aus dunklen Augen, verschränkte ostentativ die Arme und rührte sich nicht von der Stelle. Seine ganze Körperhaltung verriet, dass er über den Besuch nicht erfreut war.
    Black ging auf ihn zu und streckte die Hand aus. Er lächelte. »Ich danke Ihnen, dass Sie uns Unterschlupf gewähren. Eigentlich dürften Sie ja gar nicht hier sein.«
    »Stimmt«, erwiderte Nighthawk. Er ignorierte die dargebotene Hand. »Eigentlich müsste ich im Stadtzentrum sein, bei all den anderen Leuten, die die Präsidentin dorthin befohlen hat.«
    Die Anspielung traf Black wie ein Schlag in den Magen. Alexandra Cross hatte für heute Morgen eine Katastrophenübung angesetzt, die tatsächlich aber dazu diente, die Randgebiete zu evakuieren, ohne Panik auszulösen. Nach dem Verlust der Gleiterflotte befürchtete Cross einen Angriff auf Waashton, deshalb ließ sie die Bürger ins Zentrum holen, wo das Militär sie besser beschützen konnte.
    Die Präsidentin hatte in bester Absicht gehandelt. Doch ihre Entscheidung brachte vielen Menschen den Tod. Die Straßen waren voll gewesen, Kroow brauchte nur zuzuschlagen.
    Wie sollte man da um Sympathien für sie werben?
    Black entschied sich dagegen und sagte ruhig: »Es ist wahr, sie hat einen Fehler gemacht.«
    Er verzichtete bewusst darauf, den Titel Präsidentin zu verwenden. Eine namenlose Frau in Not erweckte eher Mitleid. »Trotzdem kann sie die Stadt noch retten. Aber dafür muss sie am Leben bleiben, und das ist schwierig. Kroows Verbündete suchen überall nach ihr.« Black breitete die Arme aus. »Wir wissen nicht, wohin.«
    Der Indianer gab seine starre Haltung auf. Während er zum Tresen ging, sagte er: »Über der Schänke ist ein Zimmer, da kann sie bleiben. Wenigstens für heute Nacht. Morgen früh bespreche ich Angelegenheit mit dem Häuptling. Wenn er es erlaubt, dann kann sie hier meinetwegen einziehen. Wenn nicht, müsst ihr gehen.«
    »Alles klar. Danke, Nighthawk!« Black war erleichtert, was allerdings nicht lange anhielt.
    »Ich sagte: Die Frau kann bleiben. Du solltest dich lieber schnell auf den Weg in die Stadt machen!« Bei diesen Worten beugte sich Nighthawk hinter den Tresen. Als er wieder hochkam, hatte er ein Maschinengewehr in der Hand.
    Reaktionsschnell zog Black den Driller, ging in Stellung. Doch der Indianer machte keine Anstalten, zu schießen. Er hielt seine Waffe quer vor der Brust und bedachte die Faustfeuerwaffe seines Gegenübers mit einem spöttischen Blick.
    »Wenn ich dein Feind wäre, würdest du nicht sehen, was dich tötet«, sagte Nighthawk.
    Black hatte das ungute Gefühl, dass der Mann nicht übertrieb. »Und was soll das Maschinengewehr?«
    »Dich begleiten.« Nighthawk warf ihm mit beiden Händen die schwere Waffe zu.
    Black fing sie mit nur einer Hand auf.
    Der Indianer lächelte. Dann sagte er:
    »Ich habe vor einiger Zeit ein Funkgerät ge… funden . Es leistet gute Dienste! Fahr in die Stadt, Richter! Der Tentakelmann hat seinen Leuten befohlen, den Führungsstab zu töten.«
    ***
    Im Morgengrauen, vor dem Pentagon
    Tief im Osten stand ein erster Streifen Helligkeit, als Motorengeräusche und der Tritt schwerer Stiefel aus der Stadt nahten. Das Militär rückte an. Müde Soldaten, die froh waren, dass ihr Dauereinsatz endlich vorbei war. Nur noch ein letzter Appell, dann konnten sie zu ihren Unterkünften fahren.
    Fackeln vor dem Pentagon warfen ein gespenstisches Licht auf den Vorplatz. Dicht an dicht marschierten die Männer im Gleichschritt heran, eingeklemmt zwischen ihren bulligen Fahrzeugen. Wer eine solche Enge nicht kannte, dem machte sie Angst.
    Keeva zum Beispiel.
    »Ich will hier raus!«, flüsterte sie Mr. Black zu.
    »Klappe!«, zischte er zurück.
    Hätte ich sie bloß nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher