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291 - Die heilige Stadt

291 - Die heilige Stadt

Titel: 291 - Die heilige Stadt
Autoren: Christian Schwarz
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hatte die Jungmutter noch nie nach Fleisch gegiert. Es wurde immer schlimmer. Er wusste, dass Manil'bud die Schwarzsaftfische als absolute Spezialität betrachtete und das machte die Sache nicht besser, denn nun schien Fleisch allein nicht mehr zu genügen. Es musste gutes Fleisch sein. Auch wenn es mit noch größeren Risiken verbunden war. »Schwarzsaftfische? Auf die sind auch die Bestien scharf. Das ist gefähr-«
    »Dann bleib doch hier, du Angstausscheider. Ich komme auch ohne dich zurecht.«
    »Nein, schon gut. Ich… komme mit…«
    Ohne zu schauen, ob Mosh'oyot seine Ankündigung wahr machte, schwamm die Jungmutter aus der Höhle und glitt an den Klüften vorbei in Richtung Meeresoberfläche. Es gab ein weites Gebiet an der oberen Flanke eines Bergrückens, an dem Schwarzsaftfische immer wieder in großer Zahl zusammentrafen.
    Hinter einem Felsen verharrte Manil'bud. Der Hochrat schloss zu ihr auf.
    »Dort vorne sind welche«, flüsterte die Jungmutter und starrte auf den Schwarm, der sich zwischen den zerklüfteten Felsen aufhielt. »Siehst du den besonders Großen dort in der Mitte? Den mit den mächtigen Tentakeln? Den hole ich mir.«
    Manil'bud schwamm los. Nicht so umsichtig wie sonst. Deswegen scheuchte sie den Schwarm vorzeitig auf. Sofort flohen die Tiere und vernebelten dabei mit ihren dunklen Körpersäften das Wasser.
    Die Jungmutter fluchte. Durch die Schlieren sah sie ihr ausgewähltes Opfer inmitten vieler anderer an einer Felswand entlang in die Tiefe schwimmen. Umgehend nahm sie die Verfolgung auf. Sie war nun höchst konzentriert, besaß nur noch Augen für den Schwarzsaftfisch. Als sie einen Felsen, der groß und mächtig wie ein Muy'laal-Nest an der Steilwand hing, fast hinter sich gebracht hatte, stoppte sie jäh.
    Unter dem Felsen schoss die mächtigste Wasserbestie hervor, die sie bisher gesehen hatte! Sie musste dort auf Beute gelauert haben. Das vordere Drittel des über fünfzehn Längen großen, stromlinienförmigen Körpers bestand ausschließlich aus dem weit aufgerissenen Maul mit zwei Reihen messerscharfer Zähne und kleinen tückischen Augen. Zwei riesige vertikale Flossen hinter den Kiemen sowie eine horizontal angeordnete Schwanzflosse gaben dem Fleischberg ein enormes Manövriervermögen.
    Manil'bud schrie auf, als sie den Räuber direkt auf ihre Beute zurasen sah. Ein Netz aus Blitzen löste sich aus dem Kombacter und hüllte den Körper des Monsters ein. Der Pliosaurier begann unkontrolliert zu zucken und abzusinken, während sich ein erneuter Schrei, dieses Mal voller Triumph, aus der Kehle der Jungmutter löste. Im Moment war der Tintenfisch vergessen. Sie hatte ein neues Ziel: dem Monster vollends das Lebenslicht auszulöschen.
    Manil'bud schwamm über die Felskante hinaus dem trudelnden Saurier hinterher - und erschrak zu Tode, denn sie sah sich urplötzlich fünf weiteren dieser Monster gegenüber! Nicht annähernd so groß wie das getroffene, aber groß genug, um ihr gefährlich zu werden. Aufgescheucht schwammen sie unter der Felskante hin und her - ganz sicher Junge, deren Mutter sie abgeschossen hatte.
    Sofort griffen die Biester an. Sie fächerten auseinander und bildeten eine breite Front. Die Jungmutter schoss erneut und traf einen der Angreifer, während sie den zuschnappenden Kiefern zweier anderer nur knapp entkam. Manil'bud gelang es, auch den zweiten und dritten Jungsaurier abzuschießen, und sah sich schließlich nur noch zweien gegenüber, die sie umkreisten, aber nicht mehr anzugreifen wagten.
    Manil'bud wollte ihnen gerade den Garaus machen, als unter ihr ein mächtiger Schatten auftauchte. Sie schrie panisch. Das Muttertier! Es musste sich erholt haben.
    Das riesige Maul umschloss Manil'bud von drei Seiten. Sie kam nicht mehr dazu, zu fliehen oder auch nur den Kombacter auszulösen. Die Kiefer klappten zu. Armlange Zähne bohrten sich in den Körper der Hydree, durchtrennten mit furchtbaren Geräuschen Muskeln und Sehnen, zermalmten Knochen und trieben ihr das Blut literweise aus dem Körper.
    Aus , dachte die Jungmutter, die keinen Finger mehr rühren konnte, um sich zu wehren. Sie sah rote Schlieren und die Schwärze des Todes, die dahinter lauerte, sie sah die Finsternis näher kommen und tauchte darin ein.
    Ihr Bewusstsein erlosch in einer Explosion greller Farben…
    Hunger!
    Blutdurst!
    Was war das? Etwa der Tod? Manil'buds Geist bewegte sich übergangslos in einem Chaos dumpfer Instinkte, die sich ausschließlich um Fressen, Gier und
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