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291 - Die heilige Stadt

291 - Die heilige Stadt

Titel: 291 - Die heilige Stadt
Autoren: Christian Schwarz
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hochstehender Persönlichkeiten diente: Unschuldigen Menschen waren ihre Erinnerungen geraubt und in der Maschine gespeichert worden. Und während die komplette Mentalsubstanz der Unglücklichen in der Gedankensphäre weiterlebte, waren sie körperlich zu sabbernden Idioten geworden.
    Mental Begabte konnten dann in die Gedankensphäre eintauchen und sich in den gespeicherten Gedankenwelten der Opfer bewegen, auch in den intimsten. Der Benutzer konnte nach Belieben an jedem Gedanken teilhaben, denn die Maschine manövrierte ihn in genau jene Gedanken- und Erinnerungsfelder, die er begehrte - sofern sie in der entsprechenden Erinnerung vorhanden waren. Ein ultimativer Kick, denn der Benutzer erlebte jedes Gedankenbild als absolut reale Szene, war plötzlich selbst Teil einer Szenerie, die hochanregend, aber auch hochgefährlich für ihn werden konnte.
    Mit Schaudern erinnerte sich Manil'bud an ihre erste Benutzung einer Gedankensphäre im Körper des Orplidius: Die dunklen Geister, die der von ihr gewählte Matol einst in seinen Gedanken beschwor und die Teil seines Alltags waren, hatten sie durch ebenso finstere Welten gehetzt, sie verletzt und am Ende fast getötet. Eher unabsichtlich war sie dem Terror im buchstäblich allerletzten Moment entkommen.
    Das war das erste und letzte Mal gewesen, dass sich Manil'bud an eine Gedankensphäre hatte anschließen lassen, obwohl die sexuellen Erfahrungen einiger Probanden schon interessant gewesen wären.
    Ich muss hier weg…!
    Jetzt erst, da sie aufspringen und fliehen wollte, bemerkte Francesca, dass sie mit Klebebändern an einen Stuhl gefesselt war. Sie sah sich hektisch um.
    Fünf Männer und zwei Frauen in Mönchsgewändern saßen um sie herum und starrten sie gespannt an. Kabel gingen von ihrem Kopf ab und verschwanden in der Bedienkonsole der fürchterlichen Maschine. Die Elektroden an ihrem Schädel machten Francesca schlagartig und mit vernichtender Deutlichkeit klar, was hier vor sich ging.
    Sie hatte sich den Mönchen gegenüber zu weit aus dem Fenster gelehnt, zu viel verraten. Man hatte die Informationen an die agarthischen Herrscher weitergegeben, und diese wollten nun ergründen, wer Francesca wirklich war und was sie wusste - indem sie ihren Geist aussaugten und in der Gedankensphäre speicherten, um ihn in aller Ruhe erforschen zu können!
    Neiiiin! , wollte sie schreien, als ihr durch die bewegten Farbfelder innerhalb des Malstroms bewusst wurde, dass die Maschine bereits lief. Aber kein Laut kam über ihre Lippen.
    Eine unheimliche Kraft zerrte jetzt mit Urgewalt an Francescas Geist, wollte ihr das Gehirn durch die kleinsten Poren herausziehen. Sie hatte plötzlich das Gefühl, aus Milliarden kleinster Einzelteile zu bestehen, die durcheinanderwirbelten, sich neu ordneten und ihre Gedanken langsam zerfließen ließen, um sie dann förmlich zu zerfetzen.
    Eine irre Angst durchflutete die junge Frau. Sie zog und zerrte an den Fesseln, geiferte, trat um sich - und entwickelte dabei solche Kräfte, dass sie die Fesseln plötzlich und unerwartet sprengte!
    Die Mönche sprangen erschreckt auf, als Francesca vom Stuhl kippte, sich auf dem Boden wälzte und die Elektroden einzeln vom Kopf riss. Dabei verdrehte sie die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, und schrie mit verschiedenen Stimmen. Die von Grauen erfüllten Mönche hörten, wie Francesca in der tiefen Stimmlage eines kräftigen Mannes brüllte, dann mit der hohen Kopfstimme einer Frau, und gleich darauf wie ein Kind zu kreischen begann. So wechselten die verschiedensten Tonschattierungen, bis sich Francesca auch die letzte Elektrode vom Kopf gerissen hatte.
    Eine der anwesenden Frauen hatte ein kleines Gerät an den Mund geführt und rief kläglich nach einem Mediker. In diesem Moment sprang Francesca auf und stürzte sich mit verdrehten Augen und einem wölfischen Knurren auf den am nächsten stehenden Peiniger, zog ihm die Fingernägel durchs Gesicht und durchs rechte Auge.
    Der Mönch schrie auf und taumelte zurück, während er die Hände vor das verletzte Auge presste. Zwei gemeine Tritte in die Waden ließen ihn zu Boden stürzen.
    Während er wimmernd dort lag, riss die tobende Francesca einen Eisenstab aus seiner Verankerung und drosch damit auf den Wehrlosen ein. Als ihm zwei der anderen Mönche zu Hilfe kommen wollten, bekamen auch sie die Eisenstange zu spüren.
    Plötzlich drehte die Tobende um und floh durch die offene Tür aus dem Raum. Übergangslos stand sie in einer hohen
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