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2890 - In den Maschen des World Wide Web

2890 - In den Maschen des World Wide Web

Titel: 2890 - In den Maschen des World Wide Web
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offenbar stark mitgenommen. Wie sich herausstellte, war sie seine Geliebte.
    »Und er ist wirklich tot?«, fragte sie und schluchzte. »Das kann doch einfach nicht sein. Wir hatten noch so viel vor. Er meinte, er würde bald in den Ruhestand gehen und hätte dann genug Zeit und Geld, um mit mir nach Europa zu gehen und zu reisen.«
    »Interessant«, sagte ich. »Hat er das zeitlich konkretisiert? Oder war das nur eine allgemeine Aussage?«
    »In etwa drei Monaten sollte es so weit sein«, antwortete sie und nahm ein Taschentuch aus ihrer Hose, um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
    »Wie wir gehört haben, hatte er aufgrund seiner Scheidung finanzielle Probleme und konnte noch nicht wie geplant in den Ruhestand gehen«, meinte Phil.
    Miss Houseman schaute ihn an. »Ja, das war so. Aber Alastair hatte ein Projekt am Laufen, das all seine finanziellen Probleme lösen sollte. Das sollte bald über die Bühne gehen. Und dann wollte er mich mitnehmen, in unser Haus in Europa. Wir hatten alles so gut geplant. Was ist denn überhaupt passiert? Wie ist er umgekommen?«
    »Dazu können wir im Moment noch keine Angaben machen«, sagte ich ausweichend.
    Ich hielt es nicht für angebracht, zu erwähnen, dass er bei einem Schusswechsel mit mir eine Kugel abbekommen hatte. Miss Houseman hätte das sicherlich nicht gut aufgenommen.
    Wir wollten uns gerade von ihr verabschieden, als es an der Tür klopfte.
    »Ja, bitte?«, fragte Phil.
    Agent Nawrath trat ein. »Wir haben etwas gefunden.«
    Phil nickte. »Gut, wir kommen sofort.«
    Wir entließen Miss Houseman und folgten Agent Nawrath ins Büro von Alastair Dunell. Agent Browder saß dort am Schreibtisch und schaute auf, als wir eintraten.
    »Echt der Hammer, was wir herausgefunden haben«, meinte Agent Nawrath.
    Agent Browder nickte zustimmend. »Ja, absolut. Dieser Dunell war wirklich ein gerissener Kerl.«
    »Jetzt spannt uns nicht länger auf die Folter«, sagte Phil und nahm in einem Sessel Platz.
    »Zuerst das Wichtigste«, legte Agent Nawrath los. »Wir haben eine E-Mail-Nachricht gefunden, gemäß der die Aktivierung von Projekt Exodus für heute um sechs geplant ist.«
    Ich schaute auf die Uhr. »Das heißt in etwa sechs Stunden. Das könnte knapp werden.«
    »Äußerst knapp«, stimmte Phil zu.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Nawrath fort. »Bisher gingen wir davon aus, dass das Ziel von Exodus darin bestehen würde, einen Schlag gegen den Kapitalismus zu führen und den Weg in eine neue Gesellschaft zu ebnen – ein idealistisches Ziel also. Das war auch der Tenor der Kommunikationen in den Internet-Foren. Alastair Dunell scheint aber nicht wirklich dahintergestanden zu haben. Er hat in den letzten Monaten nämlich eine Menge Kredite aufgenommen und damit inflationssichere Sachwerte gekauft, vor allem Gold, Silber und Immobilien. Etwa ein Landhaus in Südfrankreich und mehrere Wohnungen an anderen Standorten in Europa. Außerdem hat er zwei Tickets für eine Überfahrt nach England gebucht – für sich und eine gewisse Mandy Houseman, datiert auf nächste Woche. Ihr wisst, was das bedeutet? Er hat alles vorbereitet, um nach der Löschung all der Bankdaten über das Internet gut dazustehen. Seine Schulden werden dann womöglich einfach verschwinden und er kann sich in Europa ein schönes Leben machen.«
    »Echt hart«, meinte Phil. »Ist aber mal wieder typisch. Weltverbesserung predigen und den Kampf gegen den Kapitalismus anführen und selbst der größte und ruchloseste Kapitalist von allen sein.«
    »Irgendwie hatte ich so was erwartet«, sagte ich. »Wahrscheinlich sind die Helfershelfer von Exodus wirklich aus Überzeugung an der Sache beteiligt, so wie James Marcon. Aber die Führungsgruppe, die das Ganze geplant hat, ist nur auf ihren Vorteil aus. Würde mich also nicht wundern, wenn wir bei den anderen Drahtziehern der Aktion ein ähnliches Verhalten finden.«
    »Können wir das vielleicht nutzen, um sie aufzuspüren?«, überlegte Phil laut.
    »Schwer zu sagen«, erwiderte ich. »Was meint ihr?«
    Die Agents Browder und Nawrath schauten mich an.
    »Es gibt wahrscheinlich zu viele Personen, die in den letzten Monaten Kredite aufgenommen haben, als dass wir damit weiterkommen würden«, meinte Agent Browder. »Auch wenn wir die Suche ein wenig einschränken – nein, ich denke nicht, dass uns das zu den anderen führen wird. Aber wir könnten – vielleicht weiß ich eine Möglichkeit, die neue Serverfarm zu finden.«
    »Wir sind ganz Ohr«,
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