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2890 - In den Maschen des World Wide Web

2890 - In den Maschen des World Wide Web

Titel: 2890 - In den Maschen des World Wide Web
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Stufe gestellt werden.
    Ich schaute ihm direkt in die Augen. »Wissen Sie, eigentlich ist es uns egal, was mit Ihnen passiert. Wir wissen, dass Sie nicht der Führungsgruppe von Exodus angehören, sondern eher ein Mitläufer sind. Entsprechend sind wir an Ihnen nicht besonders interessiert. Vor Gericht wird man Sie wahrscheinlich wegen Beihilfe bei einer terroristischen Tat anklagen, mehr nicht.«
    »Das heißt, dass Sie wahrscheinlich in zwanzig Jahren wieder auf freiem Fuß sind – bei guter Führung«, erwähnte Phil beiläufig.
    Marcon zuckte zusammen. »Sie wollen mich nur einschüchtern. Typische Verhörtaktik.«
    »Wenn Ihre Kollegen Erfolg haben, wird es für Sie wahrscheinlich auf eine entsprechende Gefängnisstrafe hinauslaufen«, sagte ich. »Das ist nicht übertrieben. Wenn das Projekt Exodus wirklich umgesetzt wird, wird man nach Schuldigen suchen. Und wenn wir es nicht schaffen, die Führungsgruppe Ihrer Organisation zu identifizieren, wird man sich an diejenigen halten, die das Projekt unterstützt haben. Und Sie werden einer von jenen sein, an denen man ein Exempel statuieren wird. Dann sind zwanzig Jahre eher nett geschätzt.«
    Einen Augenblick lang hoffte ich, Marcon damit überzeugt zu haben. Einen winzig kleinen Augenblick, der für seine Zukunft von enormer Bedeutung sein sollte. Doch er traf die falsche Entscheidung.
    »Was auch immer Sie sagen oder tun: Es ist egal. Projekt Exodus wird umgesetzt, und wir werden ein Zeichen setzen, gegen Unterdrückung und Versklavung. Und noch in hundert Jahren wird man davon sprechen«, sagte er und lächelte dabei siegessicher.
    In dem Augenblick wurde mir klar, dass er aus voller Überzeugung an dem Projekt beteiligt war. Ihm ging es nicht um Geld oder seine persönlichen Belange. Was er getan hatte, geschah aus Überzeugung.
    Wir versuchten noch gut zehn Minuten, einen Zugang zu ihm zu bekommen, doch es war unmöglich. Dann verließen wir das Verhörzimmer.
    »Der wird uns nichts erzählen«, meinte Phil und verzog das Gesicht.
    »Wahrscheinlich nicht«, stimmte ich ihm zu. »Soll sich einer unserer Verhörspezialisten weiter um ihn kümmern, vielleicht hat er mehr Erfolg als wir.«
    »Bei einem Überzeugungstäter wie Marcon wird das nicht viel bringen«, sagte Phil.
    »Ja, leider«, sagte ich. »Wobei ich die Gründe, aus denen er handelt, gut nachvollziehen kann. Es ist gut, dass er etwas unternimmt. Nur hat er die falsche Methode gewählt, um für seine Überzeugung einzutreten. Er wird mehr zerstören, als er aufbaut.«
    »Das ist das Tragische an der Situation«, sagte Phil. »Aber wir können das aktuell nicht ändern. Wenn das, was er sagt, stimmt, wird Projekt Exodus bald aktiviert werden. Wir müssen also dringend eine andere Spur finden. Ich werde bei der Scientific Research Division anrufen und nachfragen, ob sie den Toten von der Farm inzwischen identifiziert haben.«
    Phil erledigte den Anruf auf dem Weg zu unserem Büro.
    »Ja, danke«, sagte er zum Abschluss, stellte sein Handy aus und wandte sich an mich. »Nein, noch nichts.«
    »Dann sollten wir jetzt Feierabend machen und morgen früh gleich loslegen«, sagte ich.
    Wir informierten Mr High und verließen das FBI Field Office. Nachdem ich Phil abgesetzt hatte, fuhr ich zu meinem Apartment und ging direkt ins Bett.
    ***
    Phil war gut gelaunt, als er am nächsten Tag in den Jaguar stieg.
    »Irgendwie habe ich so ein Gefühl, dass wir heute gute Fortschritte machen werden«, sagte er und lächelte.
    »Wäre mir recht«, erwiderte ich.
    Obwohl wir aufgrund des Verkehrs teilweise nur langsam vorankamen, erreichten wir pünktlich das FBI Field Office und gingen zu unserem Büro, um zu schauen, was an neuen Meldungen hereingekommen war.
    Phil checkte seine Mails durch. »Die Identifizierung des Toten ist gerade abgeschlossen worden. Der Typ heißt Alastair Dunell, ist Rechtsanwalt und hat eine Kanzlei hier in Manhattan, auf der Park Avenue.«
    »Wir machen uns sofort auf den Weg zur Kanzlei«, sagte ich. »Browder und Nawrath nehmen wir mit. Mister High soll jemanden zu seiner Wohnung schicken und dort alles sichern lassen. Wir können unterwegs weitere Recherchen über ihn anstellen.«
    Browder und Nawrath saßen vor ihren Computermonitoren, als wir bei ihnen ankamen, und hatten Kaffee in Reichweite.
    »Sorry, von uns gibt es nichts Neues«, meinte Browder nach einer kurzen und formlosen Begrüßung.
    »Aber wir haben was«, meinte Phil. »Der Mann, der auf der Farm ums Leben gekommen ist,
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