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289 - Circus des Schreckens

289 - Circus des Schreckens

Titel: 289 - Circus des Schreckens
Autoren: Jana Paradigi
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doch war er zu sperrig, um ihn wirklich effektiv als Waffe einzusetzen.
    Kurzum: Wenn sie sich nicht bald einen Plan B einfallen ließen, würden sie diesen Kampf verlieren und doch noch in Einzelteilen wiederverwertet werden. Matt wich Schritt für Schritt zurück, während er den Blick suchend umherschweifen ließ.
    Xij hatte die Gegner mittlerweile an Armen und Beinen hängen; ihre Niederlage war nur noch eine Frage von Sekunden. Als nun auch Aruula aufschrie, schleuderte Matt dem Direktor seine Waffe mit aller Kraft entgegen, packte das in Reichweite gerückte Seil, an dem sich Alastar abgelassen hatte, und schwang sich mit den Füßen voran auf die andere Seite.
    Er kam gerade noch rechtzeitig, um den Hals der Barbarin vor einem niedersausenden Säbel zu schützen. Am Brustkorb getroffen, flog der Fischmann einige Meter zurück und ließ die Waffe fallen.
    Sofort rappelte Matt sich auf, packte den Säbel und wollte weiter zu Xij eilen. Doch es war zu spät. Von einem halben Dutzend Männern überwältigt lag sie am Boden, und auch Rulfan strauchelte.
    Es war Zeit zu kapitulieren. Aber was half das schon? Ihre Leben waren so oder so verwirkt. Dann also bis zum letzten Atemzug!
    Matt hob den Säbel mit beiden Händen über den Kopf und wollte gerade auf Khalil Vahidi zustürmen, als er aus den Augenwinkeln jemanden auf der Bank in der ersten Reihe kauern sah.
    Der Junge! Der Junge aus dem Wohnwagen! , fuhr es durch seinen Kopf. Und endlich sah er die Lösung vor sich.
    Er rannte mit Gebrüll los, schlug sich durch die äußere Reihe der Angreifer, packte das Kind und drückte ihm die Klinge an die Kehle. Widerwillig, aber es gab keine andere Möglichkeit.
    »Beende die Kämpfe, Khalil Vahidi!«, schrie er laut. »Oder dein Sohn stirbt!«
    ***
    April 2023
    Es war noch früh am Morgen, die verdunkelte Sonnenscheibe hatte den Horizont im Osten noch nicht erreicht, da stand Baran in Felljacke und dicken Umhang gekleidet auf einem der kleinen Hügel, die den Eingang zur Zeltstadt säumten, und spähte nach Süden.
    Gut acht Monate war es nun her, dass sich seine kleine Welt auf einen Schlag verändert hatte. Elinja hatte Ja gesagt und war kaum ein paar Wochen, nachdem sie sich vereint hatten, schwanger geworden. Er hatte mit den Hodschatoleslam gebrochen und doch bekommen, was er wollte. Er war jetzt oberster Anführer und Hüter von Khalil Oghabs Erbe. Hunderte Leben hingen von ihm ab, von seinen Entscheidungen und auch von seinen Launen, denn Elinja rang in den letzten Monaten der Schwangerschaft mit dem Tod.
    Baran hatte die ungewohnte Last der Verantwortung allein auf seinen Schultern zu tragen. Und in manchen Stunden meinte er von ihr erdrückt zu werden. Nur Elinja schaffte es dann, ihn wieder aufzubauen, ihn mit sanften Worten aus dem Tief seiner dunklen Gedanken empor zu holen. Doch wie sollte er die Zukunft überstehen? Wie sollte er die Aufgabe meistern, wenn sie nicht mehr da war? Und dazu noch das Kind. Er war ein Mann, keine Amme.
    Natürlich würde er genug Frauen in den Reihen der Zeltbewohner finden, die ihm helfen würden, es aufzuziehen. Aber reichte das?
    Sein Sohn würde einmal all das hier erben, auch im Geiste. Er brauchte Ausbildung, und das nicht nur in der Kunst der Jagd oder handwerklicher Tätigkeiten. Er benötigte echte Bildung, genau wie die andern Kinder hier auch. Und dafür würden sie Hilfe brauchen. So viel war ihm in den letzten Wochen klar geworden, als Elinjas Zustand sich rapide verschlechtert hatte.
    Noch einmal ließ er den Blick über die nachtschwarzen Schemen der Umgebung schweifen, sah über die Schulter zurück zum mit Fackeln beleuchteten Zelt, in dem seine Frau mit dem werdenden Leben im Bauch dick eingehüllt in Felle schlief. Dann zog er langsam die glimmende Öllaterne unter dem Umgang hervor und drehte die Flamme auf.
    Kaum ein paar Sekunden hatte er die Lampe geschwenkt, da erhielt er aus dem Dunkel auch schon Antwort. Ein gelber Lichtschein flackerte auf, wurde ebenfalls geschwenkt und erlosch gleich darauf wieder.
    Also kamen sie.
     
    »Du bist ein kluger Mann, Baran«, wisperte der Hodschatoleslam mit gedämpfter Stimme. »Du wirst ein großer Anführer sein, wenn deine Frau dir nicht mehr im Wege steht. Und dein Sohn wird ein noch größerer werden, wenn du ihn in unsere Obhut gibst. Es wird doch ein Sohn, oder nicht?«
    Baran knirschte mit den Zähnen im Bewusstsein, dass er sich den Teufel selbst zurück ins Haus gerufen hatte. »Noch ein Wort dieser Art gegen
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