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289 - Circus des Schreckens

289 - Circus des Schreckens

Titel: 289 - Circus des Schreckens
Autoren: Jana Paradigi
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zurück. Er zögerte, spürte das schlimmer werdende Kratzen in seinem Hals, fühlte, wie seine Augen zu tränen begannen, und hörte seinen Herzschlag schier in den Ohren hämmern.
    Doch der Moment ging vorbei. »Scheißdreck«, knurrte er, hastete vorwärts, fischte Elinjas Körper aus dem Nass und schleppte sie mit sich zurück, die Röhre entlang und wieder nach draußen, seilte sie mit Hilfe der anderen beiden ab und kotzte sich anschließend die Seele aus dem Leib.
    Ich kann dich nicht sterben lassen, Elinja Vahidi, dafür liebe ich dich einfach zu sehr. Trotz allem.
    ***
    Zirkus der Hoffnung, Februar 2527
    Durch einen schmalen Belüftungsschacht knapp unterhalb der Zimmerdecke drangen erste morgendliche Lichtstrahlen in das Verlies, während die Gefährten sich Matts unglaubliche Geschichte der lebenden Wasserleichen anhörten.
    »Jetzt macht's auch in gewisser Weise Sinn, was Aruula und ich auf unserer Runde durch das Gelände entdeckt haben«, sagte Xij und kratzte sich nachdenklich über die nackten Arme. Sie, Rulfan und Aruula hatte man im Halbschlaf aus den Zelten gezerrt, kurz nachdem Matt seine unheimliche Begegnung gehabt hatte. Zumindest eines der Wesen musste es also bis zum Direktor geschafft haben, um Alarm zu schlagen.
    »Was habt ihr entdeckt?«, hakte Rulfan nach, als Xij es spannend machte. Der Albino wirkte äußerlich ruhig, doch Matt sah ihm an, dass es in ihm brodelte.
    »Körbe- und fässerweise Fischschleim und Häute. Und überall standen Namen auf den Behältern«, erklärte die Barbarin, die mit angezogenen Beinen in ihrem Käfig kauerte.
    »Was hat das zu bedeuten?«, knurrte Rulfan.
    »Vielleicht häuten sie sich, wie Reptilien?«, warf Xij in den Raum.
    Matt rieselte es eiskalt über den Rücken. Er glaubte fast in eine Gruselgeschichte H.P. Lovecrafts um das Dorf Innsmouth geraten zu sein - doch das hier war die Wirklichkeit.
    An Schlaf war für keinen der Gefangenen zu denken. Und auch Matt konnte nicht aufhören, die Frage wieder und wieder in Gedanken zu wälzen. Warum?
    Was bezweckten die Zirkusleute mit ihrer bizarren Scharade?
    Warum hatten sie sie erst bewirtet und jetzt gefangen genommen?
    Wie waren sie zu den Wesen geworden, die unter Wasser übernachteten?
    Und: Was hatten sie nun mit ihnen vor?
    Als der Schatten des Luftschachts um einige Zentimeter weiter nach unten gewandert war, hörte man plötzlich, wie die Stahltür entriegelt und geöffnet wurde.
    Khalil Vahidi trat in voller Pracht und geschminkter Farbigkeit in den Raum, beugte sich zu Matt hinab und lächelte süffisant. »Hattet ihr schöne Träume, hm?«
    »Ich geb dir gleich was zum Träumen!«, fauchte Aruula und erntete dafür ein leises, erheitertes Lachen des Direktors.
    »Ich bin sicher, die Lunge der kleinen Wildkatze ist in allerbestem Zustand. Schade, dass wir die Organe nur geschlechterspezifisch verpflanzen. Aber man bekommt eben nicht immer, was man sich wünscht, nicht wahr?«
    »Verpflanzen?«, wiederholte Matt fassungslos.
    »Ganz recht, mein Lieber. Heutzutage muss man erfinderisch sein, wenn man überleben will. Ich meine, Kiemen und Flossen haben auch ihre Vorteile, gewiss. Ihr werdet keine besseren Fischer in der Gegend finden. Aber ein Zirkus unter Wasser wäre nicht im Sinne des Propheten gewesen.«
    »Ihr denkt also, euer großer Visionär hat sich stattdessen ein paar Fischköpfige vorgestellt, die andere herlocken, um sie dann als Ersatzteillager zu verwenden«, konterte Matt.
    »Oghab konnte Berge versetzen, aber er war kein Biologe. Wir können doch nicht zulassen, dass seine Idee von ein bisschen Wasser- und Luftverschmutzung zerstört wird. Was ist schon ein Körper? Die Vision ist es, die alles überdauern wird.«
    »Ihr habt sie nicht mehr alle!«, schrie Xij und rüttelte an den Stäben. »Ich lass mir doch kein Auge rausnehmen, nur weil du dir einbildest, du könntest mal 'ne andere Farbe vertragen.«
    Der Direktor schnaubte blubbernd. »Augen… was will ich schon mit ein paar Augen? Deine Lunge dagegen scheint belastbar, wie mir dein Wutausbruch zeigt. Nur leider wieder nichts für mich, obwohl du auch als Knabe durchgehen würdest. Wie steht es also mit den Herren? Ich lasse mich gerne anbrüllen, wenn es für eine gute Sache ist.«
    Matt fühlte blanke Wut in sich aufsteigen, aber diese Genugtuung gönnte er dem Fischkerl nicht.
    »Habt ihr Hunger?«, fragte der Direktor weiterhin im Plauderton. »Dann muss ich euch leider enttäuschen. Vor einer Operation muss man
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