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289 - Circus des Schreckens

289 - Circus des Schreckens

Titel: 289 - Circus des Schreckens
Autoren: Jana Paradigi
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nüchtern bleiben. Wäre sonst eine zu große Sauerei mit all dem halb verdauten Fisch, den man euch aus dem Magen und den Gedärmen kratzen müsste.« Er drehte sich um und tippte sich an die Nase, als müsste er überlegen. »Ich glaube, das war auch schon mein Stichwort. Verabschiedet euch noch rasch voneinander. Für gewöhnlich schaffen es die Patienten nachher zwischen den Schreien nicht mehr, noch ein klar verständliches Wort zu sprechen.«
    Damit schob er sich die behandschuhte Hand in die Hosentasche, zog eine rote Clownsnase hervor, setzte sie sich auf, zwinkerte den Gefährten noch einmal zu und verließ den Raum, nur um von einem guten Dutzend muskelbepackter Kerle abgelöst zu werden, die sich ohne weitere Umschweife daran machten, die Käfige zu öffnen und je zu dritt einen ihrer Gäste zu packen und mit sich zu schleifen.
    Doch wie Matt mit geringer Erleichterung feststellte, ging es nicht wie angekündigt direkt auf den Operationstisch, sondern erst unter die Dusche.
    Wie sehr er sich auch wehrte und sich sträubte, er wurde entkleidet, in Gefängnismanier abgebraust, anschließend abgetrocknet und in ein dünnes Hemdchen gesteckt.
    Seinen Gefährten ging es nicht anders. Egal wie wild sich Aruula gebärdete oder wie lautstark Xij mit derbsten Flüchen aller Sprachen und Epochen um sich warf oder Rulfan sie verfluchte, sie wurden genau wie Matt am Ende in ein knappes lindgrünes Leibchen gesteckt und mit Hand- und Fußfesseln im Stehen an ein Gestell gebunden, das wie eine altertümliche Kofferkarre am Bahnhof wirkte - und es vielleicht sogar war.
    Und immer noch führte ihr Weg nicht in den OP-Saal. Oder zumindest schien es so, denn Matt und die anderen wurden in einer Reihe hintereinander von Kerlen geschoben, die wie klischeehafte Abbilder englischer Butler aussähen: schwarzer Frack, weißschwarz gestreifte Weste, Fliege um den Hals und mit Stoffhandschuhen, als wollten sie den nächsten Gang servieren.
    Sie steuerten auf einen großen wallenden Vorhang zu. Roter Samt, etwas zerschlissen schon, an den Seiten mit großen goldfarbenen Fransenkordeln ausgestattet.
    »Ich weiß, wo wir sind«, raunte Aruula, und als die ersten Fanfaren erklangen und der Vorhang aufgezogen wurde, wusste Matt es auch. An diesem Abend waren sie die Attraktion in der Zirkusmanege.
    Dort, wo ansonsten Clowns und Akrobaten Kinderaugen leuchten ließen und selbst Erwachsene das Lachen wieder entdeckten, stand nun von Scheinwerferlicht hell erleuchtet ein Seziertisch neben dem anderen. Dazu fein säuberlich auf kleinen fahrbaren Wägelchen aufgereiht das Operationsbesteck - vom einfachen Skalpell über Arterienklammern bis hin zum Rippenspreizer und der Knochensäge. Alles war vorhanden, was ein wahrhaft sadistischer Metzgermeister sich wünschen konnte.
    Matt blinzelte gegen das Licht an, als man ihn zum ersten der Tische schob und gefesselt wie er war aufbahrte. Das Blut rauschte ihm in den Ohren, vor Anspannung und steigender Panik. Dennoch schaffte er es, einen Blick zu den anderen zu werfen. Rulfan, der so bleich und steif aussah, als hätte bei ihm schon die Leichenstarre eingesetzt, Aruula, die immer noch an ihren Fesseln zerrte, und Xij, die sonst nur selten wirklich aus der Fassung zu bringen war. Sie lag mit angstvoll aufgerissenen Augen und halb geöffnetem Mund auf der Liege, der Brustkorb in hechelndem Tempo auf und nieder gehend.
    Wie betäubt und durch eine am Rand geschwärzte Linse nahm Matt Drax seine Begleiter im Scheinwerferlicht wahr, sah, dass der Direktor und ein paar Helfer sich aufstellten. Doch erst als Khalil Vahidi die Knochensäge wie ein Champion seinen Pokal in die Luft hob, hörte er es - hörte das knirschende Surren der elektrischen Säge und den frenetischen Jubel der Zuschauer, die irgendwo im Dunkel hinter den Lichtkegeln auf den Zuschauerrängen saßen und das Schauspiel begafften.
    ***
    August 2022
    Draußen an der frischen Luft hatte es nicht lange gedauert, bis Elinja wieder zu Bewusstsein gekommen war. Schwach hatte sie sich gefühlt, kränklich, doch es hatte gereicht, sich mit Barans Hilfe wieder aufzurappeln. Überhaupt hatte er sie überrascht, so fürsorglich, wie er gewesen war. Und zum ersten Mal in all der Zeit hatte Elinja für einen Moment darüber nachgedacht, ob er nicht doch der Richtige für sie wäre.
    Seine anschließende Beichte hatte diese Idee allerdings gleich wieder im Keim erstickt, egal wie reuig er dabei geklungen hatte. Er hatte ihr erzählt, was die Berater
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