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289 - Circus des Schreckens

289 - Circus des Schreckens

Titel: 289 - Circus des Schreckens
Autoren: Jana Paradigi
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Regierungsbeamter, der für die Abwasser- und Müllentsorgung zuständig war. Er sagt, wir müssen nur das Leck finden, durch das das Gift in den See gelangt.«
    »Es ist zu spät! Wir müssen in die Städte ziehen, solange es dort noch kein Anführer geschafft hat, die einzelnen Clans zu einem großen zu vereinen«, beharrte der Geistliche.
    Doch Elinja wischte seine Worte mit einer barschen Handbewegung beiseite. »Wir brechen morgen zu einer Erkundung auf und du, Baran, kommst mit. Du warst schon dort.«
    »Du wolltest wohl eher sagen, ohne mich und meine Bärenkräfte schafft ihr es sonst nicht, wie?« Er grinste. »Sag bitte, dann überleg ich es mir vielleicht.«
    »Bitte«, sagte Elinja. Sie hatte in den vergangenen Jahren gelernt, dass es einem das Leben nur unnötig schwer machte, sich an etwas wie Stolz zu klammern. »Wir brechen auf, sobald die Nacht vorüber und das Thermometer über minus zwanzig Grad geklettert ist.« Mit diesen Worten ließ sie die versammelten Männer alleine weiter über ihre Visionen von großen Reichen und Ruhm reden.
     
    »Was lässt du dich so von dieser Göre herumkommandieren?«, stichelte der Älteste der Hodschatoleslam, als Elinja außer Sichtweite war. »Sie gehört nicht zu euch, nicht zu uns. Sie hat hier die Macht an sich gerissen, als wir alle noch unter Schock standen. Wo doch in Wahrheit dir diese Führungsposition zusteht. Dir als engsten Freund und Helfer, der immer an der Seite des Alten gestanden hat, egal welche wirren Ideen er am Ende verfolgt hat.«
    Baran strich sich über das flüchtig rasierte Kinn und sah dem Geistlichen misstrauisch entgegen. »Ich wüsste nicht, wann wir uns verbrüdert hätten. Die Zeit mag mir die eine oder andere Frostbeule verschafft haben, aber mein Gedächtnis funktioniert noch tadellos. Und da sind immer noch die Bilder von eurem Sturm auf die Zeltstadt gespeichert, als ihr wahllos Unschuldige niedergeschossen und uns wie Vieh einpfercht habt. Vielleicht sollte ich besser dafür die längst fällige Vergeltung einfordern.«
    Der religiöse Berater hob beschwichtigend die Hände und Baran sah mit Genugtuung, wie seine Gesichtsfarbe weißer wurde als der Schnee. »Bitte, Baran! Es war doch nur zum Wohle und der Sicherheit des Anführers. So wie wir heute um deine besorgt sind.«
    Anführer. Das könnte mir gefallen , dachte Baran. Er mochte Elinja, keine Frage, er begehrte sie, liebte sie vielleicht sogar. Aber wie der Hodschatoleslam ganz richtig gesagt hatte - sie hatte nichts mit dem Zirkus zu tun gehabt, bis auf die paar Wochen vor dem Ende. Im Grunde hatte sie ihm seine Position gestohlen. Aber die Leute hörten auf sie. Folgten ihr, als wäre sie tatsächlich Khalils leibliche Tochter und nicht nur eine Reporterin, die sich in die Idee eines Träumers verliebt hatte.
    »Das mag alles sein«, sagte Baran schließlich, ohne die Geiernase aus den Augen zu lassen. »Aber wenn ich mich ab morgen mit Zylinder und Spazierstock in die Manege stelle, heißt das noch lange nicht, dass mir die anderen folgen.«
    »Nutze die Chancen, die sich dir bieten«, raunte der Geistliche. »Solche Expeditionen bergen vielerlei Gefahren. Da kann selbst der stärkste Mann der Welt nicht immer zur Stelle sein, um unvorsichtige Gören zu retten.«
    Baran zog die Brauen zusammen, dann nickte er langsam.
    ***
    Schon am Morgen war klar, dass es einer der klareren und somit helleren Tage werden würde. Eine gute Voraussetzung für die Mission, eine schlechte für Barans Anführerambitionen.
    Sie liefen in einer Gruppe von fünf Mann, alle in dicke Felljacken gekleidet, die ledernen Kapuzen eng ins Gesicht gezogen, dazu ein Nasen- und Mundschutz, damit einem die kalte Luft nicht die Lunge lähmte. Hände und Stiefel waren zusätzlich mit Lumpen umwickelt, denn Nässe war ein tückischer Feind geworden ohne die früher so selbstverständliche medizinische Versorgung. Mehr noch als einen Restaurantbesuch beim Italiener, der ihn an die fahrende Zirkuszeit mit Khalil erinnerte, vermisste Baran die heißen Bäder in einem Hamam - Dampfbad, Massage und ein gutes Gespräch unter Männern bei einer Tasse Tee.
    Elinja hatte den Trupp gezwungen, die Ausrüstung dreimal auf Vollständigkeit zu überprüfen, bevor sie losmarschiert waren, als wären die Männer alle nur dumme Kinder, die sie behüten und beglücken musste. Der Tod von Khalil war für alle ein Schock gewesen, aber das war zehn Jahre her. Irgendwann musste man die Vergangenheit loslassen. So wie man sich
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