Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
er über welkende Pflanzenreste lief, das dahinter wuchernde Buschwerk durchquerte und in die schattige Welt der Bäume eintauchte. Crow suchte mit einem letzten Rest Hoffnung nach einer Felswand mit den Schleusen zu seinem unterirdischen Reich. Doch er fand nur Pflanzen, die nicht hierher gehörten.
    Also hatte Matthew Drax nicht nur am Südpol gewonnen - er hatte ihn, General Arthur Crow, auch um die Chance gebracht, sich zu rächen.
    »Nein!«, schrie er seine Qual hinaus. »Nein! Nein!«
    ***
    Es war Mittag am Hollow Creek. Zikaden zirpten im welken Gras, ansonsten regte sich weit und breit niemand. Nach Wochen anhaltender Trockenheit war der Boden regelrecht ausgedörrt, und noch immer brannte die Sonne gnadenlos auf Gadger herab.
    Der Corporal hatte den Jeep der Grenzpatrouille unter einem Baum geparkt. Dessen Schatten war klein zu dieser Stunde, doch er reichte aus, um den Gefreiten und seine drei Männer vor der grellen Sonne zu schützen. Sie spiegelte sich an der Frontscheibe, wenn ein Windhauch durch die Baumkronen zog.
    Gadger gehörte zu einer Militäreinheit, die Spooky Pines, den Herkunftsort des Schleimmonsters, rund um die Uhr bewachte. Der junge Corporal war für den Abschnitt Hollow Creek eingeteilt, ein elend weites Gebiet, das er von morgens bis abends abfuhr. Straße rauf, Straße runter. Seit Anbeginn der Patrouillen hatte ihn dort noch nie etwas überfallen - außer ätzender Langeweile. Deshalb entschied Gadger, dass es im Moment selbst für ein Monster zu heiß war am Hollow Creek, und befahl seinen Männern eine Pause. Ihr Funkgerät blieb wie immer eingeschaltet, und es gab keinen Mucks von sich. Ebenfalls wie immer.
    Als das Wummern begann, war Gadger längst weggedöst. Dass der Jeep leise bebte, spürte er zwar, doch er wachte nicht auf, weil sein Unterbewusstsein ihn daran erinnerte, dass für heute eine Truppenübung angesetzt war. Es vergaß allerdings zu erwähnen, dass sie in der Nähe von Waashton stattfand und man sie hier gar nicht hören konnte.
    »Neiiin!«
    Gadger fuhr hoch. Hatte er das geträumt? Nein, hatte er nicht! Auf dem Gelände von Spooky Pines brüllte jemand seine Verzweiflung heraus.
    »Scheiße!«, raunte Gadger und ließ schleunigst den Motor an. Der Jeep war auf der Straße, noch bevor die drei Soldaten erwachten.
    »Was'n los?«, fragte einer schlaftrunken.
    »Klappe halten, hinhören!«, befahl Gadger und schaltete hoch. Die Schreie aus Spooky Pines waren nur ein kleines Stück entfernt; das Dröhnen des dahinjagenden Jeeps konnte sie dämpfen, aber nicht übertönen.
    »Nein! Nein!«, scholl es von jenseits des Grenzdickichts, als der Jeep durch den Straßenstaub schlingerte und zum Stehen kam. Mit gezogenen Waffen sprangen die Soldaten hinaus und sicherten das Fahrzeug.
    Corporal Gadger erklomm den Sitz, um über die Sträucher zu blicken. »Sir!«, rief er. »Sir, kommen Sie da raus!«
    Gadger sah das verzerrte Gesicht eines Glatzköpfigen. Kurz nur, dann verschwand es wieder hinter wucherndem Grünzeug. Er versuchte es erneut. »Sir! Sie befinden sich auf militärischem Sperrgebiet! Ich fordere Sie auf: Kommen Sie unverzüglich heraus!«
    Ein Geräusch erklang, das nichts Menschliches hatte. Ein tiefes Knurren, als wäre ein Lioon in einen Brunnenschacht gestürzt.
    Gadger ließ sich auf den Sitz fallen und packte das Funkgerät. »Bravo Sechs an Bravo Eins«, sagte er atemlos, als ein erstes Wummern durch den Boden lief. Krachend begann das Buschwerk zu bersten.
    »Bravo Sechs an Bravo Eins - bitte kommen!«, drängte Gadger.
    »Bravo Eins hört. Was gibt's denn, Corporal?«
    Gadgers Blick war auf die Sträucher gerichtet, während er hastig seinen Standort durchgab und Meldung machte. »Unbefugtes männliches Subjekt innerhalb der Absperrung gesichtet«, spulte er militärisch knapp herunter. »Wird vermutlich von einer Kreatur verfolgt. Sie muss riesig sein! Der Boden bebt unter ihren Schritten. Warten Sie, da kommt der Mann. O nein! Das ist kein Mensch, es ist…«
    Corporal Gadger blieb noch Zeit für einen gellenden Schrei. Dann wurde es still am Hollow Creek.
    ***
    Am späten Nachmittag erreichte Captain Tremonti das Weiße Haus. Er hatte kaum Zeit, sich noch den Staub von der Uniform zu klopfen, bevor ein Wachhabender herantrat, um ihn in den West Wing zu begleiten. Zum Jahrhunderte alten Oval Office, in dem bereits die Präsidenten der Antike ihre Besucher empfangen hatten. Jetzt residierte dort Alexandra Cross, und ihr heutiger Besucher war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher