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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons
Autoren: Stephanie Seidel
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etwas Falsches gesagt? Justin schnappte immer so schnell ein, wenn er sich angegriffen fühlte. Dabei wollten ihm doch alle nur helfen.
    Vielleicht reden wir besser über was anderes , überlegte er.
    »Sieh mal, da vorn!« Tyler wies auf ein zerstörtes Gebäude mit Kuppeldach und Säulen an der Frontseite. Es war die ehemalige Kongressbibliothek, selbst als Ruine noch ein imposanter Anblick. Weniger imposant - dafür umso erschreckender - waren die grünen Ablagerungen an den Bruchstellen.
    »Was meinst du, wie lange es noch dauert, bis alle Überreste des Monsters entfernt sind?«
    Tyler sah, wie Justin die Schultern hob. »Keine Ahnung. Hauptsache, das schleimige Ding ist tot.«
    »Stimmt.« Tyler erschauerte unwillkürlich. Es war noch nicht lange her, dass ein lebender Albtraum nach Waashton gekommen war - ein grünes Schleimwesen, riesenhaft und absolut tödlich. Es war aus dem rätselhaften, von fremdartigen Pflanzen und Tieren bewohnten Waldstück gekrochen, das urplötzlich, wie hingezaubert, in den Ausläufern der Appalachen aufgetaucht war. Man munkelte, das Gebiet wäre aus einer anderen Zeit hierher versetzt worden!
    Die entsetzliche Kreatur war über die Bevölkerung hergefallen wie Orguudoo persönlich. Waffen erwiesen sich als nutzlos, Fluchtwege gab es kaum. Nur wem es gelang, die Schutzbunker unter dem Pentagon zu erreichen, hatte eine reale Chance.
    »Weißt du noch, wie wir durch den U-Bahnschacht gelaufen sind, und plötzlich quoll überall dieser grüne Schleim aus der Wand?«, fragte Tyler. Seine Stimme brach und er fuhr sich mehrmals hastig über die Augen. Als wollte er ein Bild wegwischen, das sich einfach nicht entfernen ließ.
    »Natürlich weiß ich das noch! Ich bin doch nicht blöd!«, raunzte Justin. »Und jetzt denk nicht mehr daran! Es ist vorbei. Drax und seine Leute haben uns gerettet.«
    Tyler nickte nachdenklich. Commander Drax , das war ein Fremder, von dem es hieß, er käme ebenfalls aus einer anderen Zeit. Der mutige Mann hatte mit den Androiden Miki Takeo und Shiro einen Flug zum Ursprungsgebiet des Monsters gewagt. Dort wuchs eine Pflanze, auf deren Berührung das Schleimwesen mit Verätzungen reagierte. Die Männer hatten aus dem Kraut einen Sud gekocht und den Waffentank ihres Gleiters damit befüllt.
    »Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen, als sie das Monster aus der Luft besprüht haben!«, presste Tyler zwischen den Zähnen hervor. »Dad hat erzählt, es hätte geblubbert wie Brabeelenmarmelade, bevor es endlich starb.«
    Justin drehte sich flüchtig nach ihm um. »Verfolgt es dich immer noch?«
    »Praktisch nicht mehr.« Tyler verschränkte seine Arme und richtete den Blick starr auf das Spalier vorbeiziehender Gebäude. Es war dem Fünfzehnjährigen peinlich, dass sein großer Bruder von den Albträumen wusste. Justin war immer so stark. Er schien überhaupt keine Angst zu haben, nicht einmal vor Dad. Er ließ sich auch nicht einschüchtern - und was hatte es für einen Aufstand gegeben, als Dad eines Abends nach Hause kam und Justins Buggy nicht mehr wiederzuerkennen war!
    Er sieht wirklich toll aus! Tyler versuchte den Stich zu ignorieren, den ihm die Erkenntnis über seine Andersartigkeit versetzte. Er würde nie einen Wagen wie Justin fahren. Nichts Verbotenes tun. Keine abenteuerlichen Wege beschreiten. Dafür brauchte man Mut, und den hatte Tyler nicht.
    »Sag mal, wo fahren wir eigentlich hin?«, fragte er alarmiert, als Justin nach Westen abbog und in der Ferne die silbern schimmernden Wellen des Potomac sichtbar wurden.
    »Zu den Goonshacks. Ich muss noch jemanden abholen.«
    Tyler spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Die Goonshacks! Das schäbige Ruinenviertel am Fluss, wo die Armen hausten! Man musste um Leib und Leben fürchten, wenn man da durchfuhr, hatte Dad gesagt. Und auf keinen Fall durfte man Kontakt aufnehmen zu den Leuten dort. Es waren alles Verbrecher, die schwer arbeitende, unbescholtene Bürger ausraubten, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gab.
    »Aber du hast doch versprochen, dass du dich nicht mehr mit deinen… Freunden treffen wirst«, sagte Tyler zögerlich.
    Justin drehte sich um. Er grinste. »Ja, und wie leicht hat man sich mal versprochen.«
    Tyler kam ein ungeheuerlicher Verdacht. Seine Hände verkrallten sich in der Rückenlehne des Fahrersitzes, und er schluckte ein paarmal, bevor er es aussprach. »Justin? Du hast auch versprochen, dass wir ins Stadion fahren und den SummerBrawl gucken. Du hast Mom gesagt, dass
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