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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons
Autoren: Stephanie Seidel
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wir da anschließend grillen werden.«
    »Oh, wir werden grillen, keine Panik! Nur nicht im Stadion.«
    »Sondern?«
    »In Spooky Pines«, sagte Justin gemütlich.
    Der Buggy musste anhalten, um einen Armeekonvoi vorbeizulassen. Noch immer fuhren bewaffnete Patrouillen durch die Stadt. General Garrett, Oberbefehlshaber der Bunkerstreitkräfte, hatte zwar öffentlich erklärt, dass die Gefahr gebannt sei, wollte aber kein Risiko eingehen. Den Bürgern war es recht. Sie hatten das Entsetzen über den Angriff des Monsters noch nicht überwunden, Angst war noch immer ein ständiger Begleiter.
    »Spooky Pines!«, krächzte Tyler. Panik kroch in ihm hoch. Ein übermächtiger Drang erfasste ihn, loszurennen und das Militär zu alarmieren. Schon fiel seine Hand auf den Türgriff.
    »Bleib sitzen!«, befahl Justin hart. »Du bringst uns ins Gefängnis, wenn du denen was sagst.«
    »Und wenn ich es nicht tue, werden wir sterben.« Tyler weinte fast. Er hatte davon gehört, dass es unter Jugendlichen als Mutprobe galt, eine Nacht in Spooky Pines zu verbringen. Nur hatte er es nicht geglaubt, denn es war zu ungeheuerlich, um wahr zu sein.
    Spooky Pines lag in den Ausläufern der Appalachen und war auch als »Zeitwald« bekannt.
    Die Heimat des Schleimmonsters.
    ***
    Eine Woche vorher
    Auch wenn die Hölle im 26. Jahrhundert nicht mehr Hölle genannt wurde, sondern Orguudoos Reich , war sie doch noch immer der schrecklichste Ort, an dem ein Mensch enden konnte.
    Dachte man.
    Arthur Crow wusste es besser. Er konnte es nur keinem mehr sagen, denn er war tot. Allerdings nicht ganz, und eben diesem Umstand verdankte er die Einsicht, dass es Schlimmeres gab als die Hölle.
    Vor Monaten war Crow von seinem Stützpunkt bei Waashton in Richtung Antarktis aufgebrochen, begleitet von einer Abteilung U-Men. Er wollte den Flächenräumer erobern, eine uralte und brandgefährliche Waffe der Hydriten. Jetzt kehrte er zurück - geschlagen, mit leeren Händen.
    Und tot.
    Oder nicht?
    Ich lebe! , dachte er verbissen gegen den Strom fremder Gedankenimpulse an, der sein Bewusstsein durchschäumte. Arthur Crow ertrank darin, wieder und wieder, und er konnte nichts dagegen tun.
    Du hast die Möglichkeit, aufzugeben. Stirb doch einfach! , entgegnete eine andere Stimme. Aber nicht er war es, der diesen blöden Vorschlag formuliert hatte.
    »Stirb doch selber, du bionetischer Kretin!«, knurrte er - und bereute es im selben Moment. Crows Brust, die ihm nicht mehr gehörte und nur eine schlechte Nachbildung war, platzte auf. Ein Tentakel wuchs hervor, schleimbedeckt und glänzend. Die Spitze tastete sich hoch. Als sie Crows Gesicht erreichte, schwenkte sie ein Stück von ihm fort und begann zu wackeln wie ein mahnend erhobener Zeigefinger. Crow konzentrierte sich und erlangte die Kontrolle zurück. Der Tentakel vereinigte sich wieder mit seinem Körper.
    Wieder einmal wurde Crow bewusst, dass unter seiner nachgebildeten äußeren Hülle nichts mehr war als ein riesiges Knäuel dieser Tentakel. In Momenten wie diesem wollte er tatsächlich sterben, doch den Gedanken wagte er nicht zu formulieren aus Angst, der Koordinator könnte ihn hören - und seine Schwäche ausnutzen.
    Gemeinsam waren sie Kroow .
    Den Namen hatte sich der Koordinator nach der Assimilierung Arthur Crows selbst gegeben; eine Synthese ihrer beider Namen, so wie auch ihre Geister sich verbunden hatten. Nachdem der Flächenräumer seine Funktion verloren hatte, benötigte der Koordinator einen Körper, denn er wollte sich auf die Suche nach seinen Schöpfern machen: den Hydriten.
    Die Erinnerung an den grausigen Moment saß tief und unauslöschlich in Arthur Crow; er hatte die Prozedur bei vollem Bewusstsein miterlebt. Doch auch der Koordinator-Teil hatte inzwischen Leid erfahren müssen.
    Er hatte seine Schöpfer gefunden - doch die sahen ihn als Bedrohung an und bekämpften ihn mit allem Mitteln. [2]
    Das hatte ihn in Konfusion gestürzt - und der Crow-Teil hatte die Chance genutzt, sich ins Leben zurückzukämpfen und die Kontrolle über den gemeinsamen Körper zu übernehmen. Ihm war klar, dass er für immer an Kroow gekettet sein würde, denn sie teilten sich jede einzelne Zelle, jeden DNA-Strang. Für den Verstand war es ein Albtraum.
    Crows Körper jedoch profitierte davon. Als Kroow war er immun gegen Drillerbeschuss; er kam ohne Sauerstoff aus und hatte bei nahezu gleicher Größe derart an Gewicht zugelegt, dass ihn nichts und niemand aufhalten konnte. Im Augenblick bewegte er
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