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2599 - Der letzte Tag

2599 - Der letzte Tag

Titel: 2599 - Der letzte Tag
Autoren: Marc A. Herren
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Untätigkeit verdammt sind, droht die Stimmung zu kippen. Es ist für sie schlimmer als alles andere, dass sie nicht aktiv werden können!«
    »Wem sagst du das?«, meinte Bully. »Es geht mir genauso.«
    »Eben«, sagte Gucky. Dieses Gefühl der Ohnmacht angesichts des Chaos und des hyperenergetischen Monstrums, das das komplette Universum in sich hineinzufressen schien ... das alle Welten und Zeiten überflutete ...
    Sie hatten längst jegliche Kontrolle über die JULES VERNE verloren, jeglichen Blick nach außen. Abgeschottet und hilflos saßen sie in dem Gigant aus Metall, der durchs All trieb oder jagte - nicht einmal das wussten sie.
    Und Gucky fragte sich, ob das PARALOX-ARSENAL niemals hätte zusammengesetzt werden dürfen. Ob das endgültige Verderben damit erst seinen Anfang genommen hatte.
    Noch vor weniger als einer Stunde hatte sich die JULES VERNE-1 im Inneren von TALIN ANTHURESTA befunden. Inzwischen hatte das Schiff das sogenannte Wunder verlassen. Und stand nun ganz in der Nähe eines anderen Wunders.
    Wenn man es denn so nennen wollte.
    Für sich nannte Gucky es längst das Monstrum. Er fühlte die Gegenwart des PARALOX-ARSENALS in jeder Sekunde. Mehr noch, diese gigantische Ansammlung aus Psi-Materie strahlte und flackerte so sehr, dass es den Mausbiber über seine Psi-Sinne förmlich zerreißen wollte.
    Mühevoll gelang es ihm, sich mental abzuschirmen und sich auf Näherliegendes zu konzentrieren. Auf die Zentralebesatzung der JULES VERNE, deren Gedanken er auf Bullys Bitte hin esperte, um herauszufinden, ob sie noch einsatzfähig waren.
    Unter normalen Umständen hätte Gucky nie so gehandelt, doch wie hatte Bully es erklärt? Die Welt ging unter, also blieb keine Zeit für derartige moralische Bedenken. Sie konnten es sich nicht leisten, dass wegen des extremen, höherdimensionalen Drucks ein Offizier in wichtiger Position plötzlich ausfiel.
    Man hätte niemandem deswegen einen Vorwurf machen können. Es handelte sich um eine völlige Ausnahmesituation; um weitaus mehr als nur eine normale psychische oder körperliche Belastung.
    Beiläufig erinnerte sich der Mausbiber in diesem Zusammenhang an Gunder Zenthor, den Kommunikationsoffizier, der vor Kurzem völlig die Nerven verloren hatte. Gucky hatte ihn von seinem Platz entfernt, ihn irgendwo im Schiff abgesetzt und seitdem keine Sekunde Zeit gefunden, sich nach ihm zu erkundigen.
    Eines der vielen Probleme beim Weltuntergang, dachte er.
    Schon dieser Gedankengang offenbarte, wie absurd das alles war. Da waren sie nun, in der JULES VERNE, einem der mächtigsten Schiffe der terranischen Menschheit, und was taten sie?
    Nichts.
    Weil sie nichts tun konnten angesichts dessen, was dort draußen den Weltraum zerriss, angesichts des Geisteswesens VATROX-VAMU, das dabei war, die Früchte zu ernten, die ES in seiner Verzweiflung gesät hatte.
    Zumindest vermutete Gucky das. ES hatte das PARALOX-ARSENAL als seine letzte Rettungsmöglichkeit ins Spiel gebracht, und nun war es wieder zusammengesetzt worden - ein gigantischer, mondgroßer Kristall aus Psi-Materie. Allerdings sah es so aus, als würde sich VATROX-VAMU die schier unfassbaren Mengen an Energie selbst einverleiben.
    Das hyperdimensionale Chaos durch die Gegenwart des PARALOX-ARSENALS und VATROX-VAMUS wirkte sich auf jeden aus, meist auf einer unbewussten Ebene. So gesehen war es ein weiteres Wunder, dass alle noch an Ort und Stelle standen und ihren Dienst versahen.
    Oder wie man es nennen mochte, wenn sämtliche Technologie versagte und von draußen, aus dem All, keine sinnvollen Werte mehr hereinkamen. Die Orter zeigten verrückte Ergebnisse an, Funkverbindungen zu anderen Schiffen waren unmöglich geworden.
    Die JULES VERNE trieb wie eine Nussschale auf einem von Sturm gepeitschten Meer, den Gewalten ringsum ausgeliefert. Auch sonst glich die Lage der Besatzung derjenigen von altterranischen Seemännern, die auf eine wagemutige Entdeckermission gezogen waren und in den tobenden Naturgewalten jede Orientierung verloren: Nicht einmal die einfachsten Beobachtungsmethoden funktionierten. Sie waren im direkten Wortsinn blind, wussten weder, wohin sie flogen, noch, wie es in ihrer Umgebung aussah. Sie konnten ihren Flug nicht beeinflussen oder gar stoppen.
    Sie trieben im All, jeder zufälligen Kollision ausgeliefert ...
    »Gucky!«, rief Bully.
    Der Ilt schüttelte die ablenkenden Gedanken ab. Er musste sich konzentrieren! Einen Weg suchen, doch noch einen Beitrag zu leisten, damit ...
    Ja, damit
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