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2599 - Der letzte Tag

2599 - Der letzte Tag

Titel: 2599 - Der letzte Tag
Autoren: Marc A. Herren
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Funkenschauer erstarb allmählich. In der Spiegelfläche wurden wieder Ras Tschubai und Fellmer Lloyd sichtbar.
    Aber anstelle des Konzeptkörpers stand eine andere Gestalt vor ihnen: ein alter Mann mit wallendem Haar und weißem Bart. Sein Körper steckte in einem nicht mehr ganz sauberen Hemd, braunen Hosen und Lederstiefeln, die den Anschein machten, als ob sie aus der Zeit des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts, aus Piet Rawlands Zeit, stammten.
    Die Gestalt senkte die rechte Hand, legte sie auf die andere, die auf einem hölzernen Spazierstock ruhte.
    Der Alte von Wanderer.
    Rhodan strich sich fahrig über die Augen. »Willkommen zurück, alter Freund«, sagte er. »Wir haben uns Sorgen gemacht, nachdem wir deinen Todesschrei vernommen haben.«
    »Unberechtigt waren eure Sorgen nicht«, sagte der Alte. Wann hatte er ES zuletzt so gesehen?
    »Was geht hier vor?«, fragte Mondra Diamond. »Perry, wusstest du davon? Weshalb hast du nichts gesagt?«
    »Er wusste es nicht«, sagte der Alte. »Es wäre viel zu gefährlich gewesen, irgendjemand von euch einzuweihen. Selbst jetzt ist es gefährlich, aber, wie ich fürchte, nicht mehr vermeidbar.«
    »Was können wir tun?«, fragte Rhodan.
    »Gib mir deine Hand, alter Freund. Begleite mich auf eine Reise.«
    ES streckte die Hand aus, und Rhodan ergriff sie.
    »Wohin geht die Reise?«, fragte der Terraner.
    Gleam, hörte er ES' mentale Stimme. Begleite mich noch einmal nach Gleam. Dieser Kreis wird das Leben einer großen Rasse beenden.
    Rhodan kannte die uralte Prophezeiung, die er im Oktober 2404 nach alter menschlicher Zeitrechnung erstmals vernommen hatte.
    ... Du hast den Weg nach Andromeda gefunden, und eines Tages wirst du dein Ziel erreichen. Dort begegnen wir uns erneut. Aber wisse schon jetzt, dass du dort vor eine furchtbare Entscheidung gestellt wirst, die auch mich betrifft. Einer der vielen Kreise des Universums wird sich in Andromeda schließen. Alles hat Anfang und Ende, Perry Rhodan. Dieser Kreis wird das Leben einer großen Rasse beenden ...
    Abrupt wechselte die Umgebung. MIKRU-JONS Zentrale und die Gefährten verschwanden. Rhodan fand sich auf einem Landefeld eines Raumhafens wieder.
    Er kannte ihn nur zu gut.
    Power Center auf Gleam!
    Allerdings wölbte sich anstelle des Himmels eine milchige Fläche über den Raumhafen. Diffuse Helligkeit erfüllte Rhodans Umgebung.
    War das wirklich Gleam? Oder nur eine von ES vorgegaukelte Scheinwelt? Vor nicht allzu langer Zeit hatte ihn VATROX- VAMU scheinbar auf eine Brücke entführt, um ihn dazu zu drängen, sich in seine Dienste zu stellen.
    Rhodan dachte an seinen letzten Gleam-Besuch. Damals hatte ihn Homunk mit einem Fiktivtransmitter nach Andromeda befördert - unter gewaltigen Entzerrungsschmerzen!
    Dass er nun so schmerz- und zeitverlustlos dieses Landefeld erreicht hatte, deutete darauf hin, dass es sich tatsächlich nur um eine von ES induzierte Vision handelte.
    Die Kernfrage aber blieb: Was hatte der Alte vor? Was wollte er ihm zeigen?

6.
    Ich bin Gucky/ES/VATROX-VAMU
    11. Mai, 19.17 Uhr
     
    »Die Welt geht unter! Uns bleibt keine Zeit für Moral!«
    Diese Worte unterbrachen für Gucky die geradezu unnatürliche Stille in der Zentrale der JULES VERNE. Bully sprach sie aus - er beugte sich zu dem Mausbiber hinunter, um sie ihm ins Ohr zu flüstern.
    Gucky musste nicht lange nachdenken. »Wo du recht hast, Dicker«, erwiderte er ebenso leise, »da hast du recht.« Also wendete er seine telepathischen Fähigkeiten an, um die Gedanken der Menschen ringsum zu lesen.
    »Und?«, fragte Reginald Bull.
    Der Ilt zeigte keine Reaktion, außer dass er demonstrativ die Augen schloss. Ob nun die Welt unterging oder nicht, er brauchte schon etwas Zeit. Schließlich ging es nicht um einen Auftrag, den man nebenher erledigen konnte, während man gemütlich einen Tee trank! Die Gedanken der Zentralebesatzung waren alles andere als ruhig und strukturiert.
    Ein Chaos aus Empfindungen und Gefühlen stürmte auf den Mausbiber ein. Angst, Panik, Ungewissheit, Zorn und ganz verhalten auch Zuversicht. Doch die Furcht übertrumpfte alles - die Furcht, nicht nur zu sterben, sondern mit Millionen anderer in den Untergang gerissen zu werden.
    Guckys Nackenfell sträubte sich. Etwas schien sich vom Kopf durch seinen ganzen Körper zu wühlen und jedes Quantum Kraft aus seinen Gliedern zu saugen.
    »Jeder Einzelne in der Zentrale ist bemüht, seine Selbstdisziplin zu wahren«, sagte er schließlich. »Doch weil sie alle zur
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