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2584 - Der Okrivar und das Schicksal

2584 - Der Okrivar und das Schicksal

Titel: 2584 - Der Okrivar und das Schicksal
Autoren: Frank Borsch
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Seine Augen leuchteten so hell wie nie zuvor. Er hatte den Blick starr auf sie gerichtet.
    »Ist ... ist noch etwas, Statthalter?«
    »Nein ... das heißt, nichts von Belang. Nur ein Gedanke ... «
    »Ja?«
    »Du erinnerst mich an einen anderen Menschen, Satwa. Mondra Diamond, die Gefährtin Perry Rhodans. Nur, dass sie grüne Augen hat und du braune.«
    »Ist das ein Kompliment?«, fragte sie verwirrt. Sie hätte Sinnafoch niemals zugetraut, Nicht-Vatrox so genau zu betrachten, dass ihm eine Kleinigkeit wie die Augenfarbe aufgefallen wäre.
    »Mondra Diamond hat Skulptis ermordet«, sagte der Vatrox. »Meine Kriegsordonnanz. Im Distribut-Depot ITHAFOR, wo all das hier seinen Ausgang genommen hat.« Er schwieg, hing seinen Gedanken nach. Dann flüsterte er leise: »Weißt du, Satwa, was ich mit Mondra Diamond machen würde, bekäme ich sie in meine Gewalt?«
    »Sie töten?«
    »Ja, viele Hundert Male. Ich würde sie klonen und anschließend töten. So oft es mir einfällt. Und ich würde sie zu meiner Dienerin machen, viele Tausend Male. Ich würde eine Armee aus ihr schaffen, eine unschlagbare Armee. Mondra Diamond ist wie du, Satwa. Klug. Gerissen. Zu allem bereit, wenn es darauf ankommt. Es ist eine Tragödie, dass sie auf der falschen Seite steht ...« Der Vatrox machte eine Pause. »Es ist gut zu wissen, dass du auf der richtigen Seite stehst. Bleib, wo und wie du bist, und du wirst nichts zu befürchten haben.«
    »Ich danke dir, Statthalter.«
    Satwa verließ die Zentrale. Ihr Schritt war unsicher wie der einer Traumwandlerin. Ihr Plan war aufgegangen. Sinnafoch hatte sie als nützliches Werkzeug erkannt. Was immer geschah, sie würde leben.
    War das nicht alles, was sie wollte?
    Sie hätte tanzen sollen vor Freude. Doch als sie in sich hineinhorchte, fand sie nur Leere.

5.
    Kruuper
     
    »Sinnafoch Kruuper gerufen hat?«
    Die Kabine des Vatrox war verlassen.
    Kruuper blieb einige Schritte von der Tür entfernt stehen, die sich ihm automatisch geöffnet hatte. Seine drei im gleichmäßigen Abstand um den Kopf verteilten Augen ermöglichten ihm eine komplette 360-Grad-Rundumsicht.
    Die Kabine Sinnafochs war groß, erinnerte an einen Saal. Und Kruuper erinnerte sie an den Raum, den er sich auf dem Schlachtlicht CORRALSO gesichert hatte. Er war einfacher Offizier gewesen, zuständig für die Versorgung der Bordmessen. Kruuper hatte gewissenhaft seinen unbedeutenden Dienst für die Frequenz-Monarchie verrichtet und die übrige Zeit in seiner Kabine verbracht. Dort hatte er an seinen Skulpturen gearbeitet, hatte seinem Schmerz Form gegeben.
    Es war keine glückliche Existenz gewesen, aber zumindest eine erträgliche.
    Dann war der degradierte Sinnafoch Kommandant der CORRALSO geworden. Der Vatrox hatte Kruuper zum Ersten Offizier des Schlachtlichts gemacht - und er hatte ihm die Kabine genommen, die Skulpturen, an denen Kruuper Jahre gearbeitet hatte, wie Abfall achtlos zur Seite geschoben ... und dann hatte er Kruuper das Leben gestohlen.
    »Einen Augenblick, Kruuper!«
    Die Stimme kam aus dem Hygienetrakt. Kruuper hörte einige dumpfe Schläge, die an Schritte erinnerten, dann hörte er ein Gebläse.
    Als es verstummte, trat Sinnafoch in den Hauptteil der Kabine.
    Er war nackt.
    Der Anblick hätte Kruuper nicht kümmern sollen. Er war ein Okrivar, Sinnafoch ein Vatrox. Für Scham bestand kein Anlass. Doch der Anblick des nackten Vatrox machte Kruuper unruhig. Es war eine Geste der Vertrautheit - und Vertrautheit mit Sinnafoch war das Letzte, was Kruuper sich wünschte.
    »Sinnafoch eine Aufgabe für Kruuper hat?« Vielleicht gelang es ihm, diese Kabine rasch wieder hinter sich zu lassen.
    »Ja, das habe ich. Später. Aber erst will ich mit dir reden.« Sinnafoch ging zum Bett, auf dem er seine Kleidung abgelegt hatte.
    »Natürlich.« Es würde nichts aus der Flucht werden.
    »Kruuper, es sieht nicht gut für unsere Sache aus«, eröffnete Sinnafoch dem Okrivar düster. Doch die Bewegungen, mit denen er sich ankleidete, waren schwungvoll und energisch, wollten nicht zu seinen Worten passen.
    »Die Frequenz-Monarchie steht unter Druck, selbst hier in Anthuresta. Niemals in unserer langen Geschichte war die Lage so ernst.« Sinnafoch zog ein Unterhemd über den Kopf. »Noch ist der Krieg nicht verloren, aber wir müssen jeden unserer Schritte sorgfältig durchdenken.«
    Wir. Kruupers Unruhe stieg. »Sicher Sinnafoch bestens geeignet, richtige Entscheidungen zu treffen«, schmeichelte er.
    Der Vatrox ging nicht
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