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2584 - Der Okrivar und das Schicksal

2584 - Der Okrivar und das Schicksal

Titel: 2584 - Der Okrivar und das Schicksal
Autoren: Frank Borsch
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versperrt.
    Selbst wenn es Kruuper gelungen wäre, einen Transfer zu erschleichen, es hätte ihm nichts genutzt. Die Frequenz-Monarchie beherrschte das Polyport-Netz. Ein Ort innerhalb der Monarchie war so schlecht wie der andere. Sinnafoch würde ihn rasch finden. Das Schicksal würde dafür sorgen.
    Der Korridor, der am Rand des Transferdecks verlief, erinnerte Kruuper an eine geschäftige Straße in einer Großstadt. Vatrox, Okrivar, Darturka und die Angehörigen Dutzender weiterer Völker eilten, getragen von energetischen Gleitbändern, ihren Zielen entgegen. Jeder einzelne Handelsstern, aus denen TZA'HANATH bestand, war riesig, in gewisser Weise ein Querschnitt durch die Frequenz-Monarchie.
    Durant führte sie auf ein gelb leuchtendes Gleitband. Kruuper sah zu, dass er es als Letzter betrat.
    Er wollte von den unterwürfigen Bezeugungen des anderen Okrivar nicht mehr mitbekommen als unbedingt notwendig. Ganz konnte er sich ihnen nicht entziehen.
    Durant redete viel und laut, und die Tatsache, dass Sinnafoch nur einsilbig oder gar nicht auf seine Andeutungen und Ankündigungen einging, stachelte den Chefwissenschaftler nur dazu an, noch mehr zu reden.
    Einen Moment lang, während das Transferdeck rasch hinter ihnen zurückblieb, tat Kruuper der Artgenosse leid. Es war ein großer Moment für Durant. Sinnafoch war der Statthalter VATROX-DAAGS in Anthuresta. Es war eine einmalige Gelegenheit für den Chefwissenschaftler, sich vor dem Vatrox zu beweisen, seine große Chance. Zumindest musste Durant das glauben. Er konnte nicht ahnen, dass Sinnafoch längst ein Getriebener war.
    Der Vatrox hatte sich zu den höchsten Höhen aufgeschwungen, die für seinesgleichen möglich waren, aber es war im Moment der größten Not in der Geschichte der Frequenz-Monarchie geschehen - wahrscheinlich sogar im Moment des Untergangs, wenn es Sinnafoch nicht bald gelänge, die Terraner und ihre Verbündeten zurückzuschlagen. Und selbst wenn es der Vatrox schaffte, die Terraner zu bezwingen, blieb noch VATROX-VAMU ...
    Durant konnte nicht ahnen, dass er seine Unterwürfigkeit auf den Falschen zielte. In seinem Eifer war der Chefwissenschaftler ganz auf Sinnafoch konzentriert und übersah jedoch, dass der Vatrox selbst lediglich ein Diener war.
    Dabei war der Herr des Statthalters zum Greifen nahe. VATROX-DAAG persönlich begleitete Sinnafoch. Doch die Entität verbarg sich. Sie hatte den Okrill Philip übernommen, der auf seinen acht Beinen wie ein treues Tier zu Füßen des Vatrox kauerte, während das Gleitband sie durch diesen Handelsstern von TZA'HANATH trug.
    Die Tarnung war perfekt. Der Okrill war einst tatsächlich ein Tier gewesen.
    Sinnafoch hatte ihn in einer seiner grausamen Launen seinem ursprünglichen Herrn, einem Menschen, gestohlen, nur um Philip kurz darauf, aus einer weiteren Laune heraus, eine Induktivzelle in das Gehirn einpflanzen zu lassen.
    Intelligenz war in Philip erwacht, und der Okrill war Kruuper rasch zum Gefährten geworden. Dem einzigen, den er je gehabt hatte.
    Diese Zeit war Vergangenheit. VATROX-DAAG hatte sich des Okrills bemächtigt. Ob Philip noch existierte? Kruuper vermochte es nicht zu beurteilen. VATROX-DAAG ließ keine Regungen erkennen. Philip mochte längst ausgelöscht sein, erdrückt von der übermächtigen Entität.
    Oder vielleicht klammerte sich Philip in irgendeinem Winkel seines Gehirns an sein Selbst. Es war möglich. Philip war zäh. Nur: Kruuper wusste nicht, ob er es ihm wünschen sollte. Der Tod konnte eine Gnade sein.
    Kruupers Blick wanderte weiter. Hinter VATROX-DAAG stand Vastrear. Er war ein Vatrox wie Sinnafoch und vom selben Schlag wie der Statthalter: verschlagen, überaus intelligent, unerschütterlich von sich selbst eingenommen und unberechenbar. Vastrear war jederzeit zu Taten von selbstloser Barmherzigkeit fähig, aber ebenso zu unbarmherzigen Grausamkeiten.
    VATROX-DAAG hatte Vastrear Sinnafoch untergeordnet. Zu welchem Zweck, wollte sich Kruuper nicht erschließen. Die beiden Vatrox ähnelten einander zu sehr, als dass sie miteinander hätten auskommen können. Vastrear und Sinnafoch aneinanderzuketten, hieß, einen Mord heraufzubeschwören.
    Hinter Vastrear folgte Bhustrin, die Kriegsordonnanz des Vatrox. Bhustrin war ein kleines Wesen, flink wie ein Schemen und schweigsam.
    Trotz seiner durchsichtigen Haut, die Einblick in sein körperliches Inneres gewährte, blieb Kruuper verschlossen, was in Bhustrins Gedankenwelt vorging. Der Okrivar sah zu, dass er auf
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