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2584 - Der Okrivar und das Schicksal

2584 - Der Okrivar und das Schicksal

Titel: 2584 - Der Okrivar und das Schicksal
Autoren: Frank Borsch
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Vastrear war stärker. Sie ...
    ... eine Hand umklammerte plötzlich das Handgelenk Satwas. Sie war wie die eines Kindes, reichte nicht aus, um ihr Gelenk komplett zu umschließen, aber sie drückte mit der Kraft eines Roboters zu.
    Satwa stöhnte vor Schmerz auf, warf den Kopf herum und erkannte, wessen Hand es war: Bhustrin. Mit einem Ruck zog die Kriegsordonnanz sie auf Vastrear, sorgte dafür, dass ihr ganzes Gewicht auf dem Vatrox lastete.
    Es genügte. Vastrear erlahmte. Ihm mussten die Kräfte ausgehen - oder er registrierte lediglich, dass es zu spät war, sich an Sinnafoch zu rächen.
    Die Vatrox holte zu einem Schlag aus, der Sinnafochs Kehle durchschneiden würde.
    Die Krallen glitzerten im Schein der Deckenleuchten, die Hand raste auf Sinnafoch zu, der den Schlag regungslos erwartete ...
    ... und verfehlte ihn.
    Ein gedrungener Körper raste von der Seite in die Frau, riss sie von den Beinen.
    Es dauerte einige Augenblicke, bis Satwas Verstand dem glaubte, was ihm die Augen mitteilten.
    Kruuper.
    Der Okrivar hatte sich auf die Vatrox gestürzt. Kruuper forderte sie zum Kampf heraus. Einen Kampf, den der ungelenke Okrivar nur verlieren konnte. Einen widersinnigen Kampf, begonnen in demselben Moment, als Kruupers Plan der Vollendung entgegengegangen war.
    Hatte der Okrivar den Verstand verloren?
    Vastrear erstarrte. Auch der Vatrox erfasste die Ungeheuerlichkeit des Anblicks.
    Die Frau kam hoch, schüttelte den Okrivar ab, als handele es sich bei ihm um eine federleichte, mit Hohlfasern ausgestopfte Puppe. Sie beugte sich über Kruuper. Der Okrivar wehrte sich nicht, wartete auf den tödlichen Schlag, der unweigerlich kommen musste.
    Er kam nicht. Weil Okrivar nicht Teil ihrer Mord-Programmierung waren? Weil ein Okrivar ein derart minderes Wesen war, dass sich selbst die geringe Mühe, es auszulöschen, nicht lohnte?
    Die Frau wandte sich ab, um Sinnafoch zu töten.
    Kruuper brüllte etwas. Er kam hoch, stürzte der Frau hinterher, klammerte sich an ihr Bein.
    Satwa vergaß das Blut, das aus ihrem Rücken rann, vergaß den Schmerz, vergaß, dass dieser Okrivar verrückt war, er mit seinem Verrat an Sinnafoch sein Leben ohnehin längst weggeworfen hatte.
    Tränen schossen ihr in die Augen. Sie wusste nicht, wieso. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass sie weinen konnte.
    Kruuper wollte sterben. Um jeden Preis. Er bettelte um den Tod.
    Die Vatrox gab ihm, was er wollte. Ihre Krallen bohrten sich in den Ärmel
    von Kruupers Schutzanzug. Zischend strömte unter Druck stehender Wasserstoff aus dem Anzug, als sie ihre Hand zurückzog.
    Kruuper ließ ihr Bein los, fiel auf den Rücken. Er streckte alle viere von sich wie ein hilfloser Käfer. Die Frau musterte ihn einige Augenblicke lang, als traue sie ihren Augen nicht, dann versetzte sie ihm den Todesstoß. Ihre Krallen schlitzten Kruupers Anzug quer über der Brust auf.
    Sie wandte sich ab, ohne dem sterbenden Okrivar einen weiteren Blick zu erübrigen.
    Sie war auf Sinnafoch aus.
    »Kruuper, nein!«, brüllte der Vatrox. Sinnafoch warf sich auf die Frau. Gegen jede Vernunft - der Vatrox hätte die Chance, die der Okrivar ihm eröffnet hatte, nutzen und die Flucht ergreifen sollen - und mit einer Wildheit, die sich aus grenzenlosem Schmerz nährte.
    Er überrumpelte sie.
    Die Vatrox riss die Arme hoch, um Sinnafoch abzuwehren, aber sie kam zu spät. Mit dem vollen Gewicht rammte der Vatrox gegen ihren Oberkörper und warf sie um. Die Frau kippte nach hinten, wedelte mit den Armen und prallte auf den Stahlboden des Labors.
    Satwa hörte das Brechen von Knochen, als ihr Hinterkopf ungebremst aufschlug. Die Frau erbebte - und erschlaffte. Eine Lache dunklen Bluts bildete sich um ihren Kopf.
    Sinnafoch beachtete es nicht. Er stützte sich auf die Frau, stieß sich ab und hastete weiter zu Kruuper. Neben dem Okrivar ging er in die Knie.
    Kruuper starb. Seine Glieder zuckten, trommelten in Krämpfen auf den Boden. Der Okrivar hustete bellend, hart, als er gleichzeitig erstickte und giftige Luft in seine Lungen drang.
    »Kruuper!«, brüllte Sinnafoch. »Nein! Lass mich nicht allein, bitte!«
    Der Vatrox warf sich über den bebenden Körper, versuchte verzweifelt, mit dem eigenen Körper den Riss auf der Brust Kruupers abzudecken. Vergeblich. Das Schlagen der Glieder verlor an Kraft, wurde langsamer und ...
    ... der Körper unter Satwa bäumte sich auf.
    »Equarma!«
    Vastrear warf Satwa ab. Sie war zu überrascht, um sich festhalten zu können. Hart kam sie auf,
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