Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
250 - Rückkehr nach Euree

250 - Rückkehr nach Euree

Titel: 250 - Rückkehr nach Euree
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Strömung hatte das Gefährt erfasst und trieb es schnell ab. Auch die Kanus mit den überlebenden Lords steuerten die Flussmitte an.
    Der EWAT war längst von der Brücke gerollt. Keinen Quadratzentimeter seiner Außenhülle konnte man noch erkennen - ein wuselnder Knäuel Taratzen bedeckte ihn vollständig. Schon rollte er in den großen Eingang der Titanglaskuppel hinein.
    »Da! Seht!« Aruula deutete in den Himmel. Ein zweiter EWAT flog vom anderen Themseufer heran. Er drehte eine Schleife über dem Strom, und dann geschah es…
    ***
    Dezember 2523 bis August 2525
    In einer Winternacht des Jahres 2523 geschah etwas, mit dem sie längst nicht mehr gerechnet hatten. Sie betraten gerade die zugefrorene Themse und wollten sich auf den Weg zum kürzlich geschlagenen Eisloch machen, um das anstehende Feiertagsessen durch ein paar Fische zu bereichern, als Merylbone den Lichtstrahl sah. Er riss sein Schwert aus der Rückenscheide und ging auf ein Knie nieder. Hawkins zog den Jagdbogen von der Schulter, spannte einen Pfeil in die Sehne und kniete sich neben ihn.
    »Eine Fackel«, zischte Merylbone.
    »Hast du schon mal Fackelschein gesehen, der einen Lichtbalken wirft?«
    »Vielleicht brennt es in einer der Ruinen und der Feuerschein fällt durch einen Schacht nach außen.«
    »Dann müsste der Schacht hin und her wandern.«
    Hawkins hatte recht: Es war ein gerader Lichtbalken, der auf der anderen Seite des Flusses aus der Maueröffnung einer Ruine fiel und die Dunkelheit zerschnitt, und er schwenkte unruhig hin und her.
    Sie hatten so lange kein Licht aus einer künstlichen Quelle mehr gesehen - drei Jahre lang - dass sie zuerst ihren Augen nicht trauten, als sie den tragbaren Scheinwerfer in den Pfoten einer der Taratzen sahen. Die Schwarzpelze waren zu fünft, und Merylbone und Hawkins hüteten sich, sie auf sich aufmerksam zu machen. Flach auf dem Eis liegend und nahezu unsichtbar in ihren weißen Winterpelzen beobachteten sie, wie die Mutanten in Richtung Big Ben abzogen.
    »Ich habe einen Scheinwerfer gesehen, und du?«, sagte Hawkins, als die Bestien verschwunden waren.
    »Einen Scheinwerfer«, sagte Merylbone mit heiserer Stimme.
    »Du weißt, was das bedeutet?«
    »O ja…« Merylbone nickte wie in Trance. »Die Elektronen fließen wieder. Aber wie lange schon?«
    »Keine Ahnung. Wir hätten es regelmäßig überprüfen müssen, verdammt!«
    Im Laufschritt eilten sie zurück zu einem der getarnten Schächte, die sie in der Umgebung der London Bridge Station angelegt hatten, und berichteten, was sie gesehen hatten. Es erschien ihnen wie ein Weihnachtswunder - zu schön, um wahr zu sein.
    Lady Warrington ging zu den Bündeln mit ihren Habseligkeiten. Wortlos wühlte sie darin herum, bis sie fand, was sie suchte. Sie stand auf und hielt den Palmtop der ehemaligen Queen in der Rechten. Ihre vier Gefährten drängten sich um sie herum, als sie ihn aufklappte und aktivierte.
    Das kleine Display flammte auf, das Konterfei eines blonden Mannes erschien darauf. Die meisten kannten ihn gut: Matthew Drax, der Mann aus der Vergangenheit.
    »Es ist also so weit.« Ihre Stimme zitterte leicht. »Versuchen wir es. Sofort, bevor sich das Wunder als kurzes Intermezzo entpuppt.«
    Sie reichte das kleine Gerät an Hawkins weiter. Von allen fünfen hatte er am meisten Erfahrung im Umgang mit Computern. Eine Zeitlang tippte er auf der Tastatur herum, sprach ein paar Codeworte in den Kleinrechner und schaffte es schließlich, die Verbindung mit Sir Leonards Palmtop im Bunker herzustellen. Über ihn gelang es ihm, ein Notaggregat zu aktivieren und ein kleines Segment der Zentralen Bunkerhelix hochzufahren.
    »Sie reagiert!«, rief er. »Sie reagiert tatsächlich!« Armadie und Merylbone klopften ihm auf die Schulter, die Frauen staunten mit ungläubigen Mienen.
    »Ich erwarte Ihre Befehle, Queen Victoria«, plärrte die Kunststimme der Zentralhelix verwaschen und metallen aus dem Palmtop. »Nach einer ersten Kontrolle muss ich empfehlen, den Bunker sofort zu evakuieren. Wasserschäden, defekte Schleusensysteme, aufgebrochene Wohnsegmente, Kurzschlüsse infolge von Feuchtigkeit und…«
    »Der EMP ist erloschen!« Hawkins stieß die Fäuste in die Luft und schrie seine Freude heraus. »Wir können uns die EWATs schnappen und die verdammten Taratzen zur Hölle schicken!«
    Kopfschüttelnd starrte Lady Warrington auf den Palmtop. »Wir bekommen noch einmal eine Chance, wie es aussieht.« Jetzt erst brach die Freude auch aus ihr hervor.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher