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249 - Showdown

249 - Showdown

Titel: 249 - Showdown
Autoren: Stephanie Seidel
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schließlich sprach, klang ihre Stimme erstickt und voller Sorge. »Dann müssen wir auf schnellstem Weg zu Maddrax. Bevor Daa’tan ihn umbringt.«
    »Da gibt es nur ein Problem«, erinnerte Rulfan sie. »Die Schlucht. Wir können beiden nicht fliegen. Wie sollen wir über den Erdriss kommen?«
    »Grao kann auch nicht fliegen«, erwiderte Aruula. »Wie hat er es geschafft?«
    Gute Frage. Darüber hatte Rulfan noch nicht nachgedacht. Aruulas simple Logik war bestechend: Der Daa’mure musste sich eine Möglichkeit geschaffen haben. Und wenn sie Glück hatten, würden sie sie erkennen, wenn sie zum Rand der Schlucht kamen.
    Entschlossen kämpften sie sich vorwärts. Boten ihre letzten Kräfte auf bei der Hatz durch den Tropenwald. War Grao noch hinter ihnen? Sie hörten ihn nicht, veranstalteten selbst aber so viel Lärm, dass er keine Mühe haben würde, ihnen zu folgen. Rulfans Hoffnung war, dass er mit seinem massigen Körper schlechter durch das Unterholz kam als sie beide. Seine Befürchtung war, dass er eine Form wählte, mit der er schneller vorankam.
    In nächsten Augenblick durchbrachen sie die Baumgrenze zur Schlucht. Sie taumelten bis zu deren Rand. Dort ging es schier endlos in die Tiefe.
    Sie sahen sich um. »Siehst du etwas?«, fragte Rulfan.
    »Nein… doch!«, ließ sich Aruula vernehmen. Sie beschattete ihre Augen mit der flachen Hand. »Was ist das dort drüben?« Sie wies nach links.
    Jetzt sah Rulfan es auch: Über den breiten Erdspalt spannte sich eine Liane, ähnlich der, die von der Felsnadel herab führte. Jemand hatte sie schwarz eingefärbt, sodass sie sich gegen das Dunkel der Schlucht kaum abhob. Vielleicht hatte Daa’tan mit seinen Pflanzenkräften auch ihren Farbstoff verändert. Von oben, aus der Luft, war sie mit Sicherheit gar nicht auszumachen, und vom Rand der Schlucht aus nur deshalb, weil sie sich im hinteren Teil gegen die gegenüber liegenden, helleren Felswände abhob.
    »Los, nichts wie hin!«, drängte Rulfan. »Grao wird nicht lange auf sich warten lassen!«
    »Meinst du, sie hält uns beide aus?«, fragte Aruula skeptisch, während sie die knapp fünfzig Speerlängen am Schluchtrand entlang liefen.
    »Wenn sie Graos Gewicht trägt…«, entgegnete Rulfan. »Außerdem haben wir keine Wahl. Wir haben keine Zeit, einzeln hinüber zu hangeln.«
    »Fühlst du dich fit genug?«, erkundigte sie sich besorgt.
    Rulfan dachte an seine gebrochene Rippe. »Es geht schon«, sagte er.
    ***
    Wieder verspürte Grao’sil’aana eine dieser unnützen Emotionen: Wut!
    Sein Plan ging schief! Nicht nur, dass Aruula die Impisi überlebt hatte – nun war auch noch Rulfan aufgetaucht! Grao wusste nicht, wie der Primärrassenvertreter sich befreien konnte, aber er musste es als Tatsache akzeptieren.
    Und nun flohen die beiden verhassten Menschen in den Dschungel! Er folgte ihnen und schüttelte dabei die Ameisen ab. Seine Haut aus Myriaden winziger Echsenschuppen war zu glatt, um ihnen einen Ansatz für ihre mörderischen Beißwerkzeuge zu bieten.
    Kurz blieb Grao stehen und lauschte, bestimmte die Richtung der beiden Flüchtenden, die sich nicht die Zeit nahmen, leise zu sein. Sie liefen in Richtung des Erdspalts.
    Das Unterholz bereitete ihm Probleme; zu oft blieb er darin hängen und musste sich mit brachialer Gewalt vorwärts wuchten. Bald nahm er die Gestalt eines großen Tygers an und kam nun rascher voran.
    Die beiden dürfen Daa’tan keinesfalls begegnen, dachte er, und sein Wut bekam einen Beigeschmack von Verzweiflung. Ich werde Daa’tan für immer verlieren, wenn herauskommt, dass ich die verdammte Barbarin gegen seinen ausdrücklichen Wunsch erneut umbringen wollte!
    Aber wie konnte er ihren Tod erklären?
    Grao blieb kurz stehen, als ihm die Lösung des Problems durch den Tygerkopf zuckte: Natürlich – die Schlucht! Er würde einfach behaupten, dass Aruula den Albino befreit hätte – warum hatte Daa’tan auch befohlen, sie zu schonen; da musste so etwas ja passieren! – und sie bei der gemeinsamen Flucht in den Erdriss gestürzt wären.
    Zufrieden hetzte er weiter. Ja, so würde es funktionieren. Und wenn Daa’tan inzwischen auch Mefjuu’drex endlich erledigt hatte, stand ihrer Zukunft in trauter Dreisamkeit nichts mehr im Wege: Daa’tan, er und Thgáan waren ein Gespann, das unschlagbar war.
    Blieben die Wachstumsschübe, das Erbe von Daa’tans pflanzlichen Genen. Höchstens zwei noch, und er würde vergreisen und sterben. Wenn es Grao’sil’aana zuvor nicht gelang,
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