Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
249 - Showdown

249 - Showdown

Titel: 249 - Showdown
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
aus seinen Fingern und Zehen wachsen, mit denen er sich drüben festkrallen und nach oben klettern konnte.
    Er überlegte nicht mehr lange, sondern sprang. Der Wind über dem Abgrund fing ihn auf. Lautlos segelte Grao zur anderen Seite hinüber. Etwa dreißig Meter unterhalb der Kante kam er dort an.
    Kurz vor dem Aufprall riss Grao die Arme nach oben und fand flach an die Felswand gepresst Halt. Er bildete die Flugmembranen zurück und begann zu klettern.
    Natürlich hatten Aruula und Rulfan die Abbruchkante längst erreicht; sie waren nicht mehr zu sehen. Aber bis zum Vulkankrater war es noch ein langer, beschwerlicher Weg. Er würde sie einholen, und dann…
    Der Gedanke gab Grao neue Kraft. Mit energischen Bewegungen rammte er seine Krallen immer wieder in den Stein und zog sich hoch, Meter um Meter. Unermüdlich, bis er oben anlangte. Erst dort verharrte er für einige Minuten. Auch seine Kraftreserven waren nicht unerschöpflich.
    Rechts von ihm ragte die Felsnadel am Fuß des Vulkans auf. Grao konnte die Liane sehen, die von ihrer Spitze herab baumelte. Ob Mefjuu’drex den Krater inzwischen erreicht hatte? Was geschah jetzt dort oben? Redeten Vater und Sohn miteinander – oder hatte Daa’tan ihn schon getötet?
    Weiter! Grao nahm wieder die Tygergestalt an und sprang los. Auch auf dieser Seite der Schlucht wucherte der Dschungel und machte ein Vorankommen schwer. Was aber den Vorteil hatte, dass man Spuren leichter entdecken und ihnen folgen konnte: abgerissene Blätter, geknickte Zweige, Fußspuren im weichen Waldboden oder Kerben, die ein Schwert wie das von Aruula geschlagen hatte.
    Als Grao’sil’aana auf eine Fährte stieß, glaubte er zunächst, sie stamme von der Barbarin und dem Albino. Dann aber ging ihm auf, dass hier nur einer unterwegs gewesen war. Mefjuu’drex?
    Aber was suchte Drax hier, hunderte Meter seitlich der Felsnadel? War er nicht auf direktem Weg zum Gipfel aufgestiegen? Grao musste sich entscheiden, wem er weiter folgen wollte. Keine Frage: der Barbarin und ihrem bleichhäutigen Freund. Drax musste den Krater längst erreicht haben.
    Er wollte sich gerade abwenden, als sein Blick auf ein Felsengesicht mit weit geöffnetem Mund fiel. Was bei Daa’mur ist das? Der Zugang einer Höhle?
    Er wollte Gewissheit haben. Wenn dies eines der Gräber war, von denen sie schon einige auf der Insel entdeckt hatten, konnte es sein, dass Drax Waffen darin fand!
    Waffen, mit denen er Daa’tan gefährlich werden konnte?
    Grao wechselte wieder in gewohnte Echsengestalt, nahm einen verrotteten Ast vom Boden auf und riss einige strohige Flechten von einem Stamm, umwickelte damit die behelfsmäßige Fackel. Als er durch den Eingang stürmte, ließ sich der Daa’mure eisenharte Fingernägel wachsen und schrammte damit die Wände entlang. Funken flogen, und Grao fing sie mit der Fackel auf. Es dauerte nicht lange, bis er die staubtrockenen Flechten in Brand gesetzt hatte.
    Bald erweiterte sich die Höhle, und seine Tritte hallten von den Felsen wider. Grao verlangsamte seinen Schritt, als ihm auffiel, dass sich die Flammen der Fackel höhleneinwärts bogen. Ein Luftzug! Die Höhle war ein Durchgang zum Krater! Drax würde also von einer Seite kommen, mit der Daa’tan nicht rechnete!
    Was soll ich tun?, zermarterte sich Grao den Kopf. Folge ich Aruula und Rulfan – oder Mefjuu’drex? Eine Zwickmühle, die ihn rasend machte.
    Die Statue, die jetzt vor ihm auftauchte, kam ihm gerade recht, um seine Wut an ihr auszulassen. Grao rammte ihr mit solcher Wucht die Faust ins Holzgesicht, dass der Kopf barst und die Stücke meterweit davonflogen. So wird es sein, wenn ich Mefjuu’drex zu fassen kriege!
    Grao war schon im Saal der toten Schamanen, als sich hinter ihm das Goldherz aus der schwankenden Statue löste. Ihr Sockel reagierte auf den Gewichtsverlust, setzte sich in Bewegung. Aufwärts.
    Tief unter dem Höhlenboden rumpelte etwas. Grao stutzte, blickte misstrauisch zurück. Das Geräusch hörte auf. Da war nur noch ein feines Knistern an den Wänden. Vielleicht hatte das Rumpeln die Mumien erschüttert und sie bewegten sich.
    Egal! Weiter!
    Er sah es nicht kommen. Ein schwarzer gezackter Spalt erschien im Höhlenboden, lief hinter dem Daa’muren her. Wurde schneller. Breiter. Seitenrisse bildeten sich, strebten in Windeseile auf die toten Schamanen zu, huschten die Wände hoch. Steinchen fielen zu Boden.
    Grao war nicht mehr weit vom Hallenausgang entfernt, glaubte sich verfolgt, fuhr herum. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher