Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
247 - Der Kerker der Pandora

247 - Der Kerker der Pandora

Titel: 247 - Der Kerker der Pandora
Autoren: Mia Zorn
Vom Netzwerk:
seiner Gemahlinnen hatte er eigentlich erwartet, dass sie für Ordnung im Frauenpalast sorgen würde und sich nicht noch an den Streitigkeiten beteiligte.
    Auch die Königin hatte sich weniger königlich, als eher zickig verhalten, nachdem ihr ein halbes Dutzend ihrer Anhängerinnen plötzlich in den Rücken gefallen waren. Die Damen warfen Elloa vor, dass sie deren Gemächer räumen ließ, um sie für sich selbst in Anspruch zu nehmen.
    So ganz zweifelsfrei konnte der Vorfall nicht geklärt werden. Doch inzwischen war hoffentlich ein für allemal Friede bei den Frauen eingekehrt. Pilatre hatte nämlich nach all der Aufregung mit jeder seiner Gemahlinnen ein wenig Zeit verbracht und sie seiner uneingeschränkten Zuneigung versichert. Die vergangene Nacht hatte er sich dann allein Elloa gewidmet.
    Der Gedanke daran zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Auch wenn die Königin ihm eine geschlagene Stunde lang vorwarf, als Herrscher zu nachgiebig zu sein, und ihm nahe legte, zum Wohle des Volkes ein wenig von seinem großen Herzen beschneiden zu lassen, entschädigte die gemeinsame Nacht ihn für all den Ärger. Diese Frau war ein Vulkan!
    Beim Frühstück gab er ihrem Wunsch nach, ein Regierungsamt zu erhalten, sobald sie mit ihm verheiratet war.
    Warum auch nicht?, dachte er jetzt. Je mehr Elloa mit anderen Dingen beschäftigt ist, umso weniger bietet sich ihr die Gelegenheit, mit den Frauen im Palais la femme zu streiten. Wieder nippte er an seinem Glas. Vielleicht im Kulturbereich oder…
    Laute Stimmen aus der angrenzenden Empfangshalle störten seine Überlegungen. Er richtete sich auf und lauschte. »Nein, das duldet keinen Aufschub. Meldet Prinz Akfat, dass wir von unserer Mission zurückgekehrt sind und ihn sofort sprechen müssen!«
    Verwundert erhob sich Pilatre aus seinem Sessel. Akfat hatte ihm nichts über eine Mission gesagt. Auf seinem Weg in die Halle stellte er sein Glas auf den Kaminsims und öffnete die Tür. Am Fuße der großen Treppe warteten zwei einfache Soldaten. Als sie den Kaiser sahen, salutierten sie. »Exzellenz!«
    Der Kaiser nickte ihnen zu. »Dürfen Wir erfahren, was so dringend ist, dass es keinen Aufschub duldet?« Nacheinander blickte er die beiden Männer an. Sie sahen müde aus und ihre Gesichter starrten von Dreckschlieren. Erst jetzt fiel ihm auf, dass auch ihre Uniformen über und über mit grauem Staub bedeckt waren. Es musste ja sehr dringlich sein, wenn sie es wagten, in einem solchen Aufzug den Palast zu betreten. »Welcher Einheit gehört ihr an?«, fragte er streng.
    »Ähm… Lysambwe… also der Hauptmann… wir gehören zu Hauptmann Lysambwes Einheit… unter dem Oberbefehl des Prinzen Akfat«, stammelte der Älteren der beiden. »Und dringend sind die Wucherungen, also die Pilze, Exzellenz.«
    Pilatre kniff die Augen zusammen. »Welche Pilze? Welche Wucherungen? Und wo befindet sich Hauptmann Lysambwe?«
    »Sein Trupp ist noch nicht zurück… also Kommandant Lysambwes Trupp, und…« Anscheinend bemerkte der Soldat den fragenden Ausdruck im Gesicht seines Kaisers und ging postwendend dazu über, vom Auftrag des Kommandanten zu berichten, im weiteren Umkreis um die Wolkenstadt nach Pilzwucherungen zu suchen, während der zweite Trupp mit Hauptmann Lysambwe und dem Gardisten Rönee den Waldgürtel um die Ebene in Augenschein nahm. »Und tatsächlich haben wir Pilzwucherungen entdeckt, Euer Exzellenz«, schloss er atemlos. »Sie sind nur noch wenige Kilometer von der Wolkenstadt entfernt«, versicherte er wahrheitsgetreu.
    Pilatre de Rozier war bleich geworden. Er bedankte sich bei den Soldaten für die Meldung und ließ sie abtreten. Dann schickte er nach Prinz Akfat. Er tigerte mit nach hinten verschränkten Armen zwischen zwei Säulen der Empfangshalle hin und her, bis sein Sohn vor ihm erschien, ganz außer Atem.
    Jetzt informierte Akfat seinen Vater mit zerknirschter Miene über die Abgesandten, die ihn vor zwei Tagen aufgesucht und von mysteriösen Vorfällen in den umliegenden Dörfern berichtet hatten. Er habe daraufhin Hauptmann Lysambwe damit betraut, der Sache nachzugehen. »Ich wollte dich vor deiner Hochzeit nicht mit Belanglosigkeiten belästigen, Vater«, sagte Akfat flehentlich. »Ich –«
    »Belanglosigkeiten?«, unterbrach der Kaiser seinen Sohn mit donnernder Stimme. »So also nennst du diese Katastrophe?« Mit ausholenden Schritten kam er zu Akfat. »Hast du je daran gedacht, dass dieser Pilz mit unserem Gefangenen in Verbindung stehen könnte, mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher