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247 - Der Kerker der Pandora

247 - Der Kerker der Pandora

Titel: 247 - Der Kerker der Pandora
Autoren: Mia Zorn
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Daa’muren handeln. Unruhig peitschte er mit seinem Stachelschwanz die Luft. So lange hatte er sich nach ihnen gesehnt, die Kommunikation mit ihnen vermisst. Warum zögerte er noch?
    Der Todesrochen hatte inzwischen das Dschungelgebiet hinter Nyaroby erreicht und flog eine Schleife. Auf seinem Rückweg zum Uferwald scheuchte er die großen Vögel bei der Ruine zwischen Siedlung und Dschungel auf.
    Dann hatte Thgáan eine Entscheidung gefällt. Was hatte er schon zu verlieren? Er konnte jederzeit umkehren, falls er einer Täuschung aufgesessen war. Zurückkommen, hierher an den Fluss. Er war ein freier Lesh’iye!
    Links von ihm erhob sich der grüne Gürtel des Uferwaldes. Auf der anderen Seite sah er die winzigen Häuser der Enkaaris. Wie Andronen wuselten die Primärrassenvertreter auf Pfaden und Wegen zum Ufer vor ihrer Siedlung hinab. Sie schienen es eilig zu haben. Selbst ihre riesigen Woorms waren schneller als sonst.
    Irgendetwas stimmte nicht! Thgáan legte die Flossen an und stieß in die Tiefe. Neben dem Rauschen des Windes hörte er nun ängstliche Schreie und das panische Trompeten der Woorms. Die Enkaaris flohen, und der Riesenrochen sah auch den Grund ihrer Flucht: Überall in der Stadt wimmelte es von grauen Pilzwesen. Sie krochen aus Rissen und Klüften im Boden, sie kletterten aus verfallenen Ruinen, sie kamen vom Dschungel und aus dem Uferwald. Ihre Gestalten waren so vielfältig wie die Fische im Meer. Hyeenas, Lioons und Tiger. Crooks und Taratzen. Barbaren und Krieger. Hunderte. Sie stürzten sich auf die Fliehenden, bohrten ihre faserigen Tentakel in die Leiber ihrer Beute und verschlangen sie.
    Thgáan hatte schon viele Grausamkeiten gesehen, doch diese hier erschütterte ihn bis ins Mark. Wütend stob er hinab und wischte mit seinen Riesenflossen über eine Ansammlung der hässlichen Kreaturen. Doch er konnte nichts gegen sie ausrichten. Es waren zu viele.
    Jetzt formierten sie sich, um die Enkaaris zu holen, denen die Flucht zu den Sandbänken gelungen war. Barak und Spenza! Waren sie noch beim Uferwald oder schon hier bei der Siedlung? Mit heftigen Schwingenschlägen flog der Rochen hinunter zum Strand. Annähernd fünfzig Enkaaris kauerten hinter den Leibern der Woorms, die wie Riesenbarrieren im Sand lagen. Auf dem Athi trieben Boote mit schreienden Frauen und weinenden Kindern. Und am Ufer flussaufwärts ritten ein halbes Dutzend Männer und Frauen auf ihren Tsebras herbei.
    Er hatte sie gefunden, seine Menschlein. Nebeneinander galoppierten sie dem künftigen Schlachtfeld entgegen. Auf ihren Gesichtern lagen Entsetzen und Furcht.
    Thgáan glitt zu den Reitern herab. Die Tiere wieherten und bäumten sich auf, doch der Todesrochen beachtete sie nicht. Er streckte seine Tentakel aus und riss die Jägerin und den Woormreiter aus ihren Sätteln. Einen Moment lang zappelten sie. Spenza schlug sogar nach ihm und Barah schrie. Als Thgáan jedoch in sicherer Höhe mit ihnen über die Siedlung flog, wurden sie still.
    Unter ihnen wogten die Pilzwesen wie eine graue Welle hinunter zum Strand. Nur für Sekunden waren das Brüllen der Woorms und die Kampfschreie der Enkaaris zu hören. Dann erstickte die faserige Masse jeden Laut von Mensch und Tier.
    ***
    Im Dorf am See
    Die Nachmittagshitze brütete über Spekgulf. Außer dem Wächter, der im Schutz der Palisaden vor sich hin döste, war niemand mehr auf dem Marktplatz zu sehen. Die Menschen hatten sich viel früher als sonst in ihre Hütten zurückgezogen. Lag das nur an der Hitze? Trauerten sie um die Wäscherin? Oder war Victorius’ Anwesenheit daran schuld? Der schwarze Prinz hatte sein provisorisches Lager in eine schattige Ecke neben der Veranda des Ratshauses verlegt und war dort, an die Holzwand gelehnt, eingenickt.
    Plötzlich schreckte er auf. Irgendwo hatte jemand geschrien! Doch jetzt war es still. Victorius stand auf und lauschte. Nichts. Drüben saß der Wächter mit gesenktem Kopf an die Palisaden gelehnt. Bei den Hütten blieb alles ruhig. Er musste geträumt haben.
    Der Prinz wollte sich schon wieder setzen, als er erneut einen Schrei hörte, diesmal lang gezogen und gellend. Er kam aus dem Ratshaus!
    Sali! Pilatre! Mit fliegenden Fingern packte er seinen Degen, rannte die Stufen der Veranda hinaus und zum Eingang. Verschlossen! Alleine würde er die Tür nicht aufbrechen können.
    Die Hintertür, schoss es ihm durch den Kopf. Jetzt schrie eine weitere Stimme und er hörte den kleinen Pilatre weinen. »Zu Hilfe!«, brüllte
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