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247 - Der Kerker der Pandora

247 - Der Kerker der Pandora

Titel: 247 - Der Kerker der Pandora
Autoren: Mia Zorn
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dem Pflanzenmagier?« Er blickte in die erschrockenen Augen seines Sohnes. Nein, Akfat hatte nicht daran gedacht. Pilatre ballte die Fäuste.
    »Aber ich habe die Zellen regelmäßig inspiziert«, entschuldigte Akfat, was nicht zu entschuldigen war. »Die beiden sind sicher verwahrt wie eh und je. Es ist ihnen unmöglich –«
    »Mon dieu! Ich hätte die Zofe mit dieser Aufgabe betrauen sollen! Bin ich denn nur noch von Dilettanten umgeben?« Er eilte zur Tür, riss sie auf und wandte sich an die beiden Leibwachen, die draußen standen und peinlich berührte Mienen zogen, weil sie seinen Wutausbruch durch die verschlossene Tür hatten hören können. »Informiert unverzüglich die Wachhabenden!«, befahl Pilatre. »Höchste Alarmbereitschaft. Doppelte Besetzung für sämtliche Zugänge der Stadt. Außerdem brauche ich die Unterstützung meiner Leibgarde unten beim Kerker. Die Männer sollen auf direktem Wege zur Aufzugsstation kommen. Compris?«
    »Jawohl, Exzellenz«, bestätigten sie im Chor und stürmten davon.
    »Meinen Degen, vite vite!«, rief der Kaiser seinem herbeieilenden Adjutanten zu. Als er durch das Eingangsportal nach draußen lief, hörte er hinter sich die brüchige Stimme seines Sohnes: »Ich begleite dich, Vater.«
    ***
    Im Kerker
    Grao’sil’aana beobachtete durch das umlaufende Fenster seiner Zellenhälfte die trinkenden Wächter. Zu jedem Wachwechsel trafen sie sich hier, um Flüssigkeit aufzunehmen. Am späten Nachmittag war die Hitze besonders schlimm, weil der Schatten der Wolkenstadt nicht mehr über der Kerkeranlage lag und die Sonne ihnen den Schweiß aus allen Poren trieb.
    Sogar die fünfköpfige Ablösung war heute träge und schon jetzt erschöpft. Grao erschienen die Männer so nachlässig wie lange nicht mehr. Was damit zusammenhängen konnte, dass Prinz Akfat, der seit einigen Tagen die Kontrollgänge absolvierte, im Gegensatz zu Victorius keine unangemeldeten Besuche durchführte.
    Morgen sollte nach langer Zeit wieder einmal eine Zelleninspektion durchgeführt werden. Währenddessen würden die Primärrassenvertreter ihre Gefangenen wieder mit Gas betäuben, um in aller Ruhe und mit der nötigen Gründlichkeit die Zellen zu untersuchen. Die Gefahr war groß, dass sie dabei den Spalt im Boden entdeckten, den Daa’tan bislang vor ihnen hatte verbergen können.
    Wenn sie also den Ausbruch wagen wollten, dann jetzt.
    Nur dass Daa’tan es nicht »Ausbruch« nannte, sondern »Angriff«, »Rachefeldzug« und »Massaker«. Grao schüttelte den Kopf. Er verstand sie nicht, diese Menschen. Genügte es nicht, erst einmal zu entkommen? Waren sie erst in Sicherheit, würden sie weitere Pläne schmieden können. Aber nein – der Junge wollte wieder einmal mit dem Kopf durch die Wand, und Grao würde ihn davon nicht abhalten können. Nun, zumindest waren ihre Chancen durch die gelungene Kontaktaufnahme mit Thgáan um ein Vielfaches gestiegen. Er würde bald hier eintreffen.
    In seinem Rücken hörte er Daa’tan toben. »Ich hatte schon seine Frau und das Kind«, zeterte er. »Und ihn hätte ich auch noch erwischt, wenn diese vielen Fackeln nicht gewesen wären.«
    Grao warf einen besorgten Blick zu den trinkenden Wachen hinüber, aber die zeigten keine Reaktion, schwatzten träge miteinander. Die Wände des inneren Kerkers waren einen Meter dick und wurden nur von einigen fingerdünnen Belüftungsröhren im oberen Teil durchbrochen, durch die kaum ein Ton nach draußen drang. Trotzdem sollte Daa’tan vorsichtiger sein. Allein seine Gestik könnte die Aufmerksamkeit der Wachen erregen.
    Er sprach von seiner missglückten Jagd auf den schwarzen Prinzen irgendwo am Ostufer des Victoriasees. Grao war gleichermaßen beeindruckt und beunruhigt, dass es dem Jungen tatsächlich gelungen war, eine Symbiose mit dem gigantischen Pilzlebewesen einzugehen. Jetzt gierte Daa’tan danach, diese neu gewonnene Kraft auch in der Wolkenstadt einzusetzen.
    Aber dafür war es noch zu früh. Sie mussten auf Thgáan warten. Mit seiner Unterstützung würde es um einiges leichter werden.
    Nachdenklich starrte Grao auf die beiden Kristallsplitter in seiner schuppigen Hand. Bis jetzt hatte er noch keinen direkten Kontakt zu dem Lesh’iye aufnehmen können; Thgáan war noch zu weit entfernt. Was er jetzt brauchte, war Ruhe und die Gelegenheit, es noch einmal zu versuchen.
    Grao verließ seinen Platz an der Scheibe und ging hinüber zu den schmalen Öffnungen zwischen den beiden Zellen. »Bist du dir sicher, dass
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