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247 - Der Kerker der Pandora

247 - Der Kerker der Pandora

Titel: 247 - Der Kerker der Pandora
Autoren: Mia Zorn
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seine mentale Reise hatte.
    Darum war es auch nicht verwunderlich, dass ihn das Auftauchen der daa’murischen Präsenz wie ein Keulenschlag traf. Er verharrte. Er lauschte. Der Todesrochen?
    Langsam ertastete er die vertraute Aura. Doch plötzlich war sie verschwunden. Gleichzeitig schlugen ihm Flammen entgegen. Feuerzungen leckten nach seinem Faserleib. Daa’tan fluchte: Die Bevölkerung am Fluss war dabei, das Pilzgeflecht zu vernichten!
    ***
    Zwischen Taraganda und dem Victoriasee
    Langsam wie eine Schnecke wankte Rulfan über das grasbewachsene Hügelplateau. Eine Decke um seine Schultern und den Säbel in seiner Hand, quälte er sich Schritt für Schritt vorwärts. Die Krankheit saß immer noch in seinen Knochen. Vielleicht auch nur die Schwäche vom tagelangen Herumliegen: Nachdem er sich vor drei Tagen von Victorius verabschiedet hatte, befielen ihn nur wenige Stunden später heftige Magenkrämpfe. Zunächst dachte er, dass der Fisch, den sie gegessen hatten, verdorben gewesen war. Doch dann folgten Fieber und Gliederschmerzen.
    Er schlug ein Lager in der Nähe eines Baches auf. Die meiste Zeit schlief er oder trank Unmengen Wasser. Heilkräuter, die er sammelte, halfen bei seiner Genesung. Alles in allem hatte er eine düstere und einsame Zeit hinter sich. Dennoch wollte er sie nicht missen.
    Der Albino blieb stehen und blickte zum Halbmond, der wie eine abgeschnittene Scheibe am sternenklaren Himmel hing. Denn eines war ihm klar geworden: Ohne seine Geliebte würde er nirgendwo hingehen. Victorius hatte Recht. Lay musste selbst entscheiden, ob sie ihn nach Euree begleiten wollte. Doch jetzt würde er nichts unversucht lassen, sie dazu zu überreden.
    Mit einem zufriedenen Lächeln setzte er seinen Weg fort. Als er den Rand des Plateaus erreicht hatte und sich an den Abstieg machte, konnte er kaum noch die Augen offen halten, so müde war er. Doch die Sehnsucht nach Lay trieb ihn vorwärts. Weit konnte sie nicht mehr sein: im Waldhang am Rücken des Plateaus, so hatte der Alte gesagt, der vor Stunden mit einer Gruppe Männer und Frauen an Rulfans Nachtlager vorbeigezogen war. Merkwürdige Leute, die nicht an sein Feuer kommen wollten und ihn anstarrten, als wäre er ein Geist.
    Nur der Alte kam. Er berichtet von einem Überfall auf ihr Dorf und dass sie auf dem Weg in die größeren Siedlungen beim Victoriasee seien. Das erklärte das eigenartige Verhalten der Leute. Wer sie überfallen hatte, konnte der Alte nicht sagen. Er redete von Dämonen und Geistern aus dem Wildwald und versuchte ihn zu überreden, mit ihnen zu ziehen. Doch der Mann aus Salisbury wollte nicht. »Sei auf der Hut«, warnte der Alte beim Abschied. »Seltsame Gestalten treiben sich in dieser Gegend herum. Im Waldhang lagert eine wilde Frau mit einem Zilverbak und einem Wolfshund!« Vor lauter Freude wäre Rulfan dem Mann beinahe um den Hals gefallen. Kaum waren die Fremden weg, packte er seine sieben Sachen und brach auf.
    Als er nun den Wald betrat, in dem sich Lay und Chira und vermutlich Zarr aufhalten sollten, wurde ihm ganz warm ums Herz. Sie mussten in der Nähe des Pfades lagern, sonst hätte der Alte sie nicht gesehen. Rulfan lauschte und suchte nach Feuerschein. Und tatsächlich glaubte er in der Ferne ein schwaches Licht flackern zu sehen. Die Müdigkeit und die Schwere seiner Glieder waren wie weggeblasen. Mit federnden Schritten lief er auf das Licht zu.
    Doch es kam nicht vom Nachtlager seiner Liebsten, sondern von weiteren Flüchtlingen. Eine Karawane von annähernd zwei Dutzend Menschen kroch dort den Pfad hinauf. Überwiegend Frauen und Kinder, die von einer Handvoll bewaffneter Männer angeführt wurden. Rulfan sah ein Gewehr, Knüppel und Äxte. Einige trugen brennende Fackeln in ihren Händen. Als sie ihn entdeckten, ließen sie den Zug halten. »Wohin?«, rief einer der Bewacher und richtete seinen Gewehrlauf auf den Albino.
    Rulfan versuchte ruhig zu bleiben. Die Leute hatten wahrscheinlich Schreckliches durchgemacht und ihr Misstrauen war verständlich. »Ich bin auf dem Weg nach Taraganda«, antwortete er freundlich.
    Der Sprecher senkte seine Waffe. Er mochte ein paar Jahre älter als Rulfan sein und trug eine schwarze Klappe über seinem linken Auge. Flankiert von zwei breitschultrigen Burschen, kam er näher. Kaum dass ihr Fackellicht Rulfans Gesicht beschien, erhob sich ein erschrockenes Raunen unter den wartenden Frauen. »Er ist einer von ihnen! «, rief eine gellende Stimme. »Ein Geist!«
    »Schaut nur
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