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239 - An der Pforte des Hades

239 - An der Pforte des Hades

Titel: 239 - An der Pforte des Hades
Autoren: Mia Zorn
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heiß und kalt.
    Dennoch gab es kein Zurück mehr. Der Flächenräumer war die einzige Hoffnung der Menschheit, den Streiter aufhalten zu können. Und die Waffe Crow zu überlassen wäre blanker Wahnsinn. Matts Blick fiel auf Aruula, die neben ihm eingeschlafen war. Er nahm eine weitere Decke und legte sie über die Gefährtin. Dann beugte er sich zu ihr und küsste sie sanft auf die Stirn.
    »Wir nähern uns der Risswelt!«, rief Chacho nach hinten. »Ich brauche jetzt hier vorne jemanden.«
    Matt grinste. Mit jemanden meinte Chacho für gewöhnlich Aruula. Aber im Moment würde er mit ihm vorlieb nehmen müssen. Er kletterte über die gegenüberliegenden Sitze. Dabei fuhr ihm ein brennender Schmerz durch die Hand, in die Kor’nak ihn gebissen hatte. Zwar war die tiefe Fleischwunde mit Heilpaste und Verband versorgt, dennoch tat sie bei bestimmten Bewegungen höllisch weh. Bei Chacho angekommen, übernahm er das Lenkrad.
    »Such dir einen Bezugspunkt und halte den Kurs«, sagte der Einsiedler knapp. Dann setzte er sein Fernglas auf den schmalen Sichtschlitz seiner Gesichtsvermummung. »Übrigens, dein Revolver liegt in meinem Tornister. Hab ihn im Schnee bei der Spalte gefunden.«
    Das waren gute Nachrichten, und Matt wollte sich bei dem Einsiedler bedanken. Doch der ließ ihn erst gar nicht zu Wortkommen. »Wir sind zu schnell«, brummelte er.
    Da war er wieder, der alte Höhlen-Zottel. Seit dem Vorfall am Eisriss ging das nun schon so. Matt nahm es ihm nicht übel und betätigte die Bremse. Unter sich hörte er die Fellringe um die Kufen einklinken. Sofort verlor der Schlitten an Fahrt.
    In den letzten Tagen war er gar nicht mehr aus dem Staunen herausgekommen, mit welchen Schikanen der Einsiedler das Kufengefährt ausgestattet hatte. Es war vorne und an den Seiten mit batteriebetriebenen Lampen bestückt, die bei schlechter Sicht oder bei Dunkelheit den Boden über eine weite Strecke ausleuchten konnten. Ohne sie hätte Chacho niemals die engen Passagen gefunden, die frei waren von Gletscherspalten und Eisrissen.
    Die beiden aufgeblähten Segel am Heck des Gefährts ließen sich über das Armaturenbrett einstellen. Sie waren mittels feiner Drähte mit den entsprechenden Knöpfen und Schaltern verbunden. Auch eine faltbare Schutzkuppel ließ sich automatisch ausfahren. Chacho hatte dafür eine Pneumatik aus einem verschrotteten Hovie verwendet.
    Matt starrte konzentriert aus dem Fenster. Ihr Schlitten glitt über einen engen Pass zwischen unzähligen Formationen aus Eis und Schnee hindurch. Manche waren so groß wie Häuser, andere nicht größer als eine Hundehütte. Dahinter hing die Sonne wie eine blasse Scheibe über dem Horizont. Ein Geruch lag in der Luft, der Matt an die frisch gewaschene Wäsche in der Bügelstube seiner Großmutter erinnerte. Und die weiße Welt um ihn schien wie aus Glas zu sein.
    Nach einiger Zeit öffnete sich der Pass. Linkerhand lag nun eine weite Ebene, durch die sich aderförmig Eisrisse zogen, und rechts erhoben sich wellenförmige Eisformationen.
    Ein wenig später bedeutete Chacho ihm, anzuhalten. Matt holte die Segel ein und ließ den Schlitten ausgleiten. Suchend schaute er sich um. Weder auf der Ebene, noch bei den Eisbergen entdeckte er etwas, dass nach einem Einstiegsschacht aussah. Er warf Chacho einen skeptischen Blick zu. »Bist du dir sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher«, antwortete Chacho mit belegter Stimme. »Schließlich habe ich hier fast zwei Jahrzehnte gelebt.«
     
    ***
     
    Crow war wie vom Donner gerührt gewesen, als er aus der Luft mit ansehen musste, wie Agat’ol und dieser andere Hydrit in der Eisspalte umkamen. Danach hatte er fassungslos beobachtet, wie der zottelige Schlittenführer und die Barbarin Matt Drax aus dem Eisriss holten. Es tröstete ihn wenig, dass nun auch für diesen verfluchten Commander aus der Vergangenheit die Reise zu Ende war. Denn auch er brauchte einen hydritischen Übersetzer, um die Waffe zu bergen. Umso mehr erstaunte es ihn, dass die Gemeinschaft nicht umkehrte, sondern ihren Weg fortsetzte.
    Und auch jetzt noch, als sein Gleiter neben dem verlassenen Schlitten landete, fragte er sich, wie Drax ohne Agat’ol in die Anlage kommen wollte. Nun, bald werde ich es wissen. Während sich das Einstiegsschott öffnete, und seine Warlynnes ausschwärmten, zog er sich seinen Fellmantel über die Uniform und wartete auf die Rückkehr von Cleopatra und ihrem Suchtrupp. Ulysses und Penthesilea waren nach dem Kälteschock bei der
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